1. Teil - TAIWAN 15.4. - 3.5.2019
Heute beginnt unser neues Teeabenteuer. Wir fliegen von Hamburg über Paris nach Taipei. Wir werden verschiedene Teegärten, Produzenten und Töpfer besuchen. Die Höhepunkte dieser Reise werden sicherlich die Treffen mit dem Teemeister Atong Chen, von dem wir seit Jahren viele Oolongtees der absoluten Spitzenklasse einkaufen. Wir freuen uns schon seit langer Zeit, ihn persönlich kennenzulernen.
Nach zwanzig Stunden Reisezeit kommen wir müde und hungrig in Taipei an. Das Essen im Flugzeug war diesmal kaum genießbar und deshalb stärken wir uns direkt am Flughafen mit einem leckeren Frühstück und unserem ersten Tee in Taiwan.
Direkt am Flughafen in Taipei bestellen wir uns gedämpfte Teigtaschen mit Gemüsefüllung und einen Pouchong. Wenn man die Nacht durchmacht, sieht man beim Frühstück etwas müde aus. ;o)
Wir fahren mit dem Bus zum Hotel und müssen noch eine Weile auf das Zimmer warten. In der Lobby gießen wir einen unserer aktuellen Lieblings-Oolong auf, den Oolong Qilai Shan Qingxin Dong Pian 2019.
Am Nachmittag treffen wir unseren Teefreund Marcel, der auch gerade in Taipei ist. Nach einem gemeinsamen, frühen Abendessen trinken wir zum Ende des ersten Tages einen Oolong Mingjian Gui Fei 2017 Huang Jin Gui zusammen und schlafen früh ein.
Marcel ist ein Teefreund aus Deutschland, der momentan für mehrere Monate durch die Teegebiete Asiens reist und sich zeitgleich mit uns in Taipei aufhält.
Nach einer guten ersten Nacht treffen wir am Morgen auf Peter Lee, mit dem wir die nächsten vier Tage unterwegs sein werden. Begleitet werden wir zusätzlich von Edward, unserem Fahrer, und Jessica.
Eigentlich war eine Fahrt Richtung südliche Ostküste in die Nähe von Taitung geplant. Dort wollten wir die Felder und Produktion des seit Jahren bei uns beliebten Dark Pearl Oolong besichtigen. Aufgrund der starken Regenfälle der vergangenen Tage ist die Straße allerdings zu gefährlich und es besteht offiziell Erdrutschgefahr.
Unser erster Halt ist bei der Teefabrik „Pure Spring“ in Pinglin. Sie gehört einer buddhistischen Gemeinschaft, die Bio Oolong produziert und EU zertifiziert ist. Die Mitarbeiter sind fast alles Freiwillige.
Wir werden sehr herzlich begrüßt und trinken als erstes einige Tees zusammen.
Die Toreinfahrt zu "Pure Spring" in Pinglin, einem reinen Biobetrieb.
Zur Begrüßung werden gleich mehrere leckere Oolongtees aufgegossen.
Zu Kugeln gerollter Dung Ding Oolong.
Goldgelber Aufguss vom Dung Ding Oolong.
Olli schnuppert an den Teeblättern.
Im Anschluss wird das Blattgut inspiziert.
Wir beginnen mit einem Pouchong, der blumig und grün schmeckt und nur sehr leicht oxidiert ist. Es folgen zwei Dung Ding Tees aus verschiedenen Cultivaren (Jin Xuan & Qingxin), die leicht bzw. mittelstark geröstet sind.
Die Tees schmecken gut. Der Pouchong ist blumig, frisch und sehr leicht. Auch die beiden anderen Tees wissen auf unterschiedliche Weise zu gefallen. Man schmeckt zarte Noten von Kakao und Trockenobst.
Es ist eine sehr fröhliche Teerunde, die hier zusammen am Tisch sitzt, und es wird viel gelacht.
Wir haben Glück, denn in der Fabrik wird gerade Gaba Oolong produziert. Wir können einige Arbeitsschritte miterleben und bekommen einen tollen ersten Eindruck von der Oolong Produktion.
