Japanreise 2018 (21.04. - 04.05.)
5. Teil Kumamoto – Besuch im Garten Sakura-No bei Familie Matsumoto und Besuch bei Keramiker Shinichiro Narieda in Kirishima
Am heutigen Morgen geht es mit dem Shinkansen von Kagoshima Richtung Norden nach Kumamoto in die Berge. Am Bahnhof werden wir von Herrn Kazuya Matsumoto und seiner Frau Satomi begrüßt. Vor zwei Jahren waren wir bereits einmal hier gewesen, daher ist die Wiedersehensfreude groß.
Der kleine Teegarten (ca. 3,5 ha) der Familie ist mit fünf verschieden Standorten in der umliegenden Bergregion verteilt. Unseren ersten Halt machen wir an einer sehr schönen Parzelle des Gartens, die sehr idyllisch auf einem Bergkamm liegt und von einer besonderen Position sieht man in weiter Ferne sogar das Meer. In solchen Momenten sind wir in erster Linie erstmal dankbar, solche besonders schönen Plätze besuchen zu können.
Kazuya Matsumoto zeigt uns eine Parzelle seines Teegartens Sakura-No in Kumamoto
Das Wetter ist wieder herrlich, wir haben großes Glück - beim letzten Besuch vor zwei Jahren hatten wir viel Regen.
Das Teefeld erstrahlt im satten, frischen Grün ...
... und wenn man näher ranzoomt, kann man in der Ferne den Pazifik erkennen.
Olli muss in jedem Teefeld einmal eintauchen und es bejubeln. ^^
Der Ausblick ist aber auch wirklich atemberaubend schön - zumindest für Teefreaks wie wir es welche sind!
Kazuya Matsumoto serviert seinen frischen Shinchaaaa <3
Dieser Tee ist einfach in Traum - einer der feinsten Shinchas, die wir kennen. Unbeschattet und mit einer nur sehr geringen Schnitthöhe besonders fein geerntet.
Kazuya Matsumoto vom Teegarten Sakura-No, Oliver & Angelika Hartleib vom TKK
Olli & Geli vom TKK
Von einem Teil dieses Teefeldes stammt von den Teebüschen der Varietät Yabukita, der Shincha Moe. Dieser Tee ist seit Jahren ein Highlight des Shinchaangebots. Dieses Jahr hat Herr Matsumoto die Blätter aufgrund des Wetters außergewöhnlich früh am 12.4. geerntet und verarbeitet. Für diese Spezialität verwendet er nicht beschattete Büsche, macht aber dafür einen sehr feinen Schnitt. Deshalb ist der Ernteertrag sehr gering, hat aber außergewöhnlich gute, einzigartige Geschmacksnuancen.
Die erste Ernte dauert bei der Familie Matsumoto nur acht Tage. Ein weiterer toller Tee, den wir von diesem Garten bekommen, ist der Sakura No Sencha. Für die Produktion werden Blätter von verschieden Parzellen des Gartens zu einem perfekten Blend gemischt.
Ungefähr 20 Tage nach der ersten Ernte schneidet er die Pflanzen ein bißchen zurück, um sie für eine gute zweite Ernte vorzubereiten. Die findet dann in der Regel 40-45 Tage später (Anfang/Mitte Juni statt). Viele Teebauern machen dann auch noch eine dritte Ernte, auf die in diesem Garten verzichtet wird. Die Pflanzen werden zwar beschnitten, aber die Blätter verwendet man hier als Dünger, damit die erste Ernte im nächsten Jahr wieder besonders gut wird.
Nun fahren wir noch kurz zur Produktionshalle. Herr Matumoto nutzt eine Gemeinschaftsfabrik, die sich mehrere Bauern teilen. Zusammen können sie sich modernere Maschinen leisten.
Die Teeblätter kommen direkt nach der Ernte so schnell wie möglich in diese Dämpfmaschine. Hier wird durch den heißen Wasserdampf die Oxidation gestoppt und die Frische erhalten.
