Teereise Japan 2023 Teil 3: Teegarten SHUTARO HAYASHI in Kirishima

Teegarten von Shutaro Hayashi in Kirishima 27. September bis 1.Oktober 2023

 

Heute bringt uns unsere Reise in die malerischen Berge von Kirishima. Für die nächsten vier Nächte beziehen wir ein Hotel direkt neben einer dampfenden heißen Quelle. Schon bei unserer Ankunft im Abendlicht können wir den aufsteigenden Dampf direkt vor unserer Unterkunft beobachten. Die Region ist bekannt für ihre aktiven Vulkane – nicht nur den Sakurajima, den wir trotz der 60 km Entfernung an klaren Tagen gut sehen können.

Auch wenn die atemberaubende Natur beeindruckend ist, sind wir hauptsächlich wegen des Teegartens der Familie Hayashi hier. Shutaro führt ihn in der 5. Generation gemeinsam mit seinem Bruder Kenji. Ähnlich wie bei unserem Besuch in Yakushima liegt unser Fokus auf dem Filmen und Erstellen eines Portraits. Unsere Absicht ist es, die Geschichte von Shutaro Hayashi zu erzählen. Er kombiniert alte Traditionen mit moderner Wissenschaft, um den bestmöglichen Tee herzustellen. Mit der Unterstützung seiner Familie erweitert und perfektioniert er sowohl den Teegarten als auch die Verarbeitung. Unser Ziel ist es, dabei den Menschen Shutaro und seine Leidenschaft für den Tee näher kennenzulernen.

Bei unserem Wiedersehen mit Shutaro fühlen wir sofort wieder seine herzliche Gastfreundschaft. Zunächst schlendern wir durch die Felder um die alte Fabrik, in der jetzt vorwiegend der Koucha produziert wird – eine Aufgabe, die größtenteils von seinem Vater Osamu übernommen wird. Uns fallen auch die neuen Teefelder auf, auf denen mehr junge Asanoka Teebüsche wachsen. Diese Strauchsorte ist so beliebt, dass sie in den letzten Jahren den Bedarf nicht decken konnte. Besonders gefragt sind seine Premium-Tees wie Shincha Miumori und Kabusecha Asanomi, bei denen Asanoka ein wichtiger Bestandteil ist.

Obwohl die Pflanzen erst drei Jahre alt sind, sehen sie bereits prächtig aus. Shutaro und Kenji haben einige Hektar Land in der Nähe dazugekauft, sodass der Teegarten nun 12-13 ha umfasst. Auch dieses Jahr kamen neue Setzlinge hinzu. Diese Erweiterungen sind nötig, um die ganze Familie langfristig durch den Teegarten zu versorgen. Shutaro plant nicht nur kurzfristigen Erfolg, sondern denkt stets mittel- und langfristig.

Vor 10 Jahren übernahm er die Leitung des Teegartens von seinem Vater Osamu. Dieser stellte den Garten in den neunziger Jahren auf biologischen Anbau um, eine mutige Entscheidung für die damalige Zeit. In Japan gab es kaum Interesse an Bio-Tee, weshalb Osamu den Export nach Amerika ins Auge fasste. Heute spielt der Export seiner Tees, insbesondere nach Europa und Deutschland, eine entscheidende Rolle. Die hohe Nachfrage und Wertschätzung motivieren ihn, die Qualität stets weiter zu optimieren.

Schon als Grundschulkind half Shutaro oft im Teegarten mit. Sein Vater Osamu hoffte immer, dass ein Kind den Garten weiterführen würde. Nach der Schule entschied sich Shutaro für die Tee Universität. Dort vertiefte er sein Wissen über Anbau und Verarbeitung von Tee. Obwohl im Studium Bioanbau kaum Erwähnung fand und konventioneller Tee als Ideal galt, ließ sich Shutaro nicht von seiner Bio-Überzeugung abbringen. Zwar schätzte er den Geschmack, die Farbe und das Umami einiger konventioneller Tees, doch war dies für ihn nur ein Ansporn, seinen Bioanbau und die Verarbeitung stetig zu optimieren.