Sie dauert je nach Sorte ungefähr 24-40 Stunden (in Ausnahmefällen länger, besonders beim letzten Arbeitsschritt), deshalb sieht man selten alle Arbeitsschritte am Stück. Im Laufe des Reiseberichts werden wir näher auf die Unterschiede in der Produktion eingehen.
Schautafel mit den Produktionsschritten für Oolong.
Der Gaba Oolong wird zum gerollten Tee verarbeitet. Nach dem Pflücken wird er zum Welken an der frischen Luft ausgelegt. Bei zu viel Sonne wird ein Sonnenschutz ausgefahren. Der zweite Arbeitsschritt ist das Welken im Inneren der Fabrik auf Bambusmatten. Dieser Prozess wird mehrmals durch das Wenden, Durchmischen und Hochwerfen der Blätter unterbrochen.
Das ist ein sehr wichtiger Arbeitsschritt, denn durch die Intensität, Anzahl der Wiederholungen und besonders die Dauer entscheidet sich, wie stark das Blatt hinterher oxidiert.
Das ist der offene Bereich für das "Outdoor withering", das elementare Welken im Freien. Hier kann bei zu intensiver Sonneneinstrahlung das Dach automatisch zur Beschattung ausgefahren werden.
Bei der Produktion des Gaba Oolongs gibt es allerdings eine Ausnahme. Das Blattgut wird zum Welken mehrmals für mehrere Stunden in eine Trommel gegeben, die deutlich weniger Sauerstoff und einen erhöhten Stickstoffgehalt hat als normale Luft. Das erhöht den Wert der Gamma-Aminosäuren.
In diesen Edelstahltonnen wird dem Tee der Sauerstoff entzogen, um Gabatee zu produzieren.
Das letzte Aufwirbeln erfolgt dann in einer großen, zylinderförmigen Bambustrommel. Danach wird der Tee wieder auf Bambustabletts zur Oxidation ausgelegt. Es folgt der Prozess des kurzen Erhitzens („Kill Green“). Die Blätter werden kurz in einem Ofen erhitzt. Im Inneren müssen etwas mehr als 100 Grad Celsius sein, damit die Aktivität der Enzyme gestoppt wird, die für den Zerfall des Blattes verantwortlich sind.
In diesem riesigen Bambuskorb werden die Teeblätter nach dem "Indoor withering", dem Innenraumwelken, ordentlich durchgewirbelt. Hier werden die Ränder der Blätter leicht verletzt, was die Oxidation an den äußeren Kanten verursacht. Anschließend muss das Blattgut ruhen und oxidieren.
In diesem Gerät wird das Blattgut schließlich erhitzt um die Oxidation zu stoppen, auf Englisch auch "Fixation" oder "Kill Green" genannt.
Nach dem „Kill Green“ geht es für die Blätter in Baumwollsäcke. Sie werden in Rollmaschinen zu Bällen geformt. Dieser Prozess wiederholt sich bis zu zwanzig Mal. Es darf nicht zu lange am Stück gerollt werden, denn sonst entsteht zu viel Hitze. In einer Trommel werden die Blätter wieder voneinander gelöst und weiter getrocknet.
In so einem Sack werden die Teeblätter in einer Maschine kugelig gerollt. Der Herr mit der Brille ist Peter Lee, der uns die kommenden vier Tage begleitet und alles erklärt. Die Stimmmung ist herzlich und es wird viel gelacht.
Als kleine, gerollte Kugeln kommt der Tee in den Ofen für die Trocknung. Je nach Ofen durchläuft der Tee diesen Prozess einige Male. Am Ende darf die Restfeuchte nicht mehr als 6% haben, das wird in Taiwan sogar staatlich vorgegeben. Oft trocknet man auch bis zu 5% oder gar 3%, denn der Tee ist haltbarer und stabiler in einer Qualität mit geringerer Restfeuchte.
Am Ende wird der Tee in dieser Maschine schonend getrocknet.
Der Duft ist betörend.
Das frisch produzierte Blattgut.
An der Trockungsmaschine kommt hier unten der fertige Tee vom Band.
