5. Teil - TAIWAN 15.4. - 3.5.2019
Taipeh 28.4. - 3.5.2019 - Nachtmarkt, besondere Teehäuser, Töpfern, Yingge, Besuch bei Emilio del Pozo und Tee bei Atong.
Am ersten Abend nach unser Rückkehr nach Taipeh besuchen wir einen der vielen Nachtmärkte. Es ist sehr voll und überall gibt es viel Essen und viele Einheimische, die diese Märkte und Art der Sozialisierung lieben. Wir müssen aufpassen, uns im Gedränge nicht zu verlieren. Zum Glück sind wir im Hellen angekommen, denn als es dunkel wird, finden wir uns schon besser mit dem Menschenfluss und dem riesigen Angebot zurecht. Für uns war es eine tolle Erfahrung, aber das Bedürfnis morgen Abend gleich wiederzukommen, haben wir auch nicht. Die ruhigen Plätze zum Teetrinken passen wohl doch besser zu uns...
Olli mittem im Gewimmel eines der Nachtmärkte von Taipeh. Der Lärm ist ohrenbetäubend, von allen Seiten läuft Musik und es riecht intensiv nach unterschiedlichsten Gerichten und rauchendem Frittierfett. Als wir hier durch sind, fühlen wir uns selber wie triefende Frühlingsröllchen. ;o).
Hier gibt es massenhaft kulinarische Skurilitäten und Leckereien.
Für uns eher befremdlich sehen wir häufiger junge Frauen, die winzige Hunde wie Babys im Tragetuch oder Kinderwagen mit sich tragen. Diesem armen Kerlchen wurden sogar künstliche Augenbrauen aufgeklebt und gegen die Hitze läuft ein Ventilor in seiner kleinen Karre. Der Lärm hier ist ohrenbetäubend und für einen Hund sicherlich eine Tortur.
Bei dieser knusprigen Kartoffelspirale waren wir uns zumindest sicher, dass sie vegetarisch sein muss.
Ein ganz besonderes Teehaus besuchen wir am nächsten Tag. Mit dem Chunyu Yuanzi hat sich der Besitzer 2012 einen Traum von Teehaus, Restaurant und Wohnung zusammen an einem magischen Ort erfüllt. Vom Zentrum Taipehs brauchen wir ca. 45 Minuten für die Fahrt. Der japanisch angelegte Garten kombiniert Wasser, Steine und Pflanzen in fließender Harmonie. Nach einem kleinen Spaziergang durch den Garten stärken wir uns erstmal mit einem Mao Cha Pu Erh. Im weiteren Verlauf des Jahres bekommen wir diesen Tee als gepressten Fladen. Dieser Gushu stammt aus Lao Man E.
Wir treffen hier auch Fan Jian Zhong. Er ist studierter Schmuckdesigner, hat sich aber auch auf die Reparatur von Kannen und anderer Keramik im chinesischen Stil spezialisiert. Er hat verschiedene Kannen und Keramikstücke mitgebracht und wir sehen, wie er mit Nägeln Deckel und Tüllen repariert hat. Diese alte Handwerkskunst nennt sich Juzi. Nur ganz selten werden einige Bruchstellen zusätzlich mit Lack abgedichtet. Die verwendeten Bronzenägel nennt man Ju Ding.
Fan Jian Zhong hat auch eine selbst gebaute Guquin mitgebracht und auf Nachfrage spielt er uns auch ein paar Stücke vor. Die Musik passt sehr gut zur Atmosphäre und zum Ambiente. Wir wechseln jetzt auch den Tee und geniessen einen Alishan Dong Pian 2018, den ich (Olli) zubereiten darf. Musik, Tee und Raum verschmelzen hier zu einem ganz besonderen Erlebnis. Wir genießen diesen Moment in vollen Zügen, denn auch wenn wir einiges von diesem besonders guten Tees zu Hause haben, solch ein Ambiente werden wir nicht so schnell wieder finden. Es ist ein außergewöhnlicher Platz um Tee zu genießen - unsere Teekultur in Deutschland bietet noch nicht den Rahmen für solche Teeerlebnisse...
