2. Teil - TAIWAN 15.4. - 3.5.2019
Taipei 21.4.2019 - Erstes Treffen mit Atong Chen
Heute beginnt der zweite Teil unseres Teeabenteuers. Wir treffen uns mit einer Gruppe von befreundeten Teehändlern und Menglin Chou mit einigen Teefreunden aus Zürich. Mit Menglin waren wir bereits vor zwei Jahren in Yunnan unterwegs, sie ist Schülerin von Atong und hat unseren zweiten Teil dieser Reise organisiert.
Am Nachmittag besuchen wir ein historisches Gebäude, das während der japanischen Besatzungszeit im Jahr 1930 erbaut wurde. Alles dreht sich hier um das Musikinstrument Guqin, kurz Qin genannt. Die Qin ist eine historische, steglose Griffbrettzither der klassischen, chinesischen Musik, deren Kunst zum Unesco Weltkulturerbe ernannt wurde. Erste Aufzeichnungen der Qin gab es bereits 2000 v.Chr. Auch Konfuzius hat sie gerne gespielt. Zum Ende unserer Führung durch das kleine Museum gibt es eine live Darbietung. Es ist eine beruhigende Atmosphäre mit wunderschöner Musik.
Der Eingang des Guqin Museums.
Die Guqin hat sieben Saiten und ist eines der ältesten und edelsten Instrumente in der chinesischen Kultur.
So sehen die Noten für die Guqin aus.
Es gibt viele historische Darstellungen der Guqin. Hier eine wunderschöne Steinskulptur. Dieser Musiker lächelt so freundlich, dass wir ihn am liebsten mitnehmen wollen.
Diese junge Dame spielt einige wunderschöne Stücke. Sie ist Schülerin des Meisters des Hauses, Herrn Yuan Zhongping, der heute nicht anwesend sein kann.
Im Innenhof des historischen Gebäudes liegt ein wunderschöner, kleiner Garten, den man hier im Hintergrund ansatzweise erkennt.
Weiter geht es durch enge Gassen zum kleinen Teegeschäft von Teemeister Atong Chen. Es ist eine sehr herzliche Begrüßung und es wird viel gelacht. Menglin übersetzt immer wieder großartig und gleich zu Beginn verteilt Atong Geschenke, die er vorbereitet hat. In vielen asiatischen Ländern, nach unseren eigenen Erfahrungen auf jeden Fall in Taiwan, China und Japan, gehört es sich bei Besuchen Geschenke auszutauschen.
Wir bekommen alle eine Teeschale, bei dem unser Name auf dem Boden wie ein zweiter Stempel eingeritzt wurde. Die Becher hat Atongs Cousin Xuanheng Chen persönlich für uns gemacht. Zusätzlich sind sie in einem handgenähten, gepolsterten Stoffbeutel schön verpackt. Wir sind tief berührt von dieser Geste und überreichen unsere Geschenke im Gegenzug.
In dieser Straße liegt der Teeladen von Meister Atong Chen und man sieht auch den berühmten Teipei 101. Mit 508 Metern ragt der Wolkenkratzer 101 (gesprochen "one-oh-one" und nach seinen 101 Etagen benannt) weit über die Skyline der Stadt. Es ist das höchste Gebäude Taiwans und das derzeit zehnthöchste Gebäude der Welt. Bis 2007 war es das höchste Gebäude der Welt.
Der Eingang zu Atong Chens Teeladen.
Handgenähtes, gespolstertes Stoffbeutelchen als Geschenkverpackung für ...
... wunderschöne, personalisierte Teeschalen!
Im Anschluss macht Atong einen Begrüßungstee für die große Runde. Wir beginnen mit einem Dong Ding aus dem Jahr 2014, der über Holzkohle geröstet wurde. Fruchtige Noten umgarnt von leichten Röstnoten vereinen sich zu einem nachhaltigen Geschmackserlebnis.
Es folgt ein Bai Ye Shuixien. Zu der Herkunft dieses Tee bzw. seiner „Vorfahren“ werden wir im weiteren Verlauf des Reiseberichts näher eingehen. Nur so viel sei verraten, diese Teebüsche haben „Verwandschaft“ in den Phoenix Bergen. Geschmacklich dominieren hier Nuancen von Tropenfrüchten wie Maracuja und auch etwas Ananas.
