Teereise nach Japan 3. – 13. April 2015
Teilnehmer vom Tee Kontor Kiel: Jan-Oliver Hartleib (Olli), Angelika Hartleib (Geli) und Mirjam Thies (Minze)
Teile 1 - 4 berichten über die Besuche in unterschiedlichen Teegärten und Teil 5 beschreibt die Herstellung von japanischem Grüntee
Teil 2
6. April zu Besuch bei Familie Morimoto in Miyazaki
Die Biogärten der Familie Morimoto liegen in der Präfektur Miyazaki auf Kyushu, einer Insel am südlichsten Zipfel. Die Geschichte des Morimoto-Grüntees begann, als das junge Paar vor über vierzig Jahren mit einer winzigen Teepflanzenparzelle einen kleinen Betrieb gründete. Während sich die beiden Morimotos über die Jahre hinweg zu einem perfekten Team entwickelten, wuchs mit ihrer Erfahrung zugleich auch die Größe des Betriebs immer weiter an. Mittlerweile bewirtschaften die beiden zwölf große Teefelder, und haben ihre eigene Teefabrik mit kompletter Produktionsanlage, die sie erstaunlicherweise zu zweit betreiben. Während der Erntephase helfen manchmal Freunde, die beiden Töchter oder auch Tobias Roesch und Dietmar Segl von unserer deutschen Teeimportfirma Marimo in der Verarbeitung mit.
Eine der Besonderheiten der Morimotos ist, dass sie viele unterschiedliche Strauchsorten kultivieren. Leidet möglicherweise in einem Jahr eine Strauchsorte an Schädlingsbefall, so bedeutet dies nicht gleich einen Ausfall der kompletten Ernte. Die vielen Strauchsorten sind also auch ein Symbol für die Vorliebe der Morimotos für Diversität. Es ist für japanische "Bio-Landwirte" nicht unüblich, sich um solche Fragen Gedanken zu machen. Schließlich produzieren sie nicht deshalb in aufwändiger Bioqualität, weil sie sich dadurch höhere Gewinne oder bessere Marktchancen erhoffen, sondern weil sie es als wertvolles Ziel ansehen, natürlichen Tee in einer von ökologischem Gleichgewicht geprägten Umgebung anzubauen. Bemerkenswert ist auch die Vielfalt ihrer Teesorten.
Ein sonniger Zug nach Miyazaki
Heute morgen fahren wir mit dem Zug nach Miyazaki. Am Bahnhof erwartet uns bereits Shigeru Morimoto. Schon die Begrüßung ist sehr herzlich. Als erstes fahren wir zum Mittagessen in ein japanisches Restaurant. Hier erwartet uns ein kulinarisches Highlight. Dietmar und Tobias hatten angekündigt, daß wir Vegetarier sind und als aufmerksame Gastgeber haben die Morimotos das Essen dem entsprechend vorbestellt. Es erwarten unsüber 20 verschiedene, delikate Häppchen. Viele Geschmäcker sind völlig neu für uns, aber alles ist frisch und lecker. Zum Essen sind auch Harujo und die fröhliche Tochter Yuki gekommen. Es wird viel gelacht und erzählt und Tobias übersetzt das meiste, aber Yuki probiert auch immer wieder gerne ihre englischen Sprachkünste. Auch wenn wir nicht alle perfekt die gleiche Sprache sprechen, haben wir viel Spaß zusammen.
die japanische Küche bietet traumhafte Leckereien
links Minze vom Tee Kontor Kiel und rechts Yuki, die fröhliche Tochter der Morimotos
grünen Tee bekommt man in jedem Restaurant
selbst ein schlichtes Gericht erhält in Japan stets eine dekorative Aufwertung - hier leckere Kräuter mit pikantem Zitrusaroma die auch bei den Morimotos an den Teefeldern wachsen
wir werden mit frischesten Gaumenfreuden verwöhnt
ganz klar, dass so ein Festmahl glücklich macht <3 (li. Geli & re. Olli v. Tee Kontor Kiel)
Nach dem Essen fahren wir noch kurz an den Pazifik und genießen Grünteepulver (Morimoto Premium Matcha) als leckeres Kaltgetränk. Die Familie Morimoto trinkt sehr viel Pulvertee einfach mit kaltem Wasser vermischt. Nicht nur während der Erntezeit, in der nicht besonders viel geschlafen wird, gehört diese Form des Matchakonsums zum Alltag von Harujo und Shigeru. Auch wir lieben Matcha nicht nur heiß aufgeschäumt in einer schönen Schale, sondern auch gerne eiskalt. Meistens benutzen wir dafür unseren praktischen Matchashaker, den wir immer bei uns haben wenn wir unterwegs sind. Im Pavillion am Pazifikstrand schenken wir deshalb ganz spontan den Morimotos unseren Shaker, der gleich vorort mit großer Begeisterung ausprobiert wird.