Als letzter Arbeitsschritt kann der Tee dann in kleinen Öfen noch nachgeröstet werden, um gewisse Geschmacksnuancen besonders zu betonen oder zu erzeugen.
Der betörende Duft der Teeverarbeitung begeistert uns immer wieder aufs Neue. Nach den ersten Eindrücken der Produktion geht es nochmal zurück zum Teetisch. Wir probieren zwei Gaba Oolongs. Der erste Tee aus dem Jahr 2018 (Winterernte) und der zweite Tee aus dem Jahr 2013. Beide Tees schmecken sehr interessant und haben neben etwas Süße auch leicht fruchtig prickelnde Nuancen.
Wir probieren zwei unterschiedliche Gaba Oolongs.
Das ist ein Pouchong, eine vergleichsweise grüne, kurz oxidierte Oolongsorte, die nicht gerollt wird.
Bei Pure Spring arbeiten hauptsächlich buddhistische Helfer auf freiwilliger Basis. Sie sind außergewöhnlich gastfreundlich und freuen sich sehr über unseren Besuch.
Am Nachmittag geht es für uns nach Mingjian. Wir besuchen eine Teefabrik, mit deren Besitzern Peter seit Jahren zusammenarbeitet. Sie haben sich auf die Produktion von Dung Ding Oolong spezialisiert. Bei unser Ankunft werden gerade die letzten Blätter, die an der frischen Luft welken, zusammen getragen, um ins Innere der Fabrik gebracht zu werden.
Frisches Blattgut im "Outdoor-Withering", dem Welken im Freien.
Die welkenden Blätter duften jetzt schon traumhaft.
Dort sehen wir auch viele Blätter, die zum zweiten "Indoor" Welken auf großen Bambustabletts liegen. Mr. Hsieh zeigt uns, wie das Wenden der Blätter gemacht wird.
Für das Innenraum-Welken werden die Teeblätter auf große, flache Bambuskörbe ausgebreitet und regelmäßig manuell gewendet und durchgeschüttelt.
In diesem Betrieb leben drei Generationen unter einem Dach und auch die Kleinsten springen zwischen der Arbeit umher. Im Hintergrund sieht man die großen Matten, die mit dem gewelkten Blattgut von draußen frisch in das Innere transportiert wurden.
In diesen Maschinen werden die Teeblätter erhitzt.
Ein Schrein in der kleinen Fabrik mit frischen Opfergaben.
Olli im Teeglück! Er freut sich immer wenn er große Teesäcke halten darf. Hier steht eine ganze Palette davon rum. ^^
Bevor es für uns in die Teefelder geht, trinken wir noch gemeinsam zwei Tees. Beide sind gerollte Oolongs. Aber aufgrund der verschiedenen Cultivare ist der geschmackliche Unterschied sehr prägnant. Der Si Ji Chun („Vier Jahreszeiten“) gefällt uns mit seiner fruchtigen, floralen Note sehr gut. Der Jin Xuan ist sehr cremig und intensiv beim ersten Schluck, dafür verblasst der Geschmack aber auch schneller.
Der Besitzer des Betriebes, Herr Hsieh, dosiert großzügig! Es ist kaum noch Platz für Wasser. ;o)
Aber sein Tee schmeckt uns sehr gut.
Auch seine kleine Enkelin bekommt etwas Tee ab.
Die beiden unterschiedlichen Cultivare Si Ji Chun (=„Vier Jahreszeiten“) und Jin Xuan (="Goldene Taglilie").
In dieser tropischen Gegend gibt es viele Betelnusspalmen.
Die Teefelder dieses Gartens sind sehr schön abseits gelegen und es fühlt sich gut an, wieder durch Reihen von Teebüschen zu laufen und mal eine Teeknospe zu pflücken und zu knabbern. Der Anblick von Teebüschen löst immer wieder Glückgefühle bei uns aus ... .
Ein Blick über die Teefelder des Betriebes, den wir gerade besichtigt haben.
Die Pflanzen sind top in Schuss. Es ist Mittagszeit, die Sonne steht hoch und es ist superheiß.
Die Teepflanzen haben hier ein Bewässerungssystem.
