Teil 6 – Besuch des Dorfes Xiang Ming, des historisch berühmten Teehandelszentrum Yibang und ein Teegarten mit Katzenohrentee
Heute starten wir früh in die Region Manzhuan. Unser erstes Ziel ist das Dorf Xiang Ming. Die Fahrt und die morgendlichen Lichtverhältnisse sind an diesem Morgen besonders schön. Oft führt unsere Straße über Täler, die noch mit einer Wolkenschicht bedeckt sind. Es gibt immer wieder atemberaubende Ausblicke. Heute ist es deutlich wärmer und als wir im etwas tiefer liegenden Dorf Xiang Ming (ca.750m hoch) ankommen, werden wir von einer schwülen Hitze begrüßt. Die Hauptstrasse, die hier durchs Dorf führt ist noch bunter und auch sauberer als in Yiwu.
Die Wolken hängen noch tief im Tal als wir in der früh nach Yibang fahren.
Die Aussicht über die Berge ist wieder atemberaubend schön.
Gewürze am Straßenrand in Xiang Ming.
Gleich zu Beginn geht es wieder zum Teetrinken bei einem befreundeten Bauern von Yu.
Eine Besonderheit in dieser Region ist die Verstaatlichung der Teewälder. Es ist den Bauern aber erlaubt, hier zu pflücken. Unter den Teebauern herrscht gegenseitiger Respekt und es ist ein „unausgesprochenes“ Gesetz, nicht an Bäumen zu ernten, die andere Bauern gefunden haben.
Unsere Gaumen werden wieder verwöhnt. Wir starten mit einem besonderem Kultivar. Die Blätter haben eine Art rotviolette, purpurne Farbe. Eigentlich handelt es sich, um eine genetische Fehlentwicklung. Aber der Tee, namens Zi Cha, schmeckt gut: frische angenehme Säure, Fruchtigkeit und Honignoten hinterlassen einen eleganten Geschmack - toller Tee. Aber wir lernen von Yu der auffällig trübe Aufguss sei ein Hinweis auf schlecht gerollte Teeblätter. Als zweites haben wir einen Man Qian in unseren Tassen. Deutlich leichter im Vergleich, bleibt mehr im vorderen Teil des Mundes, leichte Fruchtnoten und subtil röstig.
Der letzte Tee ist spitze – beyond words. Hier ein Versuch: sehr ausgewogen, seidige Textur, süß, fruchtig, frisch, mineralisch, leichte Tannine, Honig. Diesen Namen sollte man sich merken: Cha Wang Shu. Wir haben etwas bestellt und hoffen auf eine kleine Lieferung im Sommer...
Der erste Tee bei dieser Verkostung ist ein Zi Cha aus rotviolettem Blattgut.
Bei diesem Tee wurden die Teeblätter nach dem Kochen zu kräftig gerollt, das erkennt Yu an dem trüben Aufguss der zu viele Schwebeteilchen enthält.
Olli ist immer besonders happy wenn es Tee gibt. ^^
Unser Teemeister Yu ist nicht nur unglaublich fachkompetent, sondern ...
... überaus sympathisch und charismatisch.
Der zweite Tee ist ein Man Qian.
Dieser Tee hat anscheinend einen besonders betörenden Duft!
Auch das Blatt sieht richtig gut aus.
Es ist ein Cha Wang Shu und der ist einfach nur großartig. Wir sind alle schwer begeistert von dieser Perle.
In vielen Geschäften reihen sich Teeutensilien wie Gaiwane und Pitcher zwischen Toilettenpapier und Spielzeug. Ein buntes Straßenbild in großer Mittagshitze in Xiang Ming.
Fahrräder wurden durch Mopeds abgelöst.
Nach dem Mittag steigen wir in kleinere Busse, damit wir die enge Bergstrasse nach Yibang bewältigen können. Es geht zu einem sehr alten historischen Dorf. Die Fahrt ist sehr holprig, aber unsere Stimmung ist gut. Nach einer knappen Stunde sind wir froh, uns die Beine zu vertreten und an vielen alten kleinen Häusern vorbeizugehen zu können. Überall wird Tee sortiert oder getrocknet. In diesem Dorf scheint sich alles, um Tee zu „drehen“.
Immer wieder werden aber auch hier neben alten historischen Gebäuden neue Häuser und Teeläden gebaut. Durch die gestiegene Nachfrage und immer höhere Preise, kommt das Geld auch da an, wo der Tee wächst und wird wieder investiert.
Wir sehen den Startpunkt der alten historischen Teeroute. Von Yibang aus starteten früher die Pferdekarawanen, die mit Teefladen beladen waren Richtung Norden nach Pu Erh. Yibang war einst ein sehr bedeutungsvoller Handelsplatz für Pu Erh. Heute wird in dieser Region immer noch sehr guter Tee produziert, aber der große Handel findet in den leicher zu erreichenden Städten wie Yiwu und Menghai statt.
Ein Steinlöwe aus der alten Zeit, als Yibang noch "das" berühmte Handelszentrum für Pu Erh Tees war.
