SUIKYO Teegarten, Nara vom 20. bis 21. September 2023
Nach einer herausfordernden Anreise und einer unerwarteten Übernachtung in Tokio erreichen wir Nara einen Tag später als geplant. Die Präfektur Nara liegt im Süden der japanischen Hauptinsel Honshū.
Japan begrüßt uns sofort mit seiner vertrauten Atmosphäre. Wir sind erleichtert, das Stadttreiben rasch hinter uns zu lassen. Der Weg zum Garten führt uns durch malerische, grüne Berge und schmale Pfade.
Bei der diesjährigen Reise liegt der Fokus auf Filmaufnahmen, realisiert mit Unterstützung unseres Sohnes Luca sowie Tobias und Isabelle von Marimo. Trotz des engen Zeitplans möchten wir eindrucksvolle Szenen festhalten und ein tieferes Verständnis für den Garten, die Tees, deren Verarbeitung und die Menschen dahinter gewinnen.
Luna, Fumiaki und Dome begrüßen uns überaus herzlich. Schon seit Jahren sind wir begeisterte Fans ihrer einzigartigen Tees, doch erst während unserer diesjährigen Japanreise besuchen wir erstmals ihren Garten persönlich.
Fumiaki hat den Teegarten von seinem Vater übernommen. Schon sein Großvater baute hier Tee an. Sie sind die 17. Generation, die in dieser Region Landwirtschaft betreibt, wobei Tee in den vergangenen 60 Jahren immer mehr in den Fokus rückte. Heute konzentriert sich Fumiaki fast ausschließlich auf Tee, während sein Vater in einigen Waldgebieten noch Shitake Pilze kultiviert.
Die Umstellung auf den Bio-Anbau wurde 1984 von Fumiakis Vater, Fumiyoshi, vollzogen. Vor 23 Jahren übernahmen dann Fumiaki und Luna den Garten.
In Nara's hügeliger Landschaft liegen 40 Parzellen des Teegartens. Neben flachen Arealen mit kleinen Teefeldern gibt es Teeberge mit steilen Hängen, die besondere Herausforderungen bei der Bewirtschaftung mit sich bringen.
Am Nachmittag besuchen wir einen dieser beeindruckenden Teeberge mit einer fantastischen Aussicht. Einige Mitarbeiter sind gerade dabei, Unkraut aus den Teebüschen zu entfernen.
Auf den Parzellen gedeihen 20 verschiedene Teecultivare. Neben den gängigen Sorten Yabukita und Okumidori, die zum Beispiel im Asamidori Sencha Anwendung finden, gibt es auch seltene Varietäten wie Sayama Kaori und Sayama Midori sowie Zairai Pflanzen.
Fumiaki und sein Team setzen vermehrt auf natürlichen Anbau. Anstatt auf herkömmlichen biologischen Dünger zurückzugreifen, nutzen sie hauptsächlich Gräser. Diese wachsen entweder am Feldrand oder werden gezielt kultiviert, da ihre positive Wirkung sich bewährt hat.
Die Teepflanzen profitieren von einem langsamen Verrottungsprozess der Gräser. Diese liefern nicht nur Nährstoffe, sondern fungieren auch als Mulch, um das Wachstum von Bei- und Unkräutern zu reduzieren.
Bei Bedarf setzen sie gelegentlich biologischen Rapstrester, Reste aus der Teeverarbeitung und Schnittabfälle der Teebüsche zur Düngung und Kräftigung der Pflanzen ein.
Seit einem Jahrzehnt setzen sie beim Anlegen neuer Teefelder ausschließlich auf samengezogene Teebüsche und verzichten auf Setzlinge. Sie nutzen Msiho Samen, die von einer spezifischen Mutterpflanze stammen. Das bedeutet, sie sammeln beispielsweise nur Samen von Sayama Midori Pflanzen und pflanzen diese. Eine Garantie für genetisch reine Sayama Midori Büsche gibt es jedoch nicht. Insekten und Bienen können durch Bestäubung für sortenfremde Kreuzungen sorgen.
Der Wechsel zu samengezogenen Pflanzen hat seine Gründe. Die tieferen Wurzeln stärken die Pflanzen, machen sie robuster und bereiten sie besser auf Trockenphasen vor, die durch den Klimawandel zunehmen könnten. Nach Fumiakis Ansicht beeinflusst die Aufnahme unterschiedlicher Nährstoffe durch die tiefen Wurzeln auch den Geschmack des Tees positiv.