Der dritte Tee ist großartig. Ein 2018 Lishan Qingxin Tanbei, der auch mit Holzkohle geröstet wurde. Der Zusatz Tanbei steht für Holzkohleröstung. Diese perfekte Harmonie von Frucht, Süße, vollem Aroma und den angenehm nussigen Noten der Röstung harmonieren hier perfekt. Der Nachhall bleibt und wirkt noch lange nach. Wir werden versuchen etwas von diesem Tee zu kaufen und nach Atongs Auskunft wird es wohl auch klappen.
Meister Atong ist bester Laune und wir freuen uns schon riesig auf den nahenden Teegenuss.
Der Meister legt keinen großen Wert auf besondere Teekeramiken. Der Tee an sich ist von viel größerer Bedeutung.
Er benutzt eine praktische japanische Kyusu, was wir häufig in Taiwan beobachten.
Gleich zu Beginn werden wir mit einem Holzkohle gerösteten 2014er Dong Ding verwöhnt. Er schmeckt himmlisch.
Alle hinteren Räume sind bei Atong voller Teeberge.
Im hintersten Raum laufen seine beiden Röstmaschinen. Darüber sieht man Bambuskörbe mit dem auskristallisierten Koffein.
Reines, kristallines Koffein. Wir haben es probiert und es schmeckt ausgesprochen bitter.
Mit dem Geschmack von drei großen Tees auf der Zunge geht es zum Dinner. Menglin, ihr Vater und ihre Familie haben uns zum Essen eingeladen. Der Großteil der Gruppe isst heute Pekingente, aber es gibt für uns auch viel frisches Gemüse. Das Restaurant ist wirklich sehr gut und Menglin betont, dass es immer noch so schmeckt wie schon zu Zeiten ihrer Kindheit. Zum Essen wird auch ein Oriental Beauty von Atong serviert. Zuerst denkt man, der Tee würde geschmacklich „untergehen“, aber er ergänzt sich sehr gut mit den Leckereien.
Traditionell wird Pekingente in frische, warme Teigfladen gewickelt, bei uns kommt leckerer Tofu mit frischem Gemüse herein. Im Hintergrund sieht man die Teekanne mit Aongs Oriental Beauty.
Es gibt auch köstlichen Sake.
Es war ein besonderer Tag für uns, denn das Treffen mit Atong war außergewöhnlich schön. Man hatte wirklich das Gefühl, dass er sich über unseren Besuch freut. Bei der Teezubereitung strahlt er trotz der vielen Gäste eine besondere Gelassenheit aus.
22.-23.4. Yilan: Pu Erh Verkostung & Yixing Kannen
Mit der Bahn geht es heute in das östlich von Taipei gelegene Yilan. Dorthin hat uns der Galerist Yie eingeladen. Er hat zusammen mit Menglin nicht nur eine Ausstellung von Yixing Kannen organisiert, sondern auch zwei Keramikkünstler aus Yixing und den Pu Erh Produzenten Yu eingeladen, mit dem wir schon vor zwei Jahren auf den Spuren des Gushu in Yunnan unterwegs waren.
Hinter dem Ausstellungsgebäude befindet sich ein buddhistisches Tempelchen mit Froschteich. Olli wird hier spontan zum Yoga animiert.
Nach einem kurzen Mittagssnack sitzen wir bei Yu am Teetisch und freuen uns auf frischen Mao Cha (ungepresster Rohtee/Sheng Pu Erh) aus der neuen Ernte 2019. Das Wiedersehen mit ihm ist eine große Freude und er hat seinen Teetisch sehr schön und ästhetisch vorbereitet.
Leider hat er gleich zu Beginn eine schlechte Nachricht. Die Ernte in Yunnan fällt 2019 besonders bei den hohen Qualitäten sehr gering aus, denn es hat viel zu wenig geregnet. Einige Teebauern pflücken die Blätter aus Verzweifelung so früh, dass sie noch gar nicht die nötige Größe erreicht haben. Durch den Wassermangel fällt der Blätterwachstum allgemein deutlich geringer aus.
Diese äußeren Faktoren beeinflussen natürlich auch die Preise und Yu kann nicht annähernd so viel Tee einkaufen, wie eigentlich geplant hatte. Ob wir dieses Jahr überhaupt Tee von ihm einkaufen können, wird sich erst später entscheiden. Alle Liebhaber und Fans seiner Tees können wir aber trotzdem etwas beruhigen. Es gibt zum Glück noch einige Tees von Yu aus 2016, 2017 & 2018 und auch einige ältere Fladen aus 2008, 2011, 2012 & 2013.