selbst ein bischen Regen kann unsere gute Laune am Strand nicht vertreiben
Shigeru blickt auf die Weite des Pazifiks am Strand von Miyazaki
grüner Pulvertee wird im Tongefäss aufbewahrt und mit kaltem Wasser ganz fix zu einer köstlichen Stranderfrischung angerührt - ähnlich wie wir es auch zuhause täglich machen - wir sind begeistert, dass hier in Japan auch so gerne kalter Matchatee genossen wird
Teefreunde im Teehimmel unterm Pavillion am Pazifikstrand in Miyazaki, v.l.n.r.: Elke Werner vom Teerausch Dresden, Tobias Roesch von Marimo Tee, Shigeru Morimoto, Geli & Olli Hartleib, Harujo Morimoto, Minze vom Tee Kontor Kiel
Harujo und Yuki Morimoto freuen sich über das spontane Geschenk, den praktischen Matchashaker. Nun können sie während der harten Erntezeit noch schneller ihren Matchatee zubereiten um die langen Tage durchzuhalten.
Vom Strand geht es dann in die Teefelder. Auch hier sind die Teebüsche kurz vor der Ernte sehr schön grün und man sieht den kräftigen first flush 2015 sprießen. Beschattet sind noch keine Sträucher, denn auch hier in der Berglage wird die Ernte erst in ca. 2 Wochen beginnen. Das Feld mit den Yutaka Midori Sträuchern für unseren Shincha soll dieses Jahr zwei Wochen lang beschattet werden. Der Tee schmeckt dann noch lieblicher, blumiger und entwickelt ein noch intensiveres Umami.
die frischen Teeblätter spießen soweit das Auge reicht
hier kann man den first flush sehr gut erkennen
two leaves and a bud - knackig frisch - die zartesten und leckersten Teeblätter
Shigeru überprüft den Wuchs
Olli wieder auf Wolke 7 im Teehimmel
Neben fast erntebereiten Feldern sehen wir auch ganz junge Pflanzen, die noch nicht mal ein Jahr als sind. Harujo erzählt uns, wie mühsam es ist, die Stecklinge selbst zu ziehen und anzupflanzen. Viel Fachwissen, Erfahrung und sehr harte Arbeit werden dazu führen, daß in diesem Teil des Gartens in ca. vier Jahren der erste Tee geerntet werden kann. Über die Neuanpflanzung findet Ihr hier einen schönen Bericht im Blog von Marimo.
Feld mit frischen, jungen Stecklingen der Strauchsorte Minami Sayaka
hier kann man wunderbar die unterschiedlichen Strauchsorten sehen
Harujo und Shigeru Morimoto in ihrem Teefeld
Fröhliche Teefreunde im Teegarten der Morimotos, v.l.n.r.: Minze, Yuki, Shigeru, Geli, Harujo, Olli
Von den weiter entfernten Teegärten geht es dann zur Fabrik. Vorher werden wir noch im wunderschönen Privathaus, in dem es wunderbar nach dem Baumaterial Zedernholz duftet, eingeladen. Shigeru hat hier ganze Baumstämme am Stück verarbeitet. Ein blumig-frischer Bio Sencha Tokujou verwöhnt unsere Gaumen. Auch der köstliche Bio Kabusecha Tokujou hinterläßt mit seiner zarten Süße einen bleibenden Eindruck und findet seinen Weg in unser Sortiment. Haruyo, die uns selbstgekochte Mochis anbietet, präsentiert uns als Gastgeschenk ihre leckeren Teebonbons und handgemachte Grünteeseife. Alles wird hier mit Liebe zum Detail hergestellt.
das Zuhause der Morimotos ist sehr gemütlich und es wurden ganze Zedernstämme verbaut
Harujo hat frische Mochis für uns gebacken, hmmm - natürlich gibt es ständig und überall köstlichsten Tee
Harujos handgemachte Grünteeseife
Die warmherzige Gastfreundschaft und das gemütliche Zuhause der Morimotos lassen uns fast die Zeit vergessen. Im Anschluß an die etwas länger gewordene Teepause zeigen uns Shigeru und Tobias die kleine Teefabrik. Auf dem Weg dorthin treffen wir seine 92 Jahre alte, zauberhafte Mutter die uns fröhlich lächelnd zu Fuß entgegen kommt. Hier ein schönes Video über einen unserer Lieblingstees, den GO EN, in welchem die Dame zu sehen ist. Den detaillierten Ablauf der Teeverarbeitung werden wir in Teil 5 des Reiseblogs ausführlich schildern.
