Teil 3 von 7
9./10. Mai zu Besuch bei Familie Shutaro Hayashi in Kirishima und Keramikmeister Shinichiro Narieda
Heute geht es für uns per Zug in die Kirishima Region nördlich von Kagoshima. Die Teefelder der Familie Hayashi liegen malerisch schön auf einer Höhe von ca. 400 – 500 Metern. Die erste Ernte beginnt hier wegen des kühleren Bergklimas ca. 1 – 2 Wochen später, als in den flacheren Regionen von Miyazaki und Kagoshima, wo wir zuerst waren.
Blick auf das knackfrische Grün der jungen Triebe im Teefeld in den Kirishimabergen
Die Temperaturen sind hier niedriger und deshalb wachsen die Pflanzen langsamer und fangen später an die ersten neuen Triebe (first flush) des Jahres zu entwickeln.
Einer unser beliebtesten Senchas kommt aus dieser Region. Er wird von den jungen Blättern der Yabukita Strauchsorte produziert und überzeugt durch sein leichtes, fruchtiges Aroma. Wir werden versuchen, dieses Jahr mehr von diesem Tee einzukaufen, damit er nicht wieder so schnell ausverkauft sein wird.
Am Bahnhof werden wir von Shutaro Hayashi begrüßt und abgeholt. Ihn haben wir schon im letzten Jahr persönlich kennengelernt.
Aufgrund des starken Regens ist heute ein erntefreier Tag bei den Hayashis und Shutaro hat Zeit, uns einige seiner ersten Tees aus diesem Jahr zu zeigen, riechen und verkosten zu lassen.Beschatteter Sencha (="Tennen Gyokuro") von der Varietät Asatsuyu
Im gemütlichen Teezimmer bereitet uns Shutaro gleich einen seiner neuen, frischen Schätze zu
Der frische Tee betört schon mit seinem intensiven Duft nach süßen, vollreifen Beeren
Auch die Farbe vom Aufguss ist hinreißend
Von links: Angelika Hartleib, Shutaro Hayashi, Oliver Hartleib ("Geli und Olli" Hartleib vom TKK)
Der Tee vom ersten Erntetag seiner Asatsuyusträucher ist sensationell gut. Ein beerig-süßlich-intensiver Duft betört unsere Geruchssinne, bevor wir den ersten Aufguss verkosten. Nach den ersten Schlucken schauen Dietmar, Tobi, Geli und ich uns an und können kaum glauben, wie gut dieser Tee schmeckt.
Schon letztes Jahr war es einer unserer besten Tees, aber die Ernte und Verarbeitung sind dieses Jahr wohl noch besser gelungen.
Auch die neue Ernte seiner Oku Yutaka Sträucher, die wir als Aracha probieren, weil der Tee noch nicht final verarbeitet ist, schmeckt toll.
Man kann diese beiden Stauchvarietäten noch nicht 1:1 vergleichen, denn Aracha und final endverarbeiteter Tee schmecken schon nochmal unterschiedlich.
Wir freuen uns schon wieder auf den Kultivarvergleich dieser beiden tollen Halbschattentees, die zu Recht die Bezeichnung Tennen Gyokuro tragen.
Während der Teeverkostung können wir allerlei Fragen stellen und Shutaro erzählt geduldig von den Vorzügen unterschiedlicher Varietäten und über diesjährige Witterungsverhälnisse ...
... und er hat Freude am Tee zubereitenDa läuft uns schon wieder das Wasser im Mund zusammen
Frische Blumen sieht man in Japan häufig - hier ist ein erfreulicher Sinn für Ästethik an vielen Ecken sichtbar
Beschatteter Sencha (="Tennen Gyokuro") von der Varietät Oku Yutaka, allerdings hier noch als Aracha, also nicht endverarbeiteter Rohtee
Frisch produzierter, duftiger Arachatee schmeckt wunderbar "grün" und intensiv grasig-vegetabil
Obwohl die Asatsuyupflanzen dieses Jahr aufgrund des sehr regnerisch und bewölkten Wetters nur fünf Tage beschattet wurden, hat dieser Tee eine sehr fruchtig-süße Note mit leichtem Umami. Wir probieren auch die neue Ernte des Bio Gyokuro, ein Vollschattentee, von Shutaros Freund, den wir seit letztem Jahr im Sortiment haben. Dieser Tee hat die Süße eines Gyokuro, aber auch das Umami ist eher leicht und nicht aufdringlich, wie bei einigen konventionellen Gyokuros, die wir schon verkostet hatten.
Feiner Gyokuro wird mit Achtsamkeit und Konzentation zubereitet
Das smaragdgrüne Blatt von Gyokurotee glänzt wunderschön ... ... und hat auch ein süßlich-aromatisches Bouquet
Süße und Umami schmeckt man deutlich im Aufguss, aber ohne zu viel Wucht, sondern eher dezent
Olli freut sich über den tollen Tee, schade daß wir Euch den Duft nicht vermitteln können
Shutaros köstliche Tees sind ein außergewöhnlicher Genuss und wir freuen uns sehr über die Möglichkeit die frischen Schätze zu probieren
Die Teefelder der Hayashis sehen wir dieses Jahr bei strömendem Regen, aber auch so ist der Anblick wunderschön. Der viele Niederschlag, der hier sicherlich auch die Bedingungen für die Ernte oft erschwert, ist gleichzeitig auch ein Grund für die besonders guten Wachstumsbedingungen des Tees in dieser wunderschönen Region.