Die Verkostung beginnt mit einem Tee aus Yibang. Es ist ein klarer, eleganter Tee mit süßlich fruchtigen Noten, der über viele Aufgüsse sehr konstant bleibt. Die mineralisch und leicht adstringierenden Noten bleiben eher im Hintergrund.
Olli schnuppert am ganz frischen 2019er Sheng Pu Erh aus Yibang.
Yu schiebt die losen Pu Erh Teeblätter in die eine besondere Kanne.
Ja, dieses Schmuckstück von Teekännchen ist tatsächlich aus massivem Gold!
Vor genau zwei Jahren waren wir in Yibang, der Ort, wo dieser Tee wächst. Hier geht es zum passenden Reisebericht.
Uns gefallen die klaren Linien und die zurückhaltende Ästhetik der Teezeremonien in Taiwan sehr gut.
Hier nochmal das Juwel von Teekanne aus massivem Gold.
Der zweite Tee ist geschmacklich ein starker Kontrast. Er stammt aus Lao Ban Zhang. Nach Yus Erklärungen kann man eigentlich keinen hundertprozentigen Gushu mehr aus dieser Region bekommen. Die Teebauern blenden auf Grund der hohen Nachfrage Blätter von etwas jüngeren Bäumen unter die des Gushu.
Er hat allerdings eine spezielle Sorte Liu Ye Mei („Weidenbaumtraum“) pflücken lassen, die so prägnant vom Blattgut aussieht, dass es ihm sofort auffallen würde, wenn andere Blätter mit eingeblendet worden wären.
Es ist ein sehr kräftiger Tee, der sich sofort im ganzen Mund ausbreitet. Schöne Grapefruitnuancen, mineralische Noten und eine deutlich zartherbe Adstringenz vereinen sich zu einem intensiven Geschmackserlebnis. Wir sind begeistert, aber kaufen können wir ihn wahrscheinlich nicht. Yu hatte schon zu viele Vorbestellungen und der viel kleinere Ernteertrag hat den Preis nochmal in die Höhe getrieben.
In dieser Kanne befindet sich wertvolles Blattgut aus Lao Ban Zhang. Vor genau zwei Jahren waren wir in diesem berühmten Anbaugebiet, der Ort wo dieser schwindelerregend hochpreisige Tee wächst. Hier geht es zum passenden Reisebericht.
Uns läuft schon das Wasser im Mund zusammen.
Wir freuen uns schon riesig auf diesen Tee weil wir wissen wie vollmundig er schmeckt, und dass er uns viel Energie spenden wird.
Als dritter Tee kommt ein aus Gedeng in unsere Tassen. Auch dieser Tee ist kraftvoll und erinnert an Tee aus Lao Man E, den wir kennen und auch im Sortiment haben. Geschmacklich erinnert er an fruchtige Zartbitterschokolade und rohe Kakaobohnen. Er gefällt uns gut, aber auch hier ist der Preis zu hoch, aber der Lao Man E aus 2017 & 2018 wird uns darüber hinwegtrösten.
Alle Pu Erh Liebhaber sollten kräftig die Daumen drücken, daß es in Yunnan bald regnet, sonst wird die Qualität und Quantität auch schon für das nächste Jahr negativ beeinflusst. Die Bäume müssen bei der Wasserknappheit ums Überleben kämpfen und wenn einige Teebauern, die wenigen Blätter trotzdem pflücken, um etwas Einkommen zu haben, werden diese Bäume besonders stark leiden.
Für den dritten jungen 2019er Sheng nimmt Yu ein edles Kännchen aus der Ausstellung vom Yixing-Kannenmeister Wu, Dong-Yuan. Der Preis liegt etwa im Bereich eines Mittelklasse-Neuwagens.
Das Kännchen wird zu Beginn erhitzt.
Es ist zauberhaft und obwohl so wertvoll, wirkt es gleichzeitig irgendwie bescheiden.
Hier sieht man die Teeblätter des frisch produzierten Gedeng Pu Erh 2019.
Auch das Keramik-Teeboot gefällt uns sehr gut. Es erinnert uns, genau wie das schwarze Abgießkännchen, an den Stil vom polnischen Keramiker Andrzej Bero, dessen Stücke wir auch im Sortiment haben.