Eine weitere Besonderheit im Teegarten Suikyo ist das Welken von Grüntee vor der Weiterverarbeitung. Die Inspiration dafür kam Fumiaki durch den bezaubernden Duft während der Welkung im Schwarztee-Verarbeitungsprozess. (Suikyo produziert auch einen unserer absoluten Lieblingsschwarztees, den Shu Shin.) Durch verschiedene Experimente hat das Team eine einzigartige Welkungstechnik entwickelt. Die Teeblätter werden in große Holzkisten ausgelegt, deren Boden aus einem feinen Drahtnetz besteht. Diese Kisten werden bei trockenem Wetter auf Kästen im Wald positioniert und je nach den klimatischen Bedingungen zwischen 12 und 18 Stunden gewelkt.
Im Anschluss wird der Tee zur Weiterverarbeitung in die Fabrik gebracht, woraus schließlich eine besondere Grünteerarität, der Woodwind, entsteht. Sein einzigartiger Geschmack resultiert jedoch nicht allein aus der Welkung, sondern auch aus der Weiterverarbeitung, der Lagerung und dem Zusammenspiel dieser drei Faktoren.
Bei der Verarbeitung ihrer Grüntees verzichtet Fumiaki auf eine finale Erhitzung mit hoher Temperatur. Ob Sencha oder Welktee, die Tees werden schonend und über einen längeren Zeitraum (25-28 Minuten) bei 70-80 Grad getrocknet, wobei die Restfeuchte auf 4 % gesenkt wird.
Der sonst übliche Zwischenschritt der Aracha-Produktion sowie die kurze abschließende Erhitzung bei höherer Temperatur kommen bei ihnen nicht zum Einsatz.
Ihre Tees zeichnen sich durch einen besonders frischen, fruchtigen Charakter mit Zitrusnoten aus. Fumiaki legt keinen großen Wert auf Umami und verzichtet auch darauf, seine Pflanzen vor der Ernte zu beschatten.
Nach der Produktion lagern die Grüntees von Fumiaki noch 6-9 Monate, ehe sie in den Verkauf kommen. Diese Reifezeit verleiht den Tees eine größere Geschmackstiefe und sorgt für ein vollmundigeres Aroma. Das Sortiment des Suikyo Teegartens bietet eine Auswahl an wirklich einzigartigen Tees. Sie könnten nicht bei jedem Japanteeliebhaber sofort ins Schwarze treffen, aber alle, die offen sind für besondere Geschmackserlebnisse mit einem unverwechselbaren Charakter, sollten diese Tees definitiv probieren.
Ein weiteres Highlight ist, wie Fumiaki seine Grüntees zubereitet. Es ist definitiv einen Versuch wert, um den Unterschied zu schmecken. Er verwendet kochendes Wasser und füllt die Kyusu so auf, dass die Blätter gut bedeckt sind. Nach 3 Sekunden gießt er das Wasser ab. Diesen Vorgang wiederholt er dreimal, wodurch er quasi "vier" Aufgüsse für seinen ersten Aufguss erhält. Für den zweiten Aufguss verfährt er mit den Kurzaufgüssen 5-8 ebenso.
Unser zweitägiger Aufenthalt im Suikyo Teegarten in Nara bei Fumiaki, Luna und ihren Eltern, sowie den freundlichen Mitarbeitern, war äußerst lehrreich. Wir konnten tiefe Einblicke in die Besonderheiten ihres Tees, deren Anbau und Verarbeitung gewinnen. Was uns besonders berührte, war die herzliche Gastfreundschaft, die uns schon bei der ersten Begegnung entgegengebracht wurde. Unvergesslich waren das gemeinsame Abendessen mit vielen regionalen, vegetarischen Bio-Leckereien und die köstliche Misosuppe zum Frühstück. Gereicht wurde dazu der leckere Irumi Houjicha. Die Gastfreudschaft und Rücksichtnahme auf unsere vegetarische Ernährung kam wirklich von ganzem Herzen.
Es wurde schnell klar, dass sie Bio nicht nur praktizieren, sondern wirklich leben. Masanobou Fukuoka, der Mitbegründer der "Natural Farming" Bewegung in Japan und auch weltweit, war ein enger Freund und häufig bei Lunas Eltern zu Besuch. (Mit Fukuokas Ansatz verknüpft sich das Netzwerk, das wir im Januar im Teegarten auf Sri Lanka erlebt haben.) Sie teilen die Philosophie des natürlichen Landbaus und sind tief im Bio-Gedanken verwurzelt. Das Umfeld, in dem sie leben, spiegelt diese Werte wider, indem sie sich mit Gleichgesinnten umgeben, die diese Prinzipien in allen Lebensbereichen anwenden.