Wir haben in diesem Garten ein kurzes Video von oben aufgenommen:
Am späten Nachmittag geht es weiter zum Sun Moon Lake. Dort sind wir in einem tollen Hotel mit direktem Seeblick untergebracht. Der Ausblick und das schöne Zimmer begeistern uns und wir trinken auf der Terrasse einen Hongyu Cha Ruby Tea, der nicht weit von hier am See gewachsen ist.
Der Sonne-Mond-See liegt im Zentralgebirge auf 760 m Höhe und ist ungefähr 8 Quadratkilometer groß.
Unsere Terrasse hat praktischerweise eine Brüstung aus Glas - hier genießen wir einen köstlichen Schwarztee dieser Region, den Hongyu Cha Ruby Tea.
Der Sun-Moon-Lake glitzert in der Abendsonne.
Am nächsten Morgen stehe ich früh auf damit ich vor dem Frühstück noch etwas um dem See laufen kann, denn kurz nach Sonnenaufgang sind die Lichtverhältnisse besonders schön.
Heute geht es weiter in die Berge.
Wir fahren nach Lishan ins Hochgebirge. Der Weg führt durch Dayuling, von woher einer unserer besten Tees stammt.
Den ersten Halt machen wir in Wushe. In dieser Region produziert Mr. Kuo seinen Tee nach Taiwan Bio Standard. In seiner Fabrik welken Blätter von der Ernte des Vortages. Aus ihnen wird er in zwei Tagen Weißtee produzieren. Vor der Verarbeitung läßt er die Blätter 72 Stunden welken. Damit dies möglichst gleichmäßig geschieht, müssen die Blätter in sehr dünnen Schichten ausgelegt werden.
Gerade als wir angekommen sind, sagt Mr. Kuo seinen Pflückerinnen für den heutigen Tag ab, denn es hat zu viel geregnet. Wenn die Blätter zu nass sind, ist erstens das Pflücken schwieriger und zweitens sollen die Blätter auch nicht zu feucht zum ersten Welken kommen, das wirkt sich negativ auf die Qualität des Tees aus.
Herr Kuo zeigt uns die frische Ernte in den Welkkörben.
Die welkenden Teeblätter sind wunderschön und sehr geschmeidig.
Das rote Schild an dieser Erhitzungsmaschine steht für Bio, hier darf also nur Biotee rein.
Hier im Ofen ...
... wird der Tee final geröstet.
Zur Verkostung bekommen wir eine Rarität serviert. Es handelt sich um in Kugelform gerollten Weißtee. Es ist ein interessanter Tee, der besonders im ersten Aufguss viel Süße mitbringt und in den nächsten Aufgüssen fast wie ein gelagerter Tee schmeckt, obwohl er aus der Winterernte 2018 stammt.
Dieses Jahr können wir leider nichts von dem Tee kaufen, denn er ist bereits ausverkauft, aber vielleicht in den nächsten Jahren.
Herr Kuo gießt einen Weißtee auf.
Der Tee schmeckt interessant. Kugeligen Weißtee sieht man nicht so oft.
Zum Mittagessen halten wir an dem kleinen Restaurant Mandarin in Cingjing. Der Ausblick von hier ins Tal, auf die Berge und den Stausee Want-ta ist atemberaubend schön.
Auch das kleine vegetarische Restaurant, das sehr idyllisch an den Berg heran gebaut wurde, hat viele Leckereien zu bieten. Lotuswurzel und Monkeys Head (eine Pilzsorte!) zählen zu den Highlights.
Der Blick vom 1750m hoch gelegenen Cingjing auf den leuchtenden Stausee Want-ta.
Im Mandarin Restaurant schmeckt das frisch zubereitete, vegetarische Menu himmlisch! Vor allem dieser Affenkopfpilz links im Bild hat es uns angetan. Er hat eine feste, saftige Struktur und schmeckt aromatisch. Nicht pilzig, sondern eher fleischähnlich, nur viel leckerer. Das leuchtende Lila sind Lotuswurzeln.
Das Lokal ist mit vielen Teekannen dekoriert.
Den Weg zum Lokal säumen kleine Teebäumchen, so wie bei uns vielleicht Buchs.