Dieser Tee schmeckt auch wahnsinnig lecker. Wir lieben genau solche frischen, wuchtigen Pu Erh Tees aus dem edlen Blattgut alter "Gushu" Bäume. Und aus derart ästhetischem Geschirr schmeckt es nochmal besser.
Yu ist ein großzügiges Informationlexikon, wenn es um Pu Ehr geht. Er teilt sein Wissen gerne und wir lernen wieder viel Neues dazu.
Menglin ist eine großartige Übersetzerin und sie dolmetscht geduldig alle Fragen und Informationen in beide Richtungen. Wir sind immer wieder aufs Neue beeindruckt.
Nach der Teeverkostung wird die Ausstellung der Yixing Kannen offiziell eröffnet. Alle Kannen sind von Schülern des Keramikmeisters Wu, Dong-Yuan bzw. es sind auch Stücke von ihm selbst und seiner Schwester ausgestellt. Es gibt eine große Vielfalt an verschiedenen Künstlerkannen, die alle komplett von den Keramikern selbst entworfen sind, sich aber in der Regel an gewisse Traditionen anlehnen.
Die Ausstellung wird offiziell eröffnet. Links unsere Teefreundin Menglin Chou aus Zürich, die einen Großteil unserer Reise organisiert und dolmetscht, gefolgt von der Mutter, der Ehefrau, dem Töchterlein von Galerist und Organisator Yie (=mit der Tocher im Arm). Neben Yie der Yixing Keramiker Sun Chao, Pu Erh Experte Jinsong Yu, Yixing Keramiker Jie Zhao.
In der Mitte Yu, Jinsong mit seiner Ehefrau Xiushen und dem gemeinsamen Sohn Yu, Xin (=drei male Gold).
Yixing-Kannenmeister Wu, Dong-Yuan ist der Lehrer aller Keramiker dessen Werke hier ausgestellt sind.
Dieser ockergelbe-sandfarbene Yixing-Ton wird Duanni genannt. In diesem hellen Ton ist häufig eine feine Körnung erkennbar.
Einige der Künstlerkannen zieren modern interpretierte, fein ziselierte Dekore.
Diese blitzähnliche Narbe verläuft beidseitig über den Deckel hinweg.
Diese besonders hübsche Kanne mit Stein/Bergsymbolik von der jungen Künstlerin Xu Meng wurde von einer Teefreundin aus Zürich als Geschenk für ihren Gatten erworben. Wir freuen uns für den Glücklichen. Sie ist fühlt sich außergewöhnlich geschmeidig an.
Diese wunderschöne Kanne zeigt das Thema der Verbundenheit von Drache und Phönix. Eine Symbolik die laut Menglin gut zu uns passt. Wir finden, dass es stimmt, müssen auf diese Kanne aber noch etwas sparen und üben uns in vorfreudiger Geduld.
Hier die andere Seite der vernarbten Kanne mit äußerem Riss.
Diese Werke stammen von Schülern des Yixing-Kannenmeisters Dong-Yuan Wu.
Sun Chao, der heute selbst hier ist, hat erst eine Keramikfachhochschule besucht und seit 2007 lernt er vom Meister. Die ersten fünf Jahre musste er sehr traditionell arbeiten, es folgte eine Zeit, in der er versucht hat, mehr seinen eigenen Stil zu finden. Nach dieser Phase lehnt er sich jetzt wieder mehr an die Tradition an. Während seiner Demonstration beantwortet Sun Chao auch die ganze Zeit Fragen.
Wir haben das große Glück, dass er uns viele der Arbeitsschritte von der Herstellung einer handgeklopften Künstlerkanne zeigt. Er verwendet dabei sehr hochwertigen Yixing Ton, von dem er inzwischen 2000 kg zur Lagerung hat. Das Material ist Grundvoraussetzung für eine gute Kanne und noch wichtiger als die Form. Die Beschaffung von gutem Ton wird immer schwieriger, denn der Ton aus Yixing ist heute als Weltkulturerbe geschützt und darf nicht mehr abgebaut werden.