Herr Matsumoto erklärt, dass die Neigung der Maschine das Tempo, und somit den jeweiligen Dämpfungsgrad des Tees, beeinflusst.
Hier, auf der Rückseite der Maschine, kann man die leichte Neigung der "Dampfstraße", gut erkennen.
Das ist eine Rollmaschine, hier werden die Teeblätter zu den, für Sencha typisch, geraden Nadeln gerollt.
Wir fahren weiter zu einem Teil des Gartens, der „Ichitobi“ genannt wird, was soviel wie Steinschlag bedeutet. Der Name wurde deshalb gewählt, weil der Wind hier oben oft so stark ist, dass er Steine zum Fliegen bzw. Rollen bringt. Heute haben wir aber einen windstillen sonnigen Tag und werden das zweite Mal mit einem Shincha und einem Mizudashi verwöhnt.
Bei diesem Teil des Gartens verzichtet Herr Matsumoto komplett auf jede Düngung (auch keine biologischen Dünger). Wir probieren den Tee und sind positiv überrascht. Gerne würden wir etwas von dem Tee kaufen, aber leider hat er dieses Jahr diesen Tee schon an Abnehmer in Japan versprochen .... vielleicht haben wir im nächsten Jahr Glück. Stolz ist er auf diese Art des Anbaus auf jeden Fall. Er zeigt uns auch eine neue Erntemaschine, die mit normalen pflanzlichen Haushaltsöl betrieben wird. Wenn man seine Nase an den Auspuff hält, riecht es nach Küche (Öl in der Bratpfanne) und nicht nach Abgasen.
Diese Parzelle Ichitobi des Gartens Sakura-No bleibt vollkommen düngerfrei. Das Teefeld grenzt rechts an einen großen Bambuswald.
Die frischen Teeknospen leuchten in der Sonne um die Wette.
Kazuyas Ehefrau Satomi Matsumoto serviert uns eine halbgefrorene Süßigkeit die mit ihrem Grüntee hergestellt wird.
Es schmeckt köstlich und wir sind restlos begeistert.
Satomis Bruder hat eine Orangenplantage mit dessen Ernte wir auch auch verwöhnt werden. Diese besondere Sorte hat eine spezielle Form mit einem Höcker am Stengel. Die Orangen schmecken erfrischend saftig und sehr aromatisch.
Kazuya Matsumoto zeigt uns seinen Erntetrecker der mit Küchenölen arbeitet, damit die Teeblätter nicht mit stinkenden Abgasen in Berührung kommen. Wir schnuppern daran und tatsächlich riecht dieser Motor eher nach Bratfett als nach Treibstoff.
Auch diese Parzelle ist außergewöhnlich idyllisch gelegen.
In folgendem Kurzvideo versuchen wir einen kleinen Einblick in die Idylle zu bieten:
Zum Abschluss des Besuchs geht es noch kurz ins Haus der Matsumotos. Dort hat er ein sehr altes historisches Teezimmer in dem schon seit vielen Generationen, selbst produzierter, hochwertiger Grüntee getrunken wird. Sein Urgroßvater hat sogar den Kaiser beliefert.
Das wunderschöne traditionelle Teezimmer mit Tatamis und bemalten, historischen Schiebetüren.
Der Blick in den Garten wird durch das Rauschen eines Baches untermalt.
Satomi Matsumoto serviert köstliche, mit Umeboshi befüllte, Reisbällchen die man in Nori wickelt. Dazu gibt es erfrischenden Orangen-Zwiebel-Salat. Alles schmeckt köstlich und passt wunderbar zu dem sommerlichen Wetter.
Dazu genießen wir leckeren Koucha (Schwarztee) und frischen Shincha.
Auf einer seidigen Tatami wirkt der Tee noch hübscher. ^^
Anschließend gibt es noch leckeren Kuchen mit Grün- oder Schwarztee.
Ich entscheide mich natürlich für die Variante mit Grüntee - köstlich! Ach hier steckt natürlich der Tee dieses Gartens drin. ;o)
Satomi Matsumoto verabschiedet uns zusammen mit dem jüngsten der drei Kinder.