In Gesprächen mit Osamu und seinem Sohn Shutaro wurde klar, wie sehr sich das Geschmacksideal von Sencha in den letzten 20-30 Jahren gewandelt hat. Während Osamu gelbliche Tees mit größeren Blättern und einer groberen Endsortierung bevorzugt, legt Shutaro Wert auf Duft, eine grünliche Tassenfarbe, Süße, Umami und feine Sortierung.

Shutaro neigt zudem dazu, seine Tees leichter zu bedämpfen (asamushi), sodass die individuellen Charakteristika der Strauchsorten erhalten bleiben. Im Gegensatz dazu können intensiv bedämpfte Tees (fukamushi) mit ihrem tiefgrünen, trüben Aufguss einige Geschmacksnuancen und Düfte überdecken, wodurch sich verschiedene Strauchsorten ähnlicher werden.

Auch die Pflege und Düngung der Teebüsche beeinflussen die Qualität enorm. Kenji und Shutaro verwenden einen von ihnen selbst gemischten Dünger aus Resten der Teeproduktion und Rapstrester. Sie beobachten ständig die Auswirkungen der Düngung und justieren Menge und Timing entsprechend.

Vor der Ernte spielt das Beschatten der Teepflanzen eine zentrale Rolle, um den finalen Geschmack der Tees zu beeinflussen. Shutaro nutzt dafür seine Erfahrung: Einige Felder liegen nahe den hohen Zedernwäldern und erhalten dadurch bereits natürliche Beschattung. Deswegen werden sie oft kürzer mit den Beschattungsnetzten (Kabuse) abgedeckt als offen liegende Felder.

Die Felder präsentieren sich für den Spätsommer/Frühherbst in einem sehr guten Zustand. In etwa einer Woche startet hier die Herbsternte des Bancha. Kenji und einige Helfer bereiten die Felder vor, entfernen das letzte Beikraut und schneiden die Furchen frei. So kann die Erntemaschine problemlos über die Felder fahren. Wir erleben auch einen ersten Testschnitt. Die Herbsternte mag qualitativ nicht so hoch sein, doch gerade die etwas größeren Blätter bieten geschmacklich einen weichen Kontrast zu den intensiven Frühjahrs- und Sommerernten. Zudem haben sie weniger Koffein. Daher wird dieser Tee oft als Aki Bancha oder Houjicha zum Essen sowie nachmittags und abends serviert.

Diesmal besuchen wir ein weiteres Feld, malerisch von Zedern umrahmt am Rande eines Bergplateaus. Hier wächst die Yabukita, die stets ein paar Tage früher erntereif ist als andere Yabukitabüsche. In diesem Jahr hat Shutaro von diesem Feld eine echte Besonderheit kreiert. Die Blätter wurden vor der Verarbeitung eine Nacht lang gewelkt. Dadurch erhalten der Yoru no Ka Sencha und Shincha einen besonders verführerischen Duft und ein klar süßliches Aroma mit bemerkenswerter Tiefe und Nachhall. Über unser positives Feedback ist Shutaro erfreut. Er plant, diesen Tee im kommenden Jahr erneut zu produzieren und die Welknoten noch stärker hervorzuheben. Wir sind gespannt, denn dieser Tee ist bereits zu einem unserer Favoriten geworden.

Während unseres Besuchs und des Video-Interviews mit Luca betonte Shutaro immer wieder die hervorragenden Bodenqualitäten der Region Kirishima. Dank Vulkangestein und zahlreichen Lavaausbrüchen hat sich über Millionen von Jahren eine fruchtbare, dunkle Mutterbodenschicht entwickelt. Diese Schicht ist, ähnlich wie auf Yakushima, eher dünn und lässt Wasser gut durch. Shutaro meint, dass es hier keine Probleme mit Bodenverdichtung gibt. 