Alle Werkzeuge, die er benutzt, hat er ebenfalls selbst hergestellt und obwohl heute nicht alles so genau gemacht werden kann, wie bei der Herstellung einer wirklichen Künstlerkanne, erkennen wir mit welcher Präzision und Hingabe er die verschiedenen Arbeitsschritte durchführt. Besonders das Klopfen, welches für die Form der Kanne verantwortlich ist, begeistert uns. Dadurch verschließen sich auch die Poren des Tons stärker, als wenn er auf der Scheibe gedreht wird. Es wirkt sich positiv auf den Geschmack des Tees aus, weil mehr Aroma in der Kanne bleibt.
Bis man als Künstler eine Kanne verkaufen kann, dauert es ca. 3-5 Jahre und dann muss man sie eigentlich noch verschenken. In der chinesischen Tradition wird man während seiner Ausbildung nicht bezahlt, bekommt auch keine Spesen, muss aber für die Ausbildung auch nichts bezahlen. Deshalb hat man als Schüler zu Beginn eine lange Durststrecke, bis man erste Einnahmen hat. In der Regel verkauft man erstmal Teeschalen, um sich seinen Lebensunterhalt zu sichern.
Inzwischen hat sich Sun Chao gut als Künstler etabliert und hat sogar seine eigenen Schüler. Er setzt die Tradition seines Lehrers zusammen mit anderen Keramikern fort. Der Abend klingt mit einem gemeinsamen Essen aus und danach singen uns die Frösche in den Schlaf.
Sun Chao trennt ein großes Stück Ton von einem Block ab und klopft es mit dem selbst gefertigen Holzhammer flach.
Anschließend wird der flache Tonstreifen vermessen und die Rändern werden abgetrennt.
Der Streifen kommt hochkant auf eine manuell drehbare Scheibe.
Dann wird mit einer flachen Holzschaufel sanft gegen den Ton geklopft der von innen mit den Fingern gestützt wird.
Das Klopfen verlangt große Konzentration und viel Feingefühl.
Mit einem gebogenen Bambusspatel wird die sanfte Rundung verfeinert.
Der Skalpell perfektioniert den Rand damit der Boden passgenau eingefügt werden kann.
Nachdem der Boden eingefügt wurde, wird das gute Stück gewendet. Hier sieht man eine Auswahl der vom Künstler handgefertigten Werkzeuge.
Nun wird die obere Seite des Kannenkörpers in Form geklopft.
So langsam nimmt die Kanne sichtbar Form an.
Ein konzentrierter Blick auf die Flucht vom Korpus. Ist alles in korrekter Linie?
Als Nächstes schneidet Sun Chao mit dem Skalpell die Deckelöffnung zurecht ...
... und setzt die passgenaue Deckelscheibe ein.
Das gute Stück wird noch etwas geglättet ...
... und schließlich ist der Korpus fertig.
Am Ende demonstriert Sun Chao wie er die Tülle und den Henkel formt.
Zum Schrecken einiger Anwesenden schlitzt Sun Chao am Ende den Kannenkörper auf und halbiert ihn, um das Innere zu präsentieren. Das Stück war sowieso nur zur Demonstration und nicht auf seinem gewohnten Niveau, weil er normalerweise viel mehr Zeit aufwenden muss und einen besseren Tisch verwendet.
Es folgt eine traditionelle Zeremonie für den jungen Sohn Xin von Jinsong Yu. Jeder Gast knabbert mit dem Baby nacheinander an Brotkringeln was Mini-Yu Glück bringen soll.
Dem Kleinen gefällt's gut und er hat sichtlich Spaß an der Aktion.
Die junge Familie mit dem süßen Sprößling.
Der Morgen beginnt für uns mit einem Oolong im Bett. Wir genießen einen 2018er Alishan Qingxin. Dieser Tee zählt zur Zeit zu unseren absoluten Lieblingstees und ist gut für den Start in einen neuen Tag unseres Taiwan Teeabenteuers geeignet.
Tee im Bett ist voll unser Ding. <3
Am Vormittag zeigt uns der Keramiker Zhao, Jie, der selbst aus Yixing kommt, einen etwas anderen Ansatz in der Herstellungsweise von Yixing Kannen. Er hat sich darauf spezialisiert, traditionelle Kannen als Vorbild zu nehmen und sie nachzubauen. Der entscheidende Unterschied ist, dass er sich mit Hilfe einer speziell angefertigten Gipsform nicht um das endgültige Aussehen der Kanne Gedanken mehr machen muss, während er die Kanne fertigstellt, sondern nur im Vorfeld. Bei der Entwicklung der Form ist er mit dabei und sie reicht dann zu Herstellung von ca. 40-50 Kannen. Die Werkzeuge hinterlassen bei jedem Gebrauch wieder Spuren und sind damit für die begrenzte Nutzungsdauer einer Gipsform verantwortlich.
