Heute wache ich 5 Minuten vor dem Wecker auf und ein wunderschöner Sonnengaufgang begrüßt mich in der Küche. Nach einem Morgengruß bereite ich einen Morimoto Sencha Tokujou zu und wecke damit Geli.
Die Vorfreude auf unsere zweite Japanteereise ist riesengroß. Nach dem Frühstück bleibt sogar noch Zeit, um einen Matchatee im Garten am Teich zu trinken.
Schon morgen Mittag werden wir in Miyazaki eintreffen. Unsere erste Station wird der Teegarten von Haruyo und Shigeru Morimoto sein, die so viele tolle Tees produzieren. Letztes Jahr haben wir ihre Teefelder vor der Ernte besucht, diesmal können wir dabei sein, wenn geerntet und produziert wird. Wir freuen uns sehr auf ein Wiedersehen mit diesen lieben Menschen. Im Februar hatten sie uns zusammen mit Dietmar und Tobias von Marimo in Kiel besucht und mit vielen unserer lieben Stammkunden Tees verkostet, ihre Arbeit per Vortrag präsentiert und viele Fragen geduldig beantwortet.
Den größten Teil unseres Aufenthalts werden wir mit Tobias Roesch und Dietmar Segl von Marimo Tee, einem unserer Teelieferanten, unterwegs sein. Das besondere an Marimo ist, daß sie ihre Tees direkt vorort bei den Familienbetrieben kaufen und nicht bei einer Großhandelsfirma. Sie pflegen freundschaftliche Geschäftsbeziehungen mit den Familien und sind auf den Import für Biotees spezialisiert.
Juhu, Japan wir kommen!
Besuch in Kiel im Februar 2016, v.l.n.r.: Oliver Hartleib vom TKK, Tobias Roesch und Dietmar Segl von Marimo Frankfurt, Angelika Hartleib vom TKK, Harujo und Shigeru Morimoto aus Japan
Teil 1 von 7
6./7. Mai zu Besuch bei Familie Morimoto in Miyazaki
Über Hamburg, Amsterdam und Osaka landen wir nachmittgas in Miyazaki. Am Flughafen begrüßt uns Tobias von Marimo und dann geht es mit dem Zug weiter nach Kawaminami. Kurze Zeit später sind wir im Teegarten der Morimotos. Nach einer herzlichen Begrüßung trinken wir zusammen unseren ersten Shincha 2016. Es gibt auch leckere Gemüsesnacks aus der Region, denn bei diesem feuchtwarmen Klima wächst nicht nur der Tee gut und die Morimotos essen gerne regionale Produkte.
Heute wird im neuen Fabrikgebäude einer unserer absoluten Lieblingstees final verarbeitet – der GO EN! Nachdem wir noch einige leckere Tees getrunken haben, fahren wir zum gemeinsamen Abendessen und checken dann müde aber glücklich in unser Hotel ein.
Während der langen Reise brauchen wir hin und wieder etwas grüne Energie und mixen uns schnell mit kaltem Wasser einen erfrischenden Matcha mit dem TKK-Shaker
Die Wiedersehensfreude ist groß ...
... und wird gleich mit frischem Shincha gefeiert
Shigeru Morimoto genießt seinen selbst produzierten Bio Grüntee
Das erste Frühstück im Hotelzimmer: Sojamilch mit Müsli aus Teeschälchen mit frischem Shincha
Am nächsten Morgen geht es gleich wieder zum Teearten, denn dort geht es heute mit der Ernte weiter. Es werden heute zwei Strauchsorten geerntet. Angefangen wurde morgens um 6 Uhr mit unbeschatteten Oku Midori Sträuchern, diese Blätter sind ein Bestandteil eines unserer beliebtesten Senchatees, Morimoto Sencha Tokujou.
Als zweite Strauchsorte werden beschattete Oku Yutaka Teeblätter geerntet. Sie sind ein Bestandteil des beliebten Morimoto Sencha Fukamushi.
Leider ist heute eine Maschine defekt, deshalb müssen die Beschattungsnetze mit der Hand abgedeckt werden. Diese Arbeit erledigen die beiden Töchter Yuki und Tae. Zur Erntezeit hilft in diesem Betrieb die gesamte Familie.