Auch sonst hat Herr Tang, der Besitzer, eine gelungene Kombination aus minimalistischer Einfachheit, Nachhaltigkeit und Design aus Naturmaterialien geschaffen. Jeder Raum hat auf seine Art ein anderes Raumgefühl und uns gefällt dieser Stil sehr gut. Auch die Küche des Restaurants hat ein sehr hohes Niveau. Das Personal in der Küche arbeitet in auffällig meditativer Stille. Es gibt keine Karte, sondern immer nur tagesaktuelle Speisen. Man kann aber eine vegetarische Variante des Menus wählen. Da es in Taiwan einige Buddhisten gibt, ist das eigentlich, zu unserer Freude, überall möglich. Dieser wunderbare Ort liegt sehr versteckt und abseits und durch Zufall kann man ihn kaum finden. Aber die meisten Gäste bekommt Herr Tang durch Empfehlung und Mund-zu-Mund-Werbung. Wir können allen, die in Taipeh zu Besuch sind und genug Zeit mitbringen, einen Besuch empfehlen. Man sollte aber auf jeden Fall vorher anrufen und reservieren. Einige Eindrücke dieses besonderen Tages werden wir wohl nie vergessen. Es gibt immer mal wieder Plätze auf dieser Welt, die dieses Gefühl auslösen, und dieser zählt definitiv dazu.
Olli freut sich auf den Tee, den Menglin im Hintergrund gerade zubereitet.
Menglin befüllt die Kanne mit den wundervollen, großen Blättern alter Teebäume aus Lao Man E.
Der Raum wurde speziell für Teeverkostungen erschaffen und erstrahlt in eleganter Ruhe.
Der Teeraum ist lichtdurchflutet und bietet den idealen Rahmen, um guten Tee besonders achtsam zu würdigen.
Großartiger Tee, ein Wahnsinnsausblick in den üppigen Garten und federleichte Guquin Musik - ein Fest für die Sinne!
Fan Jian Zhong spielt auf seiner selbst gebauten Guquin aus Holz. Das Design ist speziell und wir finden sie wunderschön - uns gefällt sie sogar noch besser als die edlen, klassischen Modelle aus dem Guquin Museum. Er spielt gut und die anmutige Musik passt ideal zum Tee.
Fan Jian Zhong stammt aus Taiwan, hat in Barcelona studiert, ist Künstler und Schmuckdesigner.
An dieser Kanne war der Griff kaputt. Durch ein Kupferdrahtgeflecht wird der angebrachte Griff stabilisiert und die Kanne erhält einen besonderen Look.
Tonkanne mit genietetem Deckel.
Reparierte Porzellankanne.
Olli bereitet einen großartigen Oolong zu, den Alishan Dong Pian 2017.
Stilvolle Ästhetik ist eine Aufwertung für den Teegenuss.
Anschließend werden wir durch alle Etagen des eleganten Gebäudes geführt. Jeder Ort ist intensiv mit der Natur verbunden und erstrahlt in kraftvoller Ruhe und wohliger Wärme, die aus den edlen Hölzern zu strömen scheint. Hier im Untergeschoss gibt es einen Teeraum mit Ausblick zum bepflanzten Lichtschacht.
Auch kleine Topfpflanzen sind harmonisch gestaltet, ohne Ecken und Kanten, aber in harmonischer Ergänzung der Elemente.
Im Erdgeschoss befindet sich der Speiseraum mit großer Holzbühne und Glasfront zum Garten.
Im Obergeschoss erhalten wir Einblick in die loftähnliche Einraumwohnung des Besitzers. Die überdimensional große Tischplatte ist aus einem einzigen Stück Holz gefertigt. Wir können uns kaum vorstellen welche Größe dieser Baum gehabt haben muss. Das Raumklima ist auffallend angenehm - das moderne Gebäude wird natürlich ventiliert ohne Klimaanlage.
Ein wunderschöner Wasserkessel aus Eisen und ein Blick auf die weich geschwungene Tischkante.
Ein angenehmer Platz für Kalligraphien.
An der Stirnseite des Tisches liegt die Teeecke mit Feuerstelle.
Heute haben wir zwei Programmpunkte. Zuerst besuchen wir das Papiermuseum. Bei schönstem Wetter geht es für uns zuerst in die oberste Etage des Gebäudes, wo wir eine kleine theoretische Einleitung in die traditionelle Papierproduktion bekommen. Danach können wir selbst einen Bogen Papier herstellen und das ist nach der guten Erklärung leichter als gedacht. Wir sind zufrieden mit unseren handgeschöpften Bögen.
