Familienteegarten Kadota, 2. Oktober 2023
Nach fünf Jahren sind wir wieder zu Gast bei Yusuke und Junji Kadota in Miyazaki. Das Drehen eines Portrait-Videos für die Mini-Doku-Reihe "GESICHTER HINTER DEM TEE" ist auch hier ein zentraler Bestandteil unseres Besuchs. Die warme Begrüßung und spürbare Freude beim Wiedersehen prägen die Atmosphäre. Bei einem Mizudashi aus Kamairicha nehmen wir uns Zeit für ausgiebige Gespräche und viele Fragen.
Der Teeanbau in Yusukes Familie begann vor rund 70 Jahren durch seinen Großvater. Wie die meisten kleinen Teebauern in der Region, verarbeitete auch er seinen Tee traditionell als Kamairicha. Über Nacht welken die geernteten Teeblätter und werden anschließend trocken erhitzt. Dieser Schritt ersetzt das Bedämpfen, das heutzutage bei 99% der japanischen Grünteeherstellung angewandt wird. Nach dem Erhitzen werden die Blätter geknetet und passieren drei Trockentrommeln, wo sie nicht nur trocknen, sondern auch ihre charakteristische leicht gekrümmte Form erhalten. Diese unterscheidet sich markant von den nadelförmigen Blättern des Sencha, der in speziellen Maschinen gefertigt wird. Yusuke hebt hervor, wie sehr er die natürlich entstandene Blattform ihres Kamairichas schätzt.
Im letzten Schritt der Verarbeitung gelangen die Teeblätter in fünf Kamas (Woks), wo sie ihr charakteristisches Aroma erhalten. Die Intensität und Dauer dieses finalen Schrittes bestimmen das Geschmacksprofil des Tees – von süßlich, klar und leicht kühl bis hin zu nussig und warm mit einem Hauch von angenehmen Röstnoten.
Vor 12 Jahren haben Yusuke und sein Vater Junji den Teegarten übernommen und begannen vor 8 Jahren die Umstellung auf biologischen Anbau. Sie trafen die Entscheidung, nicht länger Pestizide zu verwenden, um sowohl ihre eigene Gesundheit als auch die der Teegenießer zu schützen.
Bei der Umstellung auf Bio-Anbau erhielten Yusuke und sein Vater Junji Unterstützung durch den befreundeten Teegarten Morimoto.
aus der Nachbarschaft, der wertvolle Ratschläge beisteuerte. Nach einer zweijährigen Übergangsphase mit signifikanten Ernteausfällen passten sich die Pflanzen an die natürlichen Anbaumethoden an. Biologischer Dünger wird auch heute noch verwendet, um die Pflanzen zu kräftigen und den Geschmack des Tees positiv zu beeinflussen.
Yusuke und Junji haben sich neben der Kamairicha-Produktion auch auf die Herstellung von Koucha (japanischem Schwarztee) spezialisiert. Die Teeblätter werden nach dem Welken direkt in die Knet- und Rollmaschine gegeben. Die Oxidationsphase erfolgt in einer sich leicht drehenden Trommel, die unter Luftzufuhr arbeitet. Die erste Trocknungsphase findet in einer zweiten Trommel statt, und in der dritten Trommel wird bei Temperaturen von 140-150 Grad die Oxidation gestoppt. Zum Abschluss erhalten die Schwarzteeblätter in den Kamas ihre letzte Erhitzung, welche maßgeblich zum besonderen Aroma dieses Tees beiträgt.
Vater und Sohn Kadota haben dieses Jahr ihren Teegarten um ein weiteres Feld von 0,6 Hektar erweitert, welches voraussichtlich nächstes Jahr bio zertifiziert wird. Mit dieser Erweiterung bewirtschaften sie nun insgesamt 3,2 Hektar. Die meisten Arbeiten bewältigen sie zu zweit, nur ab und zu springen Freunde und Bekannte ein, um beim Unkrautjäten zu helfen. Die gesamte Ernte und Verarbeitung erfolgt in Eigenregie, was weitere Vergrößerungen des Teegartens vorerst ausschließt.
Am Nachmittag zeigen uns die Kadotas ihr Feld am Hang des Arasaki Berges. Dort wachsen kräftige Yabukita-Pflanzen, aus denen jährlich unser Kadota Aracha Shincha und der Arasaki Tokujou Kamairicha produziert wird.