Hier sind die Teebüsche noch mit den Beschattungsnetzen zugedeckt
Frisch abgedeckt strahlt die knackig grüne Farbe besonders intensiv
Die beiden Töchter Tae und Yuki nehmen die großen, langen Netze ab
Die Netze sind nicht komplett dicht, sondern lassen noch ca. ein Drittel vom Licht durch
mit diesen Klammern werden die Netze an den unteren Ästen der Teebüsche außen befestigt
Yuki ist auch bei dieser harten Arbeit gut gelaunt
Die beiden jungen Frauen ackern im wahrsten Sinne des Wortes ...
... sind dabei aber stets fröhlich und die lustige Yuki macht auch gerne mal Quatsch ^^
knackfrische, zarte Blattknospe
Dieses strahlende Grün ist völlig autenthisch, ohne Filter und komplett unbearbeitet
Kurze Zeit später kommt Harujo mit der Erntemaschine, um mit dem Schneiden der Teesträucher zu beginnen. Sie ist die einzige, die diese Maschine fährt. Wir dürfen heute beide einmal mitfahren und sogar kurz die Steuerung übernehmen, was großen Spaß macht.
Die kernigen Frauen haben ihre Ernte voll im Griff
hinten rotieren die Auffangsäcke und werden so gleichmäßig befüllt
hier kann man den Schnitt sehr gut erkennen
Harujo Morimoto in ihrem Element mit ihrer Erntemaschine - auch hier kann man sehr gut den Höhenunterschied der Teesträucher vor- und hinter der Maschine sehen
Olli freut sich riesig, daß er eine Runde mitfahren darf ...
... und er darf sogar selber das Steuer übernehmen - wow was für eine große Freude
Mit 67 dermaßen fit und fröhlich - das ist schier unglaublich - die beiden schwören ja auf ihren Tee als Jungbrunnen ;o)
Nach ca. 10 Minuten sind die Auffangsäcke prall gefüllt und werden abgehängt
Olli hilft gerne mit und ist überrascht wie schwer die Säcke sind
Vom Feld geht es für die gefüllten Säcke mit einem kleinen Laster zur Arachafabrik die direkt neben den Feldern am Wohnhaus liegt. Dort kommen die Teeblätter in einen Container, von welchem sie in kleinen Portionen ihren Weg durch die verschiedenen Verarbeitungsprozesse durchlaufen.
Anhand dieses Erntetages als Beispiel haben wir den separaten Teil 7 des Reiseberichtes der Verarbeitung von japanischem Grüntee gewidmet und gehen darin gesondert und intensiv auf Technik und Verarbeitungsprozesse ein.
Auch die beiden Enkelkinder und der Schwiegersohn helfen während der anstrengenden Erntephase mit (Kinder und Ehemann von Yuki)
Nach einem weiteren frisch-fruchtigem Shincha geht es für uns mit neuer Energie in die Teefabrik. Shigeru und Tobias können uns wirklich alle Fragen ausführlich beantworten. Wir sehen an welchen Stellen Shigeru die Verarbeitung besonders genau kontrolliert, z. Bsp. nach der Dämpfung, nach der Auflockerung und während des Rollens.
Tee wird zu unserer großen Freude immer wieder genossen
Pantoffeln haben in Japan eine besondere Bedeutung und man sieht sie überall, so auch in den Teefabriken - weder Wohnräume noch Fabriken dürfen mit Straßenschuhen betreten werden und es gibt sogar extra WC-Pantoffeln
Frisch gedämpfte, noch heiße Teeblätter
Olli will alles ganz genau wissen und guckt in jede Luke rein
Direkt aus der Rollmaschine, noch nicht im Ofen getrocknete Teeblätter
Tobias kennt sich hier sehr gut aus, denn er hat bereits mehrere Jahre während den Ernten geholfen
Shigeru Morimoto in seiner kleinen Teefabrik an den Senchablatt-Rollmaschinen
nach der Sencharollmaschine bevor der Tee in den Ofen zur Trockung kommt und zu Aracha (Rohtee) wird
Shigeru begutachtet die Blätter regelmäßig nach jedem Verarbeitungsschritt
Shigeru Morimoto spricht mit Tobias und Dietmar von Marimo über die frisch gedämpften, feuchten Teeblätter. Zusammen mit dem Meister haben sie viele neue Tees kreiert und verfügen über eine große Fachkompetenz.
Besonders nach dem Start der Produktion werden einige Maschinen noch nachjustiert (z. Bsp. Dämpfungzeit, Dampfdruck und Intensität des Rollens).