In der heutigen Papierindustrie geht alles vieler schneller mit moderenen Maschinen, aber so ein handgeschöpftes Blatt Papier hat seinen eigenen Charakter und auch einen anderen Wert. Für die Kunst der Kalligraphie sind hochwertige Papierbögen eine wichtige Grundlage, damit die Schrift am Ende einen passenden Rahmen hat. Durch die verschiedenen Stockwerke durchlaufen wir die historische Entwicklung der Papierherstellung, die in Taiwan sicher eine große Bedeutung hat. Zumindest verlassen wir das Gebäude mit diesem Eindruck.
Zum Mittagessen gehen wir heute in ein einfaches vegetarisches Selbstbedienungsrestaurant. Die vielen frischen Gemüsegerichte füllen unsere Teller und uns läift das Wasser im Mund zusammen. Die Teller werden an der Kasse gewogen und man bezahlt nach Gewicht. Es ist sehr günstig - man hat schon fast ein schlechtes Gewissen bei dieser Menge an frischem Essen - aber es sollen sich möglichst viele Menschen diese Art von gesunder Ernährung leisten können. Die Einrichtung und Ausstattung ist sehr einfach, aber das Essen ist superlecker.
Olli am Eingang des SUHO Papiermuseums in Taipeh.
Eine junge Frau erklärt uns die Rohstoffe und Arbeitsschritte der manuellen Papierherstellung.
Sie zeigt uns das Auflösen der Fasern, das Schöpfen mit dem Rahmen und das Pressen der Bögen.
Wir machen uns an die Arbeit und jeder darf seinen eigenen Papierbogen herstellen.
In der Nachbarschaft des Papiermuseum finden wir ein buddhistisches SB-Restaurant und gehen dort Mittagessen. Für rein vegatarische Lokale sind wir immer besonders dankbar, weil wir keine Risiken und Komplikationen eingehen müssen.
Hier geht uns als Vegetarier das Herz auf. Alles schmeckt köstlich. Neben einer großen Auswahl frischer Gemüsegerichte gibt es leckeren Tofu und einige spannende Seitanprodukte. Eine wahres Highlight sind in Taiwan generell die Auberginen, die schmecken immer besonders cremig und aromatisch, sie sind auch deutlich kleiner als bei uns.
Am Nachmittag treffen wir die großartige Töpfermeisterin Li Jiao. Sie hat einige Teekannen und Becher aus ihrem Sortiment mitgebracht, aber auch Ton aus Yingge und einige Quarzsteine. Der Ton ist die Grundlage für gute Teekeramik und die Quarze, die eingemischt werden, sind wie "das Salz in der Suppe". Bei der richtigen Dosierung verbessern sie das Endergebnis. Benutzt man zuviel, überstehen die Schalen bzw. Kannen den Brand nicht und gehen kaputt. Ihre Teekeramik wird in der Regel zweimal im Ofen gebrannt. Der erste Brand ist bei ca. 900 Grad Celsius und der zweite findet nach dem Auftragen der Glasur bei 1250 Grad statt. Die Glasur ist bei Ihr nie 100 Prozent dicht, es gibt eine gewisse Durchlässigkeit und deshalb ist der Ton auch trotz Glasur die wichtige Grundlage für gutes Teegeschirr. Sie testet alle ihr Tassen und Kannen mit demselben Premium Oriental Beauty. Nur wenn die honigsüßen Noten klar im Geschmacksbild durchkommen, werden die Stücke für gut befunden und qualifizieren sich für den Verkauf.
Der Geschmack des Tees soll von guter Teekeramik intensiviert werden. Li Jiaos hochwertiges Geschirr kann minderwertigen Tee nicht in guten Tee verwandeln. Im Gegenteil, es können auch Fehler eines Tees verstärkt werden. Unangehme Nuancen eines nicht so hochwertigen Tees werden deutlicher. Im Idealfall unterstützt diese Teekeramik den Charakter guter Tees und lässt die Stärken voll zur Entfaltung kommen. Der Teegenuss wird gesteigert.