Unser Essen wird allerdings durch ein relativ starkes Erdbeben unterbrochen. Wir wollen eigentlich sofort raus aus dem Gebäude, sollen aber drinnen bleiben, weil herabrollende Steine und Geröll an diesem steilen Hang gefährlicher sind. Nach wenigen Sekunden ist der Schreck auch schon überwunden. Per Internet am Handy findet Peter schnell heraus, dass es bei uns Stufe 5 auf der Richterskala war. Nur wenig östlich von uns hatte das Erdbeben an der Küste sogar Stufe 7. Aber der Tipp, im Gebäude zu bleiben, war gut, denn kurz nach unserer Weiterfahrt ist die Straße, nur zwei Autos vor uns, auf Grund von Steinen, die die Straße blockieren, gesperrt. Zum Glück wird sie relativ schnell geräumt und schon bald sind wir am höchsten Straßenpass von Taiwan. Später erfahren wir von Peters Frau Yvette, dass bei Ihr Zuhause im Hochhaus in Taipei im 22. Stockwerk die Schubladen und Schranktüren aufsprangen und das Geschirr aus den Schränken fiel. Die Menschen hier sind das anscheinend gewohnt. Uns ist schon etwas mulmig zumute, aber es ist ja nichts wirklich Schlimmes passiert.
Die Luft wird hier oben auf 3275 m langsam dünner, dafür ist der Ausblick an diesem sonnigen Tag atemberaubend schön.
Über den Wolken. Ein spektakulärer Blick Richtung Süden vom Wuling-Pass, der längsten Passstraße Nordostasiens.
Der Wuling-Pass ist mit seinen 3275 Meter der höchste, durch Straßen erreichbare Punkt Taiwans. Der benachbarte Gipfel Hehuanshan misst 3.416 Meter.
Hier oben werden wir, Olli und Geli vom TKK, von Glücksgefühlen durchflutet. Natürlich ist es in dieser Höhe deutlich kühler als in den tiefer gelegenen, tropischen Klimazonen, von wo aus wir gestartet sind. Im Winter liegt hier sogar auch mal Schnee.
Peter und Olli werden hier oben etwas übermütig. Wir haben sowieso megaviel Spaß mit Peter, weil er einen gesunden Humor hat und gerne lacht.
Die wogenden Berge tauchen aus dem nebligen Wolkenteppich auf wie aus dem Meer.
Die Straße schlängelt sich weiter Richtung Lishan. Dort besuchen wir den Teegarten von Nancy. Sie setzt hier die Tradition ihres Vaters fort. Die Familie gehört zu den „Yulu Kayou“, ein Ureinwohner-Volk Taiwans, auch „Highlander“ gennant. In den Bergen gehört Ihnen das Land und zu ihrem eigenen Schutz können sie es auch nicht verkaufen, sondern nur verpachten, wenn Sie es nicht selber nutzen.
Am Straßenrand markiert dieses Wandbild der „Yulu Kayou“ das Gebiet dieses Ureinwohner-Volkes. Es gibt unterschiedliche indigene Völkergruppen. Peter nennt sie "Highlander".
Aussicht vom Teegarten von Nancy. Ihr Vater hat hier im Hochgebirge Lishans 1995 den ersten Tee eingepflanzt.
Hier oben auf über 2.200 m Höhe liegt im Winter auch schonmal etwas Schnee auf den Teepflanzen.
Nancy gehört zum indigenen Hochlandvolk der Yulu Kayou und ist die Besitzerin dieses märchenhaften Teegartens.
Auch hier gibt es ein professionelles Bewässerungssystem.
Der florale Duft dieser jungen, frischen Knospen ist hinreißend. Geli in Heaven.
Wir können uns kaum satt sehen an dem unfassbar frischen Grün.
Im Tal liegt der Stausee Te-chi.
Olli knabbert an einer jungen, aromatischen Teeknospe.
Teebüsche des Culitvar Qingxin mit herrlichem Panorama.
In diesem Teegarten gibt es viele Obstbäume. Die Pfirsiche stehen gerade in voller Blüte.