Es ist sehr interessant, den Verlauf und die Veränderung der Teeblätter zu verfolgen. Glücklicherweise sind sie während der Verarbeitung immer wieder sicht- und greifbar.
Nach einem weiteren frischen Arachatee (Aracha = noch nicht endverarbeiteter Rohtee) den wir wieder in der Küche genießen, fahren wir mit Tae, der jüngeren Tochter zu den Teefeldern, die nicht direkt am Haus liegen.
frischer Aracha ist ein Hochgenuss
frisch aufgegossenen Teeblätter des Aracha
Die Familie Morimoto hat auf den knapp 8 ha nicht nur viele verschiedene Strauchvarietäten, ihre Felder sind auch ganz bewußt an unterschiedlichen Standorten, denn bei möglichen Problemen wir Schädlingsbefall, wären nicht gleich alle Felder betroffen.
Tae spricht gut Englisch, denn sie war zwei Jahre in Kanada. Mit großer Begeisterung und Freude zeigt sie uns die Teefelder. Ihr Lieblingstee wächst auf einem etwas höher gelegenen Feld mit Yabukitasträuchern. Daneben sehen wir ein Feld mit jungen Büschen der Minami Sayaka die gerade mal ein Jahr alt sind und frühestens in fünf Jahren geerntet werden können.
In weiteren Verlauf unserer Teegartentour sehen wir auch Teebüsche der Benifuuki aus denen unser Katechinpulvertee produziert wird.
Teefeld der Familie Morimoto
Einjähre Babypflänzchen der Strauchsorte Minami Sayaka
Das gesamte Feld der Minami Sayaka Jungplänzchen - es macht unfassbar viel Arbeit die Beikräuter manuell zu entfernen - am Ende kann man gleich wieder von vorne beginnen (dafür werden die Bauern weder von Kopfschmerzen noch von Müdigkeit geplagt, was bei konventionellem Anbau durch die Pestizide leider häufig vorkommt)
Diese vier Reihen Benifuukipflanzen werden zu dem beliebten Katechintee - die Blätter sind etwas ledriger und haben, frisch vom Busch verzehrt, einen herben Geschmack
Tae beantwortet dem Olli geduldig all seine vielen Fragen
Olli im Teeglück
Im Meer aus Tee umgeben von betörendem Duft - Heaven für Geli und Olli vom TKK
Tae sammelt junge, zarte Blätter, um später für uns Teeblätter-Tempura zuzubereiten
Auf dem Rückweg halten wir an einem Shintotempel. Tae erklärt uns einiges über diese Religion, die Parkanlage und der Tempel beeindrucken uns sehr.
Tae zeigt uns einen traditionellen Shinto-Schrein
In dieser Gegend gibt es riesengroße, wunderschöne Bambuswälder
Kurz nach der Rückkehr zum Haus der Morimotos gibt es wieder leckeren Tee. Unsere Gastgeschenke und ein Bildband über Kiel kommen bei der ganzen Familie so gut an, daß wir ihnen mehr Bilder unseres Ladens und ihres Besuches im Februar zeigen. Es ist wirklich schön, wie sehr sie sich freuen und wieviel sie lachen.
Immer wieder dürfen wir traumhafte Tees beschnuppern ...
... und genießen
Diese frischen Tees schmecken wahnsinnig grün, hocharomatisch und bleiben sehr lange auf der Zunge
Danach gibt es köstliches Gartengemüse, Misosuppe, Sobanudeln und sensationelles Teeblatt-Tempura zum gemeinsamen Abendessen. Natürlich trinken wir auch wieder frischen Shincha. Dieses grüne Getränk macht schon ein bißchen süchtig ...
Harujo frittiert frisches Gemüse- und Teeblatt-Tempura
Ein absoluter Hochgenuss und definitiv ein kulinarisches Highlight - Sincha-Tempura
Die gemütliche Küche der Morimotos
Die 92-jährige Uroma lässt es sich nicht nehmen mitzuhelfen - denn wer rastet, der rostet ...
... da ist es ja völlig klar, ...
..., daß die alte Dame viel Grüntee konsumiert
Ein toller Tag geht zu Ende und wir müssen uns von der gastfreundlichen Familie Morimoto verabschieden. Die hat noch lange keinen Feierabend, weil die tägliche Reinigung der kleinen Fabrik und aller Maschinen bis tief in die Nacht andauern wird.
HIER geht es weiter zum Teil 2 über den Teegarten Sakura-No