Wir haben heute das große Glück, mit ihrer Hilfe und Anleitung selbst eine Tasse aus Li Jiaos Ton herzustellen. Mit großer Geduld und guten Tipps hilft sie jedem in unserer Gruppe und nach einer knappen Stunde haben wir alle einen fertigen Teebecher. Li Jiao übernimmt für uns später das Brennen und Glasieren, denn leider sind die Tage unserer Teereise gezählt und morgen ist der letzte gemeinsame Tag der Gruppe. Wir haben nicht mehr genug Zeit, die letzten Arbeitsschritte selbst zu beenden. Durch das Benutzen von Kamm und Fön hat mein Becher später eine Baumrindenoptik, Geli verziert ihren Becher mit einigen groben Quarzstücken. Als wir ein paar Monate später die Becher bekommen, sind wir positiv überrascht von unseren Ergebnissen - sowohl von der Optik als auch vom Geschmack unseres neuen Premium Oriental Beautys. Den OB nutzen wir jetzt, dank Li Jiao, häufiger als Refenztee, wenn es um die Beurteilung von Keramik geht. Das war ein guter Tipp von ihr, denn dieser Tee reagiert sensibel auf minderwertigeren Ton und verliert von seinen honisüßen Noten, wenn man kein optimales Teezubehör verwendet.
Wir werden versuchen, in Abständen auch Werke von Li Jiao anzubieten, aber auf Grund der hohen Qualität, der kleinen Produktionsmenge und dem künstlerischen Wert haben die Stücke einen sehr hohen Preis und wir können daher nur eine ganz kleine Auswahl anbieten. Wir wissen den Wert ihrer Arbeiten nach diesem Nachmittag noch mehr zu schätzen.
Links unsere Teefreundin Menglin Chen vom Shuitang Teehaus in Zürich, rechts Keramikmeisterin Li Jiao.
Eine von von Li Jiao gefertigte Teekanne.
Zu Beginn erhält jeder eine Kugel von Li Jiaos Yingge-Ton.
Dann erklärt sie uns die traditionelle Technik. Man drückt mit dem Daumen einen Hohlraum und formt freihändig ein Gefäß.
Das Formen ist gar nicht so einfach, weil der Ton leicht bricht. Wir fügen kleine Mineralien hinzu und können auch Werkzeuge aus Holz wie Kugeln, Kämme oder Spatel zur Hilfe nehmen.
Menglin und Olli fönen die Gefäße, so wird die äußere Schicht rissig und erhält eine gröbere Oberfläche.
Gelis Becher mit einer feinen Schicht Mineralien an der Außenseite.
Die gesammelten Werke unserer Gruppe werden von von Li Jiao später noch gebrannt, glasiert und final nochmal gebrannt.
So sehen unsere beiden Werke jetzt aus. Sie haben eine helle Innenglasur und wir nutzen sie fast täglich, weil der Tee daraus hervorragend schmeckt. Das grobe Design ist etwas eigenwillig und sie sind auch ziemlich schwer.
Heute ist der letzte "Gruppentag" unser Reise. Am späten Vormittag fahren wir raus aus Taipeh zum Lieblingsausflugsrestaurant & Teehaus von Atong, dem Shi Yang Shan Fang. Wir fahren zusammen mit Atong, seiner Frau Akuan und Menglin in seinem Auto mit, weil noch zwei Plätze frei sind. Wir starten in einer für ihn ungewohnten Region und da Atong weder Navigationsgerät noch Google Maps nutzt, ist er sich nach fünf Minuten nicht mehr ganz sicher, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Menglin und Akuan werden schon ein bisschen nervös, aber er hält kurz am Straßenrand und fragt einen Passanten, der ihm die nötige Beschreibung geben kann und schon geht es weiter. Nach einer knappen halben Stunde sind wir mitten im Wald, oder genauer gesagt im subtropischem Regenwald.
Dieses Restaurant & Teehaus mit atemberaubender Aussicht liegt wunderschön am üppig bewaldeten Steilhang. Uns faszieniert die pure Schönheit der Natur bei den verschiedenen Ausblicksmöglichkeiten, von denen es viele gibt. Die Einrichtung des Restaurants ist sehr stilvoll und minimalistisch. Der komplette Boden ist mit Tatamimatten ausgelegt und der Mix an Baumaterialien (Holz & Metall) ist eine gelungene Mischung aus japanischer und taiwanesischer Ästhetik.