Die atemberaubende Lage dieses Teegartens ist schwer in Worte zu fassen. Die Ausblicke, die frische klare Luft, der Zustand der Teepflanzen und die ganze Natur lösen starke Glücksgefühle bei uns aus. Wir fühlen uns förmlich in den Teehimmel gehoben und bei einer Höhe von 2200 m sind wir ihm auch etwas näher. Wir gehen und klettern immer höher und plötzlich, zum frühen Abend, kommt der erste Abendnebel ins Tal. Wir genießen hier oben jeden Augenblick. Auf Grund der niedrigeren Temperaturen im Hochland beginnt hier die Ernte erst ca. Mitte/Ende Mai.
Olli beim Abstieg.
Der Garten erinnert auf den ersten Blick kurz an einen Weinberg.
Zwischen den Teereihen stehen immer wieder blühende Obstbäume.
Das idyllische Panorama ist faszinierend und wir wollen hier überhaupt nicht mehr weg.
Peter und Olli beim Yogaposing. ^^
Die Knospen sind hier vergleichsweise klein, weil sie durch die Höhenlage später austreiben. Die Winterpause ist hier intensiver.
Ein Meer von Babyknospen auf den robusten, älteren Blättern der Qingxin Sträucher.
Auch der Tee von Nancy überzeugt uns. In ihrem Garten wachsen ausschließlich Teepflanzen des Qingxin Cultivars. Es wird hier auch Oolongcultivar genannt, weil es eine der ältesten, ursprünglichsten Strauchsorten ist. Diese Pflanzen kommen mit dem Hochlandklima am besten zurecht. Wir vergleichen die Winter-/Herbsternte mit der Frühjahrsernte 2018. Erst scheinen die Unterschiede recht deutlich und wir entscheiden uns für ein weiteres Blind Tasting. Obwohl die Unterschiede nicht groß sind, liegen wir mit unserem Tipp richtig. Ganz leicht favorisieren wir die Winterernte mit etwas fruchtigeren Noten, aber beide Tees sind richtig gut. Wir nehmen Proben mit und werden in Deutschland nochmal verkosten.
Kaum zu glauben: Das ist der bescheidene Ausblick aus Nancys kleiner Teefabrik. <3 Das ist der Teehimmel!
Nancy ist eine fröhliche Person und erzählt gerne und großzügig alles über ihren Tee und dessen Geschichte und Produktion.
Dieser Oolong Lishan Qingxin hat den typischen Hochlandcharakter und schmeckt einfach himmlisch. Klar, frisch, zartfruchtig und gut ausbalanciert.
Nancy sammelt das verbraucht Blattgut in einer separaten Schale.
Wir probieren auch Nancys leckeren Schwarztee.
Wir vergleichen im Blindtest die Winter-Herbsternte mit der Frühjahrsernte 2018.
Auch wenn es schwerfällt, müssen wir uns von diesem wunderbaren Ort und diesen lieben Menschen verabschieden, vergessen werden wir diesen Teehimmel wohl nie wieder.
Unsere Unterkunft ist in derselben Höhenlage und es kühlt abends bis auf 11 Grad ab. Tagsüber hatten wir bis zu knapp 30 Grad und dann ist der Kontrast doch groß. Wir kuscheln uns in unsere Decken und werden morgens von einem heftigem Gewitter geweckt. Zur Abwechselung gibt es heute zum Morgen einen Pu Erh Yiwu Gao Shan 2018, der unsere Lebensgeister gleich wieder in Schwung bringt.
Noch im Bett gönnen wir uns nach der kalten Nacht einen energiegeladenen Pu Erh Yiwu Gao Shan 2018.
Morgens nach dem Gewitter ist es bewölkt.
So riesengroß und rund sehen hier Birnen aus. Das Fruchtfleisch ist eher fest und weniger saftig als wir es kennen. Li bedeutet Birne und Shan Berg. Lishan heißt also Birnenberg, weil hier oben Obst besonders gut gedeiht.
Während der Fahrt Richtung Süden zum Sonne-Mond-See lichten sich langsam die Gewitterwolken.