die rüstige Uroma der Familie Morimoto
Besonders stolz ist die Familie Morimoto auf ihre Keramikmühle in der sie ihren Pulvertee selbst herstellt. Im Gegensatz zur Familie Hayashi in Kirishima die wir gestern besucht hatten, wird hier auch die finale Trocknung vom Aracha zum fertigen Tee durchgeführt. Wir freuen uns schon jetzt auf ihren ersten neuen Tee 2015, Shincha Morimoto, den wir voraussichtlich Mitte Mai in unseren Tassen in Deutschland haben werden.
die Keramikmühle um Pulvertee fein zu mahlen
die Teefabrik der Familie Morimoto
Kukisortiermaschine
Shigeru erklärt Olli die Teeauflockerungsmaschine
Teerollmaschinen um das typisch nadelförmige Senchablatt zu erhalten
Teeknetmaschine ...
... welche sich rotierend im Kreis bewegt
Es wird ein sehr herzlicher Abschied, aber vielleicht sehen wir die beiden im September in Europa wieder, denn sie sind als einzige Teebauern der Präfektur Miyazaki für die Weltausstellung in Mailand auserwählt. Sobald ein genauer Termin feststeht, werden wir ihn bekannt geben. Und dann gibt es einen guten Grund mehr für eine Reise nach Milano ...
nun folgen noch fotografische Eindrücke als kleine Galerie
Japaner haben einen ausgeprägten Sinn für Ästhetik, hier blüht es sogar am Bahnhof
alles wird aufgehübscht und verniedlicht, sogar die Mülltonnen
zu den Mahlzeigen gibt es immer leckeren Tee
Glückskatzen trifft man überall - diese hier ist mit Chilipulver gefüllt und soll das Glück mit der Pfote heranwinken
es ist toll wenn man liebe Kolleginnen mit auf Reisen dabei haben kann (links Minze, rechts Geli)
leckeres Essen in gemütlichster Umgebung - besser geht es kaum
Japaner sind sehr höflich und angenehm reinlich, d.h. sie ziehen auch überall die Schuhe aus und an jedem Haus stehen Pantoffeln/Puschen bereit. Auf den Toiletten warten dann spezielle Klopuschen/WC-Pantoffeln. Dieses lustige Model auf einer Restauranttoilette in leuchtendem Matchagrün hat es mir besonders angetan. ;o)
zwei Mamas: Yuki, die Tochter der Morimotos, hat zufälligerweise auch zwei Kinder im gleichen Alter wie wir
am Pazifik in Miyazaki: der Olli liebt das Meer und macht den "Marlin", wie immer wenn er sich besonders freut
Tee macht auch lustig: wir haben viel Spaß mit Haruyo und Yuki Morimoto, die sich hier über den Matchashaker freuen
Shigeru hat ein traditionelles, historisches Kopfkissen aus massivem Holz ...
... das muss natürlich sofort aufprobiert werden und überraschenderweise ist es unerwartet gemütlich
die Propeller, bzw. Riesenventilatoren stehen stets an den Teefeldern um während Kältephasen die warme, aufsteigende Luft nach unten zu den Teesträuchern zu pusten
wunderschönes, tiefes Grün
neben den Teefeldern sammeln die Morimotos junge Farnblätter und -knospen die als Gemüse gegessen werden
hier kann man den first flush schön am alten, gemähten Strauch sprießen sehen
lustige Marienkäfer, Grashüpfer, Spinnen und auch Vögel sehen wir erfreulicherweise regelmäßig in den Biofeldern
zwischedurch werden auch die jungen Teeblätter gerne mal vernascht, sowohl von unserer Kollegin Minze ...
... als auch von Olli, dem "Chef" ;o)
... v.l.n.r. Shigeru, Olli, Geli, Harujo in im Morimoto-Teefeld
herrlicher Spaziergang über die Weiten der Morimoto Teefelder
immer wieder schön: two leaves and a bud (zwei Blätter und eine Knospe)
Olli im Glück
dieser Strauchsorte wurden rote Tomaten eingekreuzt wodurch mehr Süße entstehen soll
ein welliges Meer aus Teebüschen
die Familienbetrieb hat eine eigene Teefabrik
Stängelsortiermaschine
Olli bestaunt die Teeauflockerungsmaschinen
Teile der Dämpfmaschine
Rollmaschinen um die Blätter in die typische Senchaform zu rollen
natürlich werden auch an jeder Teefabrik stets die Schuhe ausgezogen und gegen saubere Puschen eingetauscht
hier geht es zum Teil 3