Der Besitzer Lin Binhui zeigt uns seinen Meditationsraum, in dem wir kurz Platz nehmen dürfen. Dieser Ort lädt ein zum Verweilen und kurz vergessen wir die Zeit und lauschen dem "Konzert" der Naturgeräusche, dann geht es zurück in die Realität und dem Abschiedsessen mit der Gruppe. Zum tollen Menü werden ein Oolong von Atong und auch ein Shou Pu Erh gereicht. Der Besitzer des Restaurants trinkt neben Oolong auch sehr gerne Pu Erh und ist damit in Taiwan keine Ausnahme. In vielen Teehäusern und -läden gibt es eine große Auswahl an Pu Erh und der Begriff "Taiwan dry storage" ist neben "Hongkong storage" unter Kennern und Freunden dieser Teesorte zu einem eigenen Qualitätsmerkmal geworden.
Während des Essens macht sich bei vielen aus der Gruppe schon eine Art Abschiedsstimmung bemerkbar. Viele fliegen heute nach Europa oder reisen noch weiter. Nach dem Essen und dem ein oder anderen Tee verabschieden wir uns dann von allen, denn wir werden in den nächsten Tagen nur noch Atong, seine Frau & Menglin sehen.
An diesem Ort werden wir wieder von hinreißender Ästhetik, die in Harmonie mit der Natur ist, überwältigt. Wir sind tief beeindruckt von der Atmosphäre und Ruhe des Shi Yang Shan Fang.
In der Mitte Teemeister Atong (Huan Tan) Chen mit seiner Ehefrau Akuan und Oliver und Angelika Hartleib vom TKK.
Man sitzt unmittelbar am tropischen Garten und kann bei Bedarf die bodentiefen Glasfenster öffnen.
Es gibt eine grandios schmeckende Lotusblütensuppe.
Die geschlossene Blüte wird auf die heiße Suppe gelegt und öffnet sich erst am Tisch.
Viele Gerichte werden in oder auf handgefertigter Keramik aus dem berühmten Töpferort Yingge serviert.
Zum Essen werden Oolong und ein Shou Pu Erh gereicht. Auch das Teegeschirr stammt aus Yingge.
Geli genießt die harmonische Ruhe des Teemoments.
Meditationsraum mit Ausblick, der zum Verweilen einlädt.
Die Vision des Architekten Lin Binhui wurde mitten in den Bergen in Form eines kulinarischen Gourmet-Tempels lebendig.
Wir, Olli & Geli vom TKK, auf einer der großzügigen Holzterrassen.
Als Abschluss genießen wir noch einen Tee im Teeraum.
Matcha wird auch angeboten.
Am späten Nachmittag geht es dann für uns noch nach Yingge. Yingge ist ein für seine Töpfertradition berühmter Bezirk im Westen Taipehs. Von hier stammen viele taiwanesische Töpfer und es gibt hervorragende Tonvorkommen. Es gibt auch eine Vielzahl von Geschäften, die sowohl Tee als auch vor allem Zubehör verkaufen. In einem Geschäft verweilen wir länger, denn dort finden wir zwei kleine Serien von Teebechern eines lokalen Künstlers, aus denen wir von der Besitzerin einen Tee serviert bekommen. Er schmeckt gut und auch wenn wir keine direkte Referenz haben, nehmen wir die Becher gleich mit. Auch sonst gibt es viele schöne Sachen, leider können wir gar nicht so viel tragen, wie wir mitnehmen möchten und suchen uns noch fünf schöne Gaiwane und etwas Teebesteck aus. Leider sind wir etwas spät in Yingge angekommen und viele Geschäfte und auch das Keramikmuseum schließen gerade schon oder sind bereits geschlossen. Falls wir nochmal die Gelegenheit bekommen sollten, nach Taiwan zu reisen, was wir sehr hoffen, werden wir für diese Töpferhochburg mehr Zeit einplanen und auch ein paar größere Pakete verschicken, denn gerne hätten wir etwas mehr mitgenommen...
In diesem Geschäft haben wir einiges an Zubehör und Keramiken eingekauft. Diesen Reisebeutel für Teegeschirr hat die Besitzerin selbst genäht.
Pu Erh ist hier auch sehr begehrt. So große Keramikfässer könnten wir in Deutschland auch gut gebrauchen.
Heute besuchen wir den Keramiker Emilio del Pozo in Taipeh. Geli hatte schon vor einigen Monaten mit ihm Kontakt aufgenommen, da ihr sein Keramikstil sehr gefallen hat, außerdem hatte unser Teefreund Olivier Schneider bei seinem Besuch in Kiel und seinen Seminaren mit unseren Kunden Teekannen von ihm benutzt. Schon im November 2018 hatten wir ihm zwei Kannen von Emilio abgekauft, die uns sehr gefielen.