Heute haben wir nur Zeit für ein leckeres kleines Lunch und einen schönen Schwarztee (Koucha), denn unser Zug zurück nach Kagoshima geht in einer halben Stunde.
Unser Shinkansen zurück nach Kagoshima rauscht ein - diese Hochgeschwindigkeitszüge sind überraschend leise und sanft - nicht so ruckelig wie ein ICE.
Seit gestern wissen wir nämlich von Fabio, dass uns heute noch ein weiteres Event erwartet. Wir werden heute Shinichiro Narieda besuchen, den wir auch schon vor 2 Jahren getroffen haben. Seit drei Jahren sind seine Keramikunikate für den Teegenuss sehr beliebt bei uns und unseren Kunden. Letztes Jahr hatte er leider einen leichten Herzinfarkt gehabt und deshalb war bis vor kurzem nicht klar, ob er überhaupt fit genug für unseren Besuch ist. Aber in den letzten Wochen hat er sich sehr gut erholt und sogar einige neue Stücke für uns machen können und freut sich auf unseren Besuch.
Und wir vor zwei Jahren entzücken uns die nistenden Schwalben in Nariedas Werkstatt.
Heute gibt es zusätzlich etwas Besonderes zu feiern. Vor zehn Jahren haben sich Narieda und Fabio & Tobias von Marimo das erste Mal durch Zufall getroffen. Seitdem ist eine besondere Freundschaft und Geschäftsbeziehung zwischen den Dreien entstanden. Immer wieder lassen die Drei auch gemeinsame Freunde daran teilhaben, was die Verbindung vielleicht noch besonderer und interessanter macht.
Viele besondere Keramikstücke, die Narieda auch als seine „Kinder“ bezeichnet, haben ihren Weg in den letzten Jahren durch die Marimos, uns und auch einige andere Teehändler in die Welt der Teeliebhaber außerhalb Japans gefunden.
Ein weiteres Highlight bei dem gemeinsamen Abendessen wird das gemeinsame Anhören der neuen Mimikoto LP „unexistent“, die Fabio Kumori und Ü, der geniale Saxofonist, dieses Jahr herausgebracht haben.
Eigentlich sollte die LP ein Gastgeschenk für Narieda, der auch gerne Musik und speziell Jazz hört, sein. Er war aber so begeistert, dass er sofort sechs weitere LPs für seine besten Freunde gekauft hat. Diese werden heute von Fabio in seiner ersten „Autogrammstunde“ persönlich mit Widmung handsigniert. Zur Feier des Tages hat er sich sogar einen neuen Plattenspieler gekauft. Es ist ein besonderes Erlebnis, mit dieser Gruppe an diesem Ort die Musik von Mimikoto zu hören. Letzten Sommer waren Fabio und Ü auch zu einem Live Konzert vor unserem Laden im Rahmen der White Night Kiel und jetzt hören wir ihre Musik in der Werkstatt unseres Lieblingskeramikers Narieda in den Bergen von Kirishima. Mit guten Freunden können sich in der Tee– und Musikwelt immer wieder besondere Kreise schließen. ;o)
Fabio signiert seine neue Mimikoto LP „unexistent“
Jede LP bekommt ihre eigene Widmung für die Freunde von Narieda.
Die signierten Werke ...
... und der glückliche Künstler Fabio von Mimikoto.
Der Plattenspieler läuft und wir genießen die abgefahrene, coole Musik.
Fabio von Mimikoto, Valerie und Rebecca aus Paris, Frank aus München.
Shinichiro Narieda freut sich.
Beim gemeinsamen Abendessen, bei dem es viel leckeres Gemüse aus Nariedas Garten gibt, ist heute auch einer seiner besten Freunde, der Dorfpolizist, seine Frau und sein Sohn mit dabei. Im Laufe des Abends werden die Gespräche mit Händen und Füßen und einer japanisch-englischen Mixsprache immer lebendiger. Oft helfen auch Isabelle und Fabio beim Übersetzten und es wird viel gelacht. Wir zeigen Narieda auch, wie er und seine Werke bei uns im Laden und webshop präsentiert werden und er und seine Frau freuen sich spürbar sehr, dass „seine Kinder“ im fernen Europa so beliebt sind.