Das Feld erstreckt sich idyllisch am Hang, umgeben von Bäumen, und an einer Stelle bietet sich ein atemberaubender Blick auf den Pazifik. Yusuke und sein Vater schätzen diesen Ort sehr. Yusuke teilt uns mit, wie glücklich er über seine Entscheidung ist, schon mit 24 Jahren voll in die Teegartenarbeit eingestiegen zu sein. Er genießt die Arbeit in der freien Natur und den Umgang mit dem Tee, den er auch täglich selbst trinkt. Während unseres Besuchs verwöhnen sie uns durchgehend mit Mizudashi von Kamairicha und Koucha sowie mit heißem Tee.
Nach einem herzlichen gemeinsamen Abendessen entzünden wir unter dem Sternenhimmel vor dem Teefeld noch ein kleines Hanabi, das wie Wunderkerzen in der Nacht funkelt. Mit dem Ende dieses außergewöhnlichen Tages und während ich diese Zeilen schreibe, erfüllt mich die Erinnerung an die warmherzige Gastfreundschaft und die freudige Gesellschaft von Yusuke und Junji Kadota mit einer tiefen Dankbarkeit.
Arigato gozaimasu.
Blick über die Teefelder der Kadotas bei Sonnenuntergang – der perfekte Ort für eine Tasse Tee
Junji Kadota genießt mit uns einen Tee zur Begrüßung
Yusuke Kadota – die nächste Generation, die die Familientradition mit Leidenschaft fortführt
Kamairicha – die grünen Blätter erhalten ihr duftiges Aroma in der Wärme der Kamas
Grüne Wellen: Die Teefelder der Kadotas im sanften Licht der Abenddämmerung, ein Meer der Ruhe
Junji Kadota im Teelager, umgeben von Säcken voller aromatischem Koucha (Schwarztee)
Eine seltene Köstlichkeit – Koucha, dessen einzigartige Qualität erst durch den Frost ermöglicht wurde
Zwei Facetten der japanischen Teekunst: Edler Frost Tea und aromatischer Arasaki Koucha
Yusuke Kadota in der familieneigenen kleinen Teemanufaktur, wo alte Kamas noch immer für die Teeproduktion im Einsatz sind
Vater und Sohn Kadota bei der Arbeit an einer Kama – das Herz der Kamairicha-Produktion
Eine antike Kama, in der Generationen von Teeblättern ihr unverwechselbares Aroma erhielten – ein Relikt voller Geschichte
Blick hinter die Kulissen: Luca im Interview mit Yusuke Kadota - in der authentischen Atmosphäre der Teemanufaktur
Stolzer Vater: Junji Kadota filmt mit seinem Handy, wie die Tee-Tradition seines Sohnes Yusuke dokumentiert wird
Im Fokus: Kameramann Luca fängt Yusuke Kadotas Leidenschaft für Tee inmitten der Teefabrik ein
Ein Pfad durch die Teefelder mit dem Familiengrab der Kadotas links im Hintergrund – ein Ort voller Geschichte und Erinnerungen
Vater und Sohn Kadota nähern sich, umgeben von der Schönheit ihrer Teegärten bei Sonnenuntergang
Frische Teeblätter im Vordergrund, die letzten Sonnenstrahlen des Tages zeichnen sanfte Konturen auf die Berge im Hintergrund - morgen werden diese Blätter geerntet und zum Kuri Kadota verarbeitet
Junge Glattechse mit leuchtend blauen Schwanz (Plestiodon stimpsonii jap イシガキトカゲ)
Das Feld am Hang des Arasaki Berges - hier gedeiht die Yabukita, aus der unser Kama-Ka, Kadota Aracha Shincha und der Arasaki Tokujou Kamairicha produziert wird
Junji und Yusuke Kadota am Rand des Feldes im Abendlicht - hier öffnet sich ein atemberaubender Blick über Pazifik
Ein schöner Moment im Teefeld nach den Dreharbeiten: Yusuke Kadota und sein Vater Junji zusammen mit Luca
>>> HIER geht's zu allen Tees des Gartens der Familie Kadota in Miyazaki
Teil 6 zeigt unseren Besuch beim neuen Teegarten KAMI NO EN.