Ursprünglich stammt Emilio aus Kalifornien, studiert seit 20 Jahren verschiedene Aspekte der chinesischen Kultur und Medizin, und lebt seit 2006 in Taiwan. Seit er hier lebt, hat er mit dem Töpfern begonnen und auch bei verschiedenen Lehrern gelernt. Vieles hat er sich selbst beigebracht bzw. ausprobiert. Er arbeitet immer wieder an der Zusammenstellung verschiedener Glasuren und auch beim Ton versucht er, durch das Mischen verschiedener lokaler Tonarten eine gute Grundlage für sein Teezubehöhr zu finden.
Zur Begrüßung trinken wir einen Baozhong roasted Qingxin aus der Winterernte von unserem gemeinsamen Freund Olivier, den wir ihm mitgebracht haben. Er freut sich über den Tee und aus seinem Gaiwan und den Cups schmeckt der Tee wirklich besonders gut. Wir reden viel über Keramik, Taiwan, Tee und die vielen Erlebnisse, die wir auf unser bisherigen Reise hatten.
Er zeigt uns auch seine Werkstatt, den tollen Ofen und viele seiner Arbeiten aus den letzten Monaten. Sein einzigartiger Stil gefällt uns wirklich sehr gut und wir suchen einige schöne Stücke aus, die wir uns von ihm schicken lassen. Zum Abschluss trinken wir noch einen Oolong aus Qi Lai, einem kleinen recht unbekannten Garten aus dem Hochland. Dort war er vor drei Jahren mit seiner Frau und seitdem bekommt er jedes Jahr Tee aus Qi Lai. Von Atong haben wir in diesem Jahr das erste Mal einen Tee aus dieser Region bekommen. Er hat zum Jahreswechsel aus der Dong Pian Ernte einen wundervollen Tee produziert.
Nach einigen Stunden, vielen schönen Gesprächen und leckeren Tees begleitet Emilio uns noch zur Bushaltestelle. Dort verabschieden wir uns von ihm. Wieder haben wir auf unserem Teeweg einen sehr netten und talentierten Menschen kennengelernt, der durch andere Aspekte der asiatischen Kultur zum Tee und Töpfern gekommen ist... zum Glück für alle Freunde besonderer Teekeramik.
Olli und Emilio. Emilios Leidenschaft für Tee brachte ihn zum Töpfern und er konzentriert sich ausschließlich auf Teegeschirr.
Emilios Gaiwan hat ein durch viele Teesessions schön gereiftes Craquelée.
Der Ofen kann, je nach Bedarf, elektrisch oder mit Gas betrieben werden.
Proben verschiedener Glasuren und Tonmischungen.
Emilio zeigt uns seinen lokalen Wildton den er verwendet.
Olli sucht im Studio einige Stücke aus - keine leichte Entscheidung.
Teekannen mit Holzgriff haben es uns besonders angetan und von diesem Modell sind wir ganz verzückt.
Diese kleinen Teeschälchen leuchten in einem schimmerndem Jadegrün und sind intensiv craqueliert.
Dieses Täubchen lebt bei Emilio. Sie wurde mit verletztem Flügel aufgefunden und kann nicht mehr fliegen. Weil sie fluguntauglich nicht überlebt hätte, hat er sie aufgenommen.
Jedes Stück ist absolut einzigartig und wird mit großer Hingabe und Sinn für Funktionalität und Ästhetik erschaffen.
Das Teegeschirr ist eine Augenweide und der Tee schmeckt daraus ausgezeichnet.
Nach dem Tee wird der geschäftliche Teil abgewickelt.
Heute beginnt der letzte Tag unserer Taiwan-Teereise und wir dürfen uns heute noch einmal auf Tee mit Atong freuen. Als wir in seinem kleinen Laden ankommen, hat er schon den ersten Tee vorbereitet und wir verkosten zusammen den Tanz des Pfau, den wir vor einer Woche zusammen produziert haben. Er hat den Tee noch etwas nachgeröstet und wir sind nach den ersten drei Aufgüssen begeistert. Seine Freunde, eine Gruppe älterer Herren, sind an diesem Vormittag auch im Laden. Immer wieder trinken sie eine kleine Tasse Tee mit, dann füllen Sie ein paar Tüten Tee ab, lesen Zeitung und unterhalten sich angeregt. Die Atmosphäre ist angenehm und authentisch. Man hat nie den Eindruck, dass hier irgendetwas anders gemacht wird als sonst, nur um den Gästen aus Deutschland zu gefallen oder zu imponieren. Diese Teefreunde wirken sehr zufrieden, mit dem was sie hier machen.