Im Hintergrund sind einige Kannenmodelle von Jie Zhao aufgereiht.
Menglin leistet heute wieder großartige Dolmetscherarbeit.
In dieses niedliche Birnendesign haben wir uns verguckt und bestellen gleich einige Exemplare. In einigen Monaten wird sie also in kleiner Serie HIER bei uns im Shop verfügbar sein.
Bei der Herstellung und dem Klopfen der Kanne wird sonst alles gleich gemacht und dieselben Utensilien benutzt, nur wenn der Körper der Kanne die angestrebte Größe erreicht hat, kommt er in die Form und bekommt den nötigen Feinschliff. Von innen muss natürlich nachgearbeitet werden. Der Deckel wird auf die gleiche Weise hergestellt.
Dann ist man am selben Punkt wie bei einer Künstlerkanne und die Einzelteile müssen dann „nur“ noch zusammengesetzt werden. Diesen Teil sehen wir nicht mehr, denn der Ton muss in dieser Form erst einige Stunden trocknen.
Die gute Nachricht von Zhao Jie ist, dass er auch sehr hochwertigen Ton benutzt. Seine Familie ist seit mehreren Generationen auf die Produktion von Yixing Kannen und die Verarbeitung von hochwertigem Ton spezialisiert.
Hier klopft Jie Zhao mit dem Holzhammer den Boden für die Kanne flach.
Der Aufbau der Kannenwand beginnt genau wie bei der ersten Technik. Also ein langer, platter Tonstreifen der zum Zylinder geformt, und an den Kanten rund geklopft wird.
Anschließend, wenn beide Kanten rund geklopft worden sind, kommt der Kannenkörper ...
... in eine Gipsform.
Die Form wird zusammen gesteckt ...
... und erhält noch ein drittes Stück oben drauf. Der Ton von Innen manuell in Form gepresst und geschoben.
Jetzt wird der Deckel ähnlich hergestellt, also auch mit einer Form aus Gips.
Dann werden noch der Henkel und die Tülle frei geformt.
Zhao Jie misst die Bodenplatte passgenau aus.
Tülle und Henkel sind fertig.
Zhao Jie fügt die Bodenplatte ein ...
... und verbindet sie mit dem Kannenkörper.
Schließlich sind alle Teile fertig und ...
... hier sieht man das fertig gebrannte Endprodukt, eine Schwesterkanne des heutigen Demonstrationsmodels.
Kannenmeister aus Yixing: Zhao Jie, in der Mitte zwischen Oliver und Angelika Hartleib vom Tee Kontor Kiel.
Lange war die Qualität des verwendeten Tons für uns gar nicht so ein sehr großes Thema, aber seit etwa einem halben Jahr benutzen wir eine seiner Kannen fast täglich und sind begeistert. Vor allem seit wir gelernt haben, dass kein Yixington mehr abgebaut werden darf. Es wurde verboten und der Ton kann nur noch aus Lagerbeständen entnommen werden. Natürlich gibt es massenhaft Fälschungen. Es wird imer schwieriger, originale Teekannen aus echtem Yixington zu finden. Da haben wir mit diesem kompetenten und seriösen Kontakt über Menglin riesiges Glück.
Die beiden Demonstrationen von der Herstellung von Yixing Kannen waren ein wirkliches Highlight. Die Chance, die Künstler hautnah bei der Arbeit zu beobachten und Fragen stellen zu können, wird sicherlich nicht so schnell wiederkommen. Unsere kleine Kanne wird uns noch lange an diese besonderen Tage erinnern.
Am Ende dieser beiden wunderbaren Tage genießen wir ein gemeinsames Essen in einem tollen Teppanyaki Restaurant in Yilan.
Das frisch zubereitete Gemüse macht auch fürs Auge etwas her. Wir bekommen ein wunderbares, vegetarisches Menü serviert.
Es gibt viele, kleine Gänge mit knackigen Köstlichkeiten und essbarer Blütendekoration.
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HIER GEHT ES WIEDER GANZ NACH OBEN --^