Es geht zunächst zurück zum Sun Moon Lake, dort besuchen wir TRES (Tea Research and Extension Station). Hier werden viele verschiedene Teesträucher kultiviert und auch neue Strauchsorten durch Kreuzung entwickelt. Hier wurde zum Beispiel auch das bekannte Cultivar #18 für den Hongyu Cha Ruby und der Dark Pearl Oolong (=„DPO“) entwickelt. Von den Gärten können wir leider nicht viel sehen, da ein tropischer Regenschauer uns schnell ins Innere der Ausstellung zwingt. Hier sind die verschiedenen Arbeitsschritte von der Herstellung der verschiedenen Oolongs übersichtlich veranschaulicht. In der Teefabrik wurde gerade Hongyu Cha Ruby fertig verarbeitet. Der Duft der Produktion liegt noch in der Luft und am fertigen Tee können wir auch riechen.
TRES ist das Forschungs- und Entwicklungszentrum Taiwans. Hier werden unter anderem Cultivare, Anbau- und Produktionsmethoden entwickelt und erforscht.
Im Teegarten von TRES gibt es viele unterschiedliche Cultivare. Daher unterscheiden sich die Felder in Farbe, Struktur, Form und Wachstum.
Das hier ist ein Ruby 18 Bäumchen. Die Cultivare haben neben einem Namen auch eine laufende Nummer.
Hier kann man wieder gut die optischen Unterschiede der Teecultivare erkennen.
Das nächste Gewitter zieht auf, man sieht den Regen deutlich näher kommen.
In einer Halle werden anhand vieler Schaubilder die Vermehrung, Entwicklung und Produktion von Teepflanzen und -sorten erklärt. Auch über die Geschichte des Tees in Taiwan wird viel erklärt.
In der Fabrik von TRES wurde heute mit Ruby-18 Schwarztee produziert. Während wir kurz die Maschinen besichtigen, tobt draußen ein heftiges Gewitter und es schüttet in Strömen.
Es wird langsam Zeit, wieder einen Tee in die Tasse zu bekommen, aber die etwas längere Wartezeit lohnt sich. Zum Glück hat Peter einen guten Draht zum Besitzer der Xuyaoling Tea Plantation, denn aufgrund eines Staus kommen wir erst in der Dämmerung in Emei Xiang, Hsinchu an. Hier erwarten uns absolute Topqualitäten von Oriental Beauty. Wir verkosten drei verschiedene Qualitäten und sind mehr als begeistert.
Hier dürfen wir erstklassige Oriental Beauties degustieren.
Der Duft ist ein Traum.
Der Geschmack dieser Tees übertrifft unsere Erwartung bei weitem. Wir sind positiv überrascht.
Es sind hochdekorierte Tees, die regelmäßig bei Wettbewerben ausgezeichnet werden.
Diese beiden Oriental Beauty Qualitäten gefallen uns am besten. Der linke ist allerdings nicht zu bezahlen, er besteht ausschließlich aus den allerfeinsten Miniknospen und ist verständlicherweise sündhaft teuer. Die anderen beiden sind mehr oder weniger ausverkauft.
Eine einzelne, winzige Teeknospe der feinsten Edelqualität der Oriental Beauties.
Links im Bild Wilson, der Juniorchef dieses kleinen, aber feinen Betriebes, der auf Oriental Beauty Oolong spezialisiert ist.
Dieser winzigen Zikadenart „Jacobiasca Formosana“ verdankt diese Teesorte seinen besonderen Geschmack.
Die Familie hat sich auf die Produktion dieser Tees spezialisiert und die winzigen Grashüpfer, „Jacobiasca Formosana“, sind Ihnen in den letzten Jahren treu geblieben. Ohne sie sind Topqualitäten bei diesem Tee nicht möglich. Sie „beissen“, bzw. stechen in die frischen, jungen Blätter und stoppen förmlich das Wachstum der Blätter. Es sieht fast so aus, als ob die Blätter am Stiel halb vertrocknen, aber sie sind nur verletzt und produzieren bei ihrem eigenen Überlebenskampf besondere Stoffe, die den Geschmack des Tees später positiv beeinflussen. Ob wir die Tees dieses Jahr kaufen können, wird sich später entscheiden. Es gibt nicht mehr viel von der Ernte 2018 und es ist schon alles in Dosen abgefüllt. 75g kosten etwa 60 Euro und die eine Super Premium Qualität, bei der nur das erste Blatt der Ernte genommen wird, kostet das Dreifache. Das liegt etwas über unserem Budget, aber vielleicht bekommen wir von der 2019er Ernte, die im Juni beginnt, eine kleine Menge.