Olli prostet vor dem Essen mit Nariedas bestem Freund (der Dorfpolizist), Nariedas Ehefrau und Shinichiro Narieda, an.
Wir dürfen aus wahnsinnig schönem Narieda-Geschirr essen.
Es gibt frische Köstlichkeiten aus Nariedas Garten.
Unter anderem dieses wahnsinnig leckere Tempura aus frischen Farnblättern.
Gute Musik, leckeres Essen und ein kleines Bierchen bringen Schwung in die Bude.
Shinichiro Narieda in gemütlicher Runde in seiner Keramikwerkstatt.
Dieses Jahr konnten wir zu unserer großen Freude wieder einige neue Shiboridashis, Yunomis (Teeschalen) und Chawans kaufen, die jetzt per Post auf dem Weg zu uns sind und hoffentlich in vier-fünf Wochen eintreffen. Wenn es soweit ist, werden wir die freudige Nachricht verkünden.
Keramiken in der Werkstatt von Narieda.
Wundervoll glasierte Shiboridashi Teekannen von Narieda ...
... und Teeschalen.
Shinichiro Narieda mit seiner Ehefrau.
Und die lustige Schwalbe fliegt uns um die Ohren und beobachtet das Treiben.
Außerdem erleben wir direkt vor dem Haus von Narieda einen spektakulären Sonnenuntergang. Er betont auch heute wieder, dass die Glasuren seiner Keramik sehr von den Farbspielen der Natur in seiner Heimat, den Bergen von Kirishima, geprägt sind. Am nächsten Tag bei einer Wanderung durch die Berge denken wir immer wieder an seine Worte.
Wir erleben einen spektakulären Sonnenuntergang vor Nariedas Werkstatt.
Für ein offizielles Foto kleidet sich Shinichiro Narieda in sein traditionelles Gewand.
Nach 2,5 wunderschönen gemeinsamen Stunden bringen uns Narieda und sein Freund noch mit Taschenlampen zum Bahnhof und wir verabschieden diese besonderen Menschen mit einem breiten Grinsen und einem wohligen Gefühl in der Herzgegend.
Vor dem Aufbruch gibt es noch ein Gruppenfoto mit von links oben: Olli & Geli vom TKK, Shinichiro Narieda, Werner vom Teahouse München, Nariedas Freund (der Dorfpolizist), Nariedas Ehefrau und sein Sohn. Links unten: Fabio von Mimikoto, Valerie (Neo T) und Rebecca aus Paris, Fank aus München.
Es folgt ein kleiner, kurzer Videoeinblick:
Zurück im Hotel sortieren wir noch die „kleinen“ Schätze, die wir heute von Narieda kaufen konnten und die wir dann am Montag gut verpackt und gepolstert mit der Post nach Kiel verschicken werden.
Zum Abschluss dieses ereignisreichen Tages geht es noch kurz mit Rebecca, Valerie, Tobias, Fabio und einer Mimikoto LP zur Rooftop Bar „Receife“, wo wir vorgestern einer sehr ruhigen Abend verbracht haben. Heute ist dort Party mit Livemusik und einigen DJs. Wir hatten dem Besitzer Richard versprochen, die Mimikoto LP vorbeizubringen, denn er wollte sie gern einigen befreundeten Plattenladenbesitzern zeigen.
Die Musik lädt sofort zum Tanzen ein und bei bester Laune schwingen wir neben vielen fröhlichen Japanern noch das Tanzbein. Da wir morgen am Sonntag eine Vulkanwanderung auf dem Programm haben, sind wir vernünftig und verlassen die Party trotz immer besser werdender Musik um Mitternacht und schlafen im Hotel nach einem weiteren sehr ereignisreichen Tag schnell und glücklich ein.