Am oberen Rand der steil gelegenen Teefelder von Luna und Fumiaki genießen wir eine atemberaubende Aussicht auf die Gebirgskette vor der pazifischen Ise-Bucht
Mitarbeiterin Dome, Luna und Fumiaki im Teefeld, umgeben von einem genialen Panorama
Am Rand des Teefelds, im angrenzenden Wald, steht ein traditionelles rotes Torii mit einem charmanten kleinen Steintempel
In wogenden Wellen gedeiht hier der Teekultivar Sayama Midori
Der offene Weitblick auf die malerischen Gebirge und Hügel ist atemberaubend schön
Olli und Geli mitten im Glück: Im Herzen des Teefelds wie im Teehimmel
Herbstliche Tee-Triebe wachsen deutlich ungleichmäßiger und ungestümer als im Frühling
Fumiaki teilt gerne seine Fachkompetenz zum natürlichen Teeanbau und beantwortet alle Fragen mit großer Geduld
Das Patagonia T-Shirt – perfekt für einen tief mit der Natur verbundenen Teefarmer
Olli am Steilhang des Teegartens
Fumiaki und Olli im Gespräch über natürlichen Teeanbau
Deutlich sichtbar: Das Bodennetzwerk bleibt intakt, nur Schnitt und Mulchen sind im Einsatz
Abendglanz am Steilhang: Teebüsche leuchten im letzten Licht besonders intensiv
Kulinarische Verwöhnung: Liebevoll zubereitete vegane, japanische Speisen, das meiste frisch aus Lunas Gemüsegarten und der Nachbarschaft.
Extra Portion Umami für das Gemüse: Köstliches Matchasalz wurde zu vielen Mahlzeiten gereicht
Ankunft in der Teepflanzenschule: Fumiaki präsentiert die jungen Triebe des Kultivars Sayama Kaori
Der Tee-Kindergarten direkt am Bambuswald mit angrenzenden Graskulturen für Düngung und Mulch
hinter den Kulissen: Luca filmt Fumiaki beim Aussäen von Teepflanzensamen
Auf dieser Seite der Teepflanzenschule wurden die Beikräuter bereits entfernt und Gräser ausgelegt
Kontraste in der Teepflanzenschule: Hier wuchert das Unkraut noch wild
In dieser Ecke wurde die Pflege der Teepflanzenschule auch schon durchgeführt - die Jungpflanzen gedeihen prächtig
Fumiaki erklärt uns die Shiitake-Zucht seines Vaters – das rosa Band dient als Schutz vor Rehwild
Fumiaki kultiviert Schilfgras: Eine nachhaltige Quelle für Dünger und Mulch seiner Teefelder
Die federigen Blüten des Schilfgrases: In Japan ein traditionelles Symbol des Herbstes
Fumiaki bei der Arbeit: er schneidet Gräser zum Düngen und Mulchen der Teefelder
Veganes japanisches Frühstück: Einfach & traditionell mit einer Auswahl an Houjicha und Sencha Samidori Tee
Knuspriges Gemüsetempura: Ein Genuss frisch aus Lunas Garten
Fumiakis Teefabrik – malerisch am Waldrand eingebettet
Gestapelte Holzrahmen mit Netzgitter für den Welkungsprozess des Blattguts
Fumiaki platziert seine Holzrahmen mit Netzgitter zum Welken des Blattguts im angrenzenden Wald
Gewelkte Teeblätter verströmen einen intensiven, betörenden Duft
Säcke voller Bancha in der Teefabrik, wartend auf den Versand
Stille Boten der Gastfreundschaft: Pantoffeln am Eingang der Teefabrik – ein essentieller Teil der japanischen Kultur
Fumiaki justiert Maschinen, die in seiner Teefabrik Teeblätter zu feinen Nadeln formen
Fumiakis Mutter und Angelika: Eine herzliche Begegnung
Japanische Auberginen: Lange Schönheiten in Lunas Gemüsegarten
Exklusiver Einblick: Hinter den Kulissen des Interviews mit Fukuami im Teefeld
Lächelnde Gesichter beim Abschiedsfoto vor unserer Weiterreise
>>> HIER geht's zu allen Tees des Suikyo-Gartens in Nara
Teil 2 zeigt unseren Besuch beim Teegarten Watanabe auf Yakushima
Lesenswerte Vorstellung vom Teegarten Suikyo
Vielen Dank fürs Teilen.