Am heutigen Vormittag ist Atong in guter Teelaune und wir verkosten einige besondere Tees. Ein Lishan Xue Pian aus dem Jahr 2014 hinterlässt bei uns einen besonderen Eindruck. Von der ersten Verkostung bis zur Lieferung dauert es bei dieser Teespezialität knapp 10 Monate, aber wir sind einfach nur froh und dankbar, überhaupt so einen besonderen Tee anbieten zu können.
Heute verkosten wir wieder einige Tees, bei denen uns Atong die Fehler bei der Herstellung oder beim Anbau erläutert. Vor dem gemeinsamen Mittag trinken wir noch einen Fo Shou (Buddhas Hand) Alishan 2009, der uns über viele Aufgüsse überzeugt. Wir hatten nach einem Fo Shou aus Shiding aus dem Jahr 2007 gefragt, aber der Tee ist leider nicht mehr verfügbar, allerdings produziert der Sohn des verstorbenen Teebauern dieses Jahr (2018) das erste Mal von den Pflanzen seines Vaters einen Tee. Es ist ein besonderes Cultivar und nicht wirklich weit verbreitet in Taiwan, aber wir mögen diesen besonderen Geschmack sehr gerne, der an rohe, fruchtig intensive Kakaonoten erinnert.
Heute werden wir zu einem unkomplizierten Mittagessen im Teeladen eingeladen. Es gibt zum Abschluss viel leckeres Gemüse und wie immer in Taiwan ist auch bei einem "kleinen Lunch" immer deutlich mehr Essen auf dem Tisch, als alle am Tisch essen können. Wenn man Gäste bewirtet gilt es hier als extrem unhöflich, wenn es nicht so viel gibt, daß auf jeden Fall etwas übrig bleibt. In diesem Aspekt unterscheiden sich die europäische und taiwanesische Kultur etwas, obwohl früher bei meiner Oma auch noch bei einem Essen mit Gästen immer mehr als nötig auf dem Tisch sein musste.
Nach vielen, vielen besonders guten Tassen Tee mit Meister Atong Chen und anderen netten Taiwanern möchten wir uns bedanken für grenzenlose Gastfreundschaft & Teeleidenschaft, die wir auf unser diesjährigen Teereise genießen durften. Gerne würden wir diese ganz besondere Region noch einmal besuchen, denn es war einfach nur schön und es gab sehr viel guten Tee. :-)
Atongs Freunde im Teeladen.
Gleich wird es wieder einen schönen Tee geben.
Die Vorfreude auf den Aufguss wächst...
...während wir jetzt in aller Ruhe über allerlei Teethemen sprechen können. In kleiner Runde ist das merklich einfacher.
Einige Teekännchen vom Meister. Er legt zwar keinen übertrieben großen Wert auf das Geschirr, hat aber trotzdem eine stattliche Auswahl zur Hand.
Ich trinke aus diesem putzigen Minicup und verliebe mich in das kitschige Dekor auf dem hauchfeinen Porzellan. Atong bemerkt es und steckt mir später mit einem verschmitzen Lächeln das Schälchen zu.Die Freunde gehen an die Arbeit...
...und füllen Tee ab.
Im Ofen röstet der Tee. Am Bambuskorb sieht man das kristalline Koffein, das sich beim Rösten hier absetzt.
Das Mittagessen ist nach unserem Geschmack. Frisch und lecker mit viel Gemüse und es gibt auch Tofu. Die heißgeliebten Auberginen sind auch dabei.Teemeister Atong Chen mit seiner Schülerin Menglin.
HIER GEHT ES WIEDER GANZ NACH OBEN --^
Kommentar zur Taiwan-Reise
Hallo und vielen Dank für die umfangreiche Reiseschilderung! Ich selbst war vor Jahren mit einer taiwanesischen Freundin am Li Shan und in der Taroko-Schlucht. Vorher konnte ich nie an grünem Tee etwas finden - Alles schmekte wie aufgegossenes Stroh - Aber der Li Shan hat bei mir das "Eis gebrochen"!