Während der gesamten Tage unseres Besuchs beantworteten Shutaro, Kenji und Osamu geduldig all unsere Fragen. Selbst beim Filmen waren sie sehr verständnisvoll, auch wenn wir Szenen mehrmals aufnehmen wollten. Bei diesem Besuch haben wir die Familie viel besser kennengelernt. Bei unseren früheren drei Besuchen waren wir während der ersten Frühlingsernte da. Da sie an diesen Tagen oft bis zu 16 Stunden arbeiten, hatten sie verständlicherweise kaum freie Zeit. Diesmal können wir mit Shutaro sogar eine Wanderung machen. Wir gehen zum wunderschönen Kratersee Onami Ike. Während seiner freien Zeit im Winter genießt Shutaro Wander- und Campingausflüge in die Natur.

Unser letzter Abend bei Shutaros Elternhaus war ein weiteres Highlight. Dort wurden wir mit vielen vegetarischen Köstlichkeiten verwöhnt. Beim Abschied waren wir uns sicher, dass wir gerne wieder nach Kirishima reisen würden. Shutaro freut sich ebenfalls auf seinen nächsten Besuch in Europa, besonders in Deutschland. Das positive Feedback aus Übersee motiviert ihn, seine Tees Jahr für Jahr zu perfektionieren. Schon während der Ernte und finalen Verarbeitung überlegt er, was er im nächsten Jahr optimieren könnte. Er ist ein Perfektionist im besten Sinne.

Ein großes Dankeschön an Shutaro, Kenji, Osamu und die gesamte Familie Hayashi für ihre Gastfreundschaft und die Zusammenarbeit bei unserem Filmprojekt. Arigato!

 

 

 

IMG_4960H1YNnb8QcW5W2Teefarmer Shutaro Hayashi in einem Moment der Ruhe am Vulkankratersee Onami Ike, umgeben von der Abendsonne, während er seinen Tee genießt


IMG_4950UtKywZ4mmOwGvDer Kratersee Onami Ike im sanften Schatten der Abenddämmerung, umrahmt von den sattgrünen Hängen des Vulkangebirges in Kirishima


IMG_4967Luca fängt die Szenerie ein: Shutaro im Abendlicht am Onami Ike – ein Blick hinter die Kulissen

 IMG_4974Die untergehende Sonne hüllt Shutaro und die weite Landschaft in ein goldenes Licht – ein atemberaubender Anblick in Kirishima



DSCF2771vmVW6CziL1Z8tZen-Stille in unserem japanischen Hotelzimmer beim Teegenuss, eingerahmt von den charakteristischen Shoji-Türen, die das Licht sanft durchscheinen lassen


IMG_3273FzzYsFcXIGRPtVom Hotelzimmer aus öffnet sich der weite Blick auf den majestätischen, aktiven Vulkan Sakurajima, eingehüllt in die warmen Farben des Morgengrauens


a26ffa7b-6cd7-47f5-b922-080fe8c79754Morgentau auf den Blättern von Shutaro's Teegarten in Kirishima, umhüllt von nächtlicher Kühle und frühmorgendlichem Nebel

 DSCF2684Shutaro streift zwischen den üppigen Reihen von Teebüschen in seinem Garten in Kirishima, eingefangen in der goldenen Stunde


DSCF2573Spuren der Natur: Shutaro zeigt die Stellen, wo Wildschweine in diesem Jahr in seinem Teegarten gewühlt haben


DSCF2595ypoo0GBaYBssUDie Zukunft wächst: Ein Blick auf die jungen Tee-Pflanzen in Shutaro's "Teekindergarten", umgeben von der Stille des Waldes


DSCF28396CC15zLh8G8oIShutaro in seiner Teefabrik, umgeben von der Maschinerie, die seinen Tee verarbeitet


DSCF2807zzJ2toc6KzzK5Olli genießt den frischen Duft der gerade geernteten Teeblätter


DSCF2815Wb6j6rEkn1rvBOsamu teilt sein Fachwissen über die Teeproduktion, während sein Sohn Shutaro aufmerksam zuhört