Am Straßenrand sieht man häufig wie der Tee manuell sortiert wird. Das Aussortieren von Huang Pian (reife, gelbe Blätter) muss bei hochwertigem Tee in aufwändiger Handarbeit durchgeführt werden.
Typisches Gebäude im "alten Dorf" Yibang.
Eine Dame sortiert die reifen, gelben Teeblätter, Huang Pian genannt, aus.
Auch hier dürfen die Tiere überall frei herumstromern.
Er wird auffällig viel neu gebaut in Yibang.
Hier ist der Start der weltberühmten, historischen Pferderoute für Tee - ein ehemals wichtiger Handelsweg der über den Himalaya über Tibet bis nach Indien führte. Die Maultiere und Pferde wurden hier mit gepressten Teefladen beladen.
Für uns geht es noch weiter in die Berge in den Teegarten eines befreundeten Teebauers in Manshu. Dort werden uns Gushu Bäume mit außergewöhnlich kleinen Blättern gezeigt. Eine besondere Varietät, die sich „Mao Er Duo“ („Der Berg der Katzen“/kleine Katzenohren) nennt. Nachdem wir alle heil aus den steilen Hängen dieses Gartens zurück gewandert sind, dürfen wir diesen besonderen Tee zur Belohnung verkosten.
Ein sehr schöner fruchtiger Tee der auch florale Nuancen hat und eine Art Jugendhaftigkeit versprüht. Der perfekte Abschluss für einen weiteren tollen Teetag.
Im Betrieb des Teebauern in Man Gong wird der Tee zum Trocknen in der Sonne ausgelegt.
Das ist artgerechte Haltung von Nutztieren. Hier dürfen sich die Sauen um Ihren Nachwucht kümmern, frei herumlaufen und sich im Sand und Schlamm wälzen.
Frisch gepflückte Teeblätter welken auf großen, flachen Bambuskörben.
Blick über den Teewald mit vielen alten Teebäumen der kleinblättrigen Katzenohren.
Hier kann man deutlich die zierliche Größe der Katzenohrenblätter erkennen. Dieser alte Baum hat zudem auch noch rote Blätter (=Hong Er Duo). Mit im Bild rechts am Zweig sieht man deutlich die Teesamen.
Purpurner Katzenohrentee am alten Teebaum.
Teepflückerfamilie am alten Teebaum "Gushu" mit kleinen, zierlichen Katzenohrenblätter.
Junger, frischern Trieb am alten Teebaum mit Katzenohren, "Mao Er Duo".
Ein tiefblau schillernder Käfer auf dem Teebaum.
In diesen idyllischen, alten Teewäldern findet man allerlei Insekten - auch ein Zeichen für den Verzicht von Chemikalien.
Frische Knospe des purpurroten Katzenohrentees "Hong Er Duo".
Fröhliche Ameisen in einer schönen Teeblüte am alten Teebaum mit Katzenohrenblätter.
Um die Teeblätter zu ernten, müssen die Pflücker auf die alten Bäume klettern. Dieser außergewöhnliche Garten in Yibang hat viele Teebäume mit besonders kleinblättrigem Katzenohrentee, einige davon sogar in purpur.
Zurück vom Teegarten gießt Meister Yu sofort einen erfrischenden Tee für uns auf. Die kleine Wanderung durch die steilen Gushugärten war recht anstrengend ...
... weil das Klima hier besonders feucht und heiß ist. Menglin fächert Yu etwas Abkühlung zu. Der Tee wirkt wohltuend und gibt frische Energie.
Unsere Teemeisterin Menglin notiert für uns die Begriffe stets mit großer Geduld. Man Gong ist das Dorf wo wir uns just befinden in der Region Yibang, welche auch zu den sechs berühmten Teebergen gehört.
Wunderschön feine, lose, Pu Erh Teeblätter (Mao Cha) aus der frischen Ernte von den Katzenohrenbäumen die wir eben besucht hatten.
Aufgegossene Katzenohrenblätter, bzw. Mao Er Duo von echten Gushubäumen.
Der Aufguss dieser Teerarität leuchtet goldgelb und hat einen klaren, kraftvollen Geschmack mit frischen, fruchtigen Noten.
Auf der holprigen Rückfahrt zurück nach Yiwu werden wir wieder mit atemberaubend schönen Ausblicken über die Berge belohnt.
Auf dem Tagesausflug in das Yibang Gebirge erleben wir einige abenteuerliche Fahrten auf den engen, holprigen Schotterpisten. Hier ein kleiner Einblick von der Rückfahrt nach einem langen, erlebnisreichen Tag. Wir sind alle erschöpft. Die Straße ist extrem kurvig und sehr schmal. Einmal gibt es Gegenverkehr von diversen Baulastern - die Situation verlangt waghalsige Manöver - aber in der Ruhe (oder im Tee?) liegt die Kraft. ^^
Im nächsten Teil 7 von 8 treffen wir einen Freund in Yiwu und erleben ein lehrreiches Seminar.