Beikräuter werden im Bioanbau per Hand entfernt, bzw. in diesem Garten helfen auch zwei Ziegen. Das Feld mit kleinen Jungpflanzen macht besonders viel Arbeit und die ersten Teeblätter könner erst in 5-6 Jahren geerntet werden.
Die Ventilatoren sind während der Winterzeit in den kühleren Höhenregionen besonders wichtig um aufsteigende Warmluft nach untern auf die Teesträucher zu pusten
Junge strahlende Knospen und Triebe wecken Lust auf frischen Grüntee
Die Teefelder der Hayashis leuchten auch im Regen wunderschön grün
Am Teegarten regnet es heute in Strömen - v.l.n.r.: Shutaros junger Bruder Kenji und der Vater, von dessen Erfahrung beide Söhne eine Menge lernen
In Shutaros italienischem Lieblingsrestaurant lassen wir den erlebnisreichen Tag kulinarisch ausklingen.
Beim Italiener in Japan ist es nicht nur gemütlich ...
... sondern es gibt sogar besonders leckere Pizza aus dem Holzofen, da haben wir nicht schlecht gestaunt!
Ein weiteres Highlight in den Bergen der Kirishimaregion besuchen wir am nächsten Tag.
Diesmal ist es kein Teegarten, sondern der Keramiktöpfer Shinichiro Narieda. Seit letztem Jahr haben wir seine außergewöhnlichen Matchaschalen (Chawan), grifflose Kännchen (Shiboridashi) und Teeschalen im Programm.
Der Künstler Narieda hat einen besonderen, einzigartigen Keramik-Stil und wie wir heute persönlich von ihm erfahren, hat er auch nicht bei einem anderen Töpfermeister gelernt, sondern sich alles selbst beigebracht. Vor 38 Jahre hat er mit Keramikarbeiten angefangen und ihm ist es sehr wichtig, völlig frei seinen eigenen kreativen Stil entwickeln zu können und nicht traditionellen Meistern nachzueifern. Er möchte seine Naturimpressionen der Region in den Farben und Formen der Keramik wiederspiegeln.
Heute empfängt uns Shinichiro Narieda in seinem gemütlichen Atelier und wir sind dankbar, diesen Ort kennenlernen zu dürfen. Gleich zu Beginn bemerken wir die Schwalbennester und den regen Flugverkehr der putzigen Eltern, die sich um den Nachwuchs kümmern.Die Japanische "Töpferschwalbe" (^^) fühlt sich in Nariedas Atelier sehr wohl und nistet hier seit Jahren an vier Stellen ...
... also genaugenommen leben hier vier Schwalbenfamilien und ...
... ziehen ihre Jungen in dieser gemütlichen Behausung auf
Die Gastfreundschaft ist Narieda sehr wichtig und seine Frau bringt uns Tee, Salat und frisches Gemüse aus dem Garten, weil er hört, daß wir Vegetarier sind.
Shinichiro Narieda und seine gastfreundliche Frau ...
... im gemütlichen Atelier des Künstlers ...
Selbst schlichter Reis wird in Japan hübsch präsentiert
In einer handgetöpferten Schale kommt ein Reispäckchen besonders gut zur Geltung
Die Kyusu trägt eindeutig Nariedas Handschrift
Den starken Shochu durfte Geli zum Glück mit ganz viel Grüntee verdünnen
Er erzählt uns viel von seinen Kindern und von seinem sozialen Engagement in der Gemeinde. Narieda ist für Menschen da, die reden möchten, denn traditionell werden in Japan nicht alle Probleme im Familienkreis angesprochen und es gibt spezielle Personen, die in einer Region eine Seelsorgerfunktion übernehmen. Zu dem Menschen Narieda passt es, daß er solche Aufgaben gerne übernimmt und stets ein offenes Ohr hat. Seiner Meinung nach ist es der erste Schritt, Probleme zu lösen, wenn man anfängt darüber zu reden. Speziell die Kinder liegen ihm besonders am Herzen. Früher hatte er sie auch im Baseball unterrichtet, leider lässt eine Schulterverletzung das jetzt nicht mehr zu.
Eine Ecke des Ateliers dient als Zwischenlager
Der Arbeitsplatz wo die wunderschönen Stücke entstehen
Teeschalen die Keramikliebhaberherzen höher schlagen lassen...
... eine Augenweide
Gutgelaunte Tee- und Keramikfreunde
Von links: Angelika Hartleib, Shinichiro Narieda, Oliver Hartleib ("Geli und Olli" vom TKK)
Wir werden oft an diesen beeindruckenden Künstler und Menschen denken, wenn wir aus einer seiner Schalen Tee trinken, oder wenn wir eines seiner „Kinder“ (wie er seine Keramikstücke liebevoll nennt) durch einen Verkauf auf die Reise in die Welt schicken.
Wir konnten ein paar besondere Einzelstücke ergattern und auch gleich für kommenden Herbst einige Wünsche plazieren.
HIER geht es weiter zum Teil 4 über den Besuch bei der Matchafirma Aiya