DSCF2809k0wwBZH7izZvSBlick aus der Teefabrik: Die grünen Teefelder von erstrecken sich bis zum Wald


DSCF28239cdvjY3rbGnBoOsamu, Shutaros Vater, teilt sein Wissen über Tee mitten im üppigen Grün der Teefelder


DSCF28201mHjWqTRyL8BqHinter den Kulissen: Luca filmt Osamu im lebendigen Grün der Teefelder


DSCF27055o34QbYAJWqXVKenji steuert die Erntemaschine durch die Teefelder für die Herbsternte, während Shutaro den Schnitt inspiziert


DSCF2718if0jqmOKlyy3iEinblicke in die Ernte: Luca hält die Momente fest, wie Kenji die Teemaschine durch die Felder navigiert


DSCF2720Shutaro und Kenji bei der Teeernte: Sie nehmen die vollen Netze mit dem frischen Blattgut von der Erntemaschine ab


DSCF2727Shutaro prüft die Qualität der frisch geernteten Teeblätter auf der Ladefläche eines Kleintransporters


DSCF2735Mit einem Lächeln erlebt Olli die Aromen der frischen Ernte


DSCF2691Teebuschreihen im Abendlicht, nachdem die Ernte eingebracht wurde


DSCF2739EixDbuGxINa1XVentilatoren stehen für den Winter bereit, um bei kühleren Temperaturen warme Luft zu den Teebüschen zu leiten, während der Vollmond sanft aufsteigt


IMG_2978Ein Teefeld am Rande eines Bergplateaus, umgeben von majestätischen Zedern: Hier gedeiht die frühe Yabukita, aus der Shutaro seinen besonderen Yoru no Ka Sencha produziert


IMG_2971Morgenlicht bricht sich durch die Baumkronen und beleuchtet das Teefeld, eingebettet zwischen den hohen Zedern


IMG_4814yG1X13GvV983PIm goldenen Schein der Morgensonne fängt Luca die Momente ein, wie Shutaro die reiche vulkanische Erde seines Teefeldes für die Kamera zeigt


IMG_3218Eine einzelne Teeblüte erstrahlt im Licht, ein zarter Akzent inmitten der Yabukita-Felder


DSCF2847pOVNluMcUEAtiShutaro am Steuer seiner Düngermaschine, im Hintergrund transportiert Kenji weiteren organischen Dünger für die Felder


IMG_3039hWUeeGbBvpmDHEine prächtige Heuschrecke thront auf einem Behälter für Teeblätter, ein kleines Wunder inmitten der Teefelder


DSCF2857svAPgvH5yuALDOlli und Geli genießen die Leidenschaft, die sie mit Tee verbindet


DSCF2860LjgyDNl1QJlqUOlli und Geli, versteckt zwischen den prallen Teeblättern, teilen einen Moment des reinen Teeglücks

DSCF2786FaDwEunQKwcoZEin köstlicher Bio Sencha YAMA OKU, frisch aufgegossen auf einer Tatamimatte, lädt zu einer ruhigen Pause im traditionell japanischen Hotelzimmer ein

 

DSCF2561OvgSqjA0rg8OsOlli gießt den leuchtend grünen Sencha ein, umrahmt von der Ruhe der Shoji-Schiebetüren


DSCF2864masterBlick auf Kirishima Stadt in der Abenddämmerung, auf dem Weg zu einem Abendessen bei Shutaros Familie


IMG_3313z4Q1Eu3E6o8jcEin herzlicher Abschied vor dem Hofladen: Olli und Geli gemeinsam mit Shutaro und seinen Eltern Junko und Osamu

 
TIPP Hier geht's zur Mini-Doku GESICHTER HINTER DEM TEE: Tee aus den Bergen - ein Portrait über Shutaro Hayashi – ein echtes Highlight für Teefans!

>>> HIER geht's zu allen Tees des Gartens von SHUTARO HAYASHI in Kirishima

Teil 4 zeigt unseren Besuch beim Teegarten von der Familie MORIMOTO

 

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.