Der Begriff Oriental Beauty und auch einige andere Teenamen sind in Taiwan keine geschützten Begriffe und an keine Qualitätsstufe gebunden. In den letzten Jahren haben wir viele sehr mäßige Tees mit diesem Namen probiert. Zur Zeit haben wir einen in unserem Programm, der den Namen unserer Meinung nach absolut verdient. Ein leckerer Tee, aber heute haben wir Tees probiert, die noch einen Tick besser sind ... .
Zum Frühstück im Hotel in Taipei gönnen wir uns einen Pu Erh Tee, den Yiwu Gushu 2008.
Am nächsten Tag sind wir ein zweites Mal in der Wenshan Region unterwegs und sind in der Fabrik bei der Produktion unseres Pouchongs dabei. Heute sind auch Peters Frau Yvette und Nancy, eine Teefreundin, mit uns unterwegs. Peter wiederholt nochmal alle wichtigen Arbeitsschritte der Pouchong-Produktion für uns:
- Sonnenwelken
- Welken im Inneren der Fabrik mit Wenden der Blätter
- Finales Wenden in der Bambustrommel
- Oxidation
- Erhitzung /Stoppen der Oxidation („Kill Green“)
- Formen der Blätter
- Trocknen
Für alle Arbeitschritte muss man zwischen 24-40 Stunden einkalkulieren.
8. Die Blätter können, je nach Bedarf und gewünschter Geschmacksnuance, auch noch in kleinen Öfen nachgeröstet werden.
An dieser Stelle möchte ich kurz erwähnen, daß Pouchong und Baozhong zwei Begriffe für denselben Tee sind. Durch unterschiedliche Übersetzung aus dem Chinesischen haben sich beide Bezeichnungen etabliert. In Taiwan sagt man vielleicht etwas häufiger Baozhong, aber auch dieselben Personen benutzen durchaus Beides. Ein richtig oder falsch gibt es hier nicht.
Es riecht sehr gut in der Fabrik, denn die ersten Blätter sind schon im Ofen zum Trocknen. Während dieses Prozesses nehmen wir einige Blätter aus der Trockung und gießen sie zum Verkosten auf. Im Vergleich zum fertigen Tee haben sie deutlich grünere und vegetabilere Geschmacksnoten. Es ist interessant, aber eigentlich soll Oolong nicht so schmecken und wirklich lange haltbar wäre er in diesem Zustand auch nicht. Es lohnt sich also, den Rest der Trocknungzeit abzuwarten, um einen guten, haltbaren Tee zu bekommen.
Frischer Pouchong ist ein floral-fruchtiger Hochgenuss.
Im Ofen wird der Tee schonend getrocknet, bis er die gewünschte Restfeuchte und sein ideales Aroma erreicht hat.
Dieses frische Blattgut kommt direkt aus dem Ofen ...
... und duftet wahnsinnig intensiv.
Peters Frau Yvette und Angelika vom TKK.
Der Aufguss leuchtet in strahlendem Gelbgrün.
Der Teemeister und -produzent unseres Wenshan Pouchongs vor seinem kleinen Betrieb.
Zum Mittag geht es in die Berge zum Restaurant von Yvettes Onkel. Es ist ein magischer Platz mit einem beeindruckenden vegetarischen Menü. Zu unserer Begeisterung gibt es davon in Taiwan einige, oft weil die Inhaber, wie auch in diesem Fall, Buddhisten sind.
Das Restaurant und Teehaus von Yvettes Onkel ist unfassbar schön. Wir sind hingerissen von der Ruhe und Ästhetik.
Yvettes Onkel ist Künstler und hier ist vieles selbst gemacht. Von der Gartengestaltung, der Kunst die überall rumsteht oder -hängt über viele Holzmöbel bis hin zu den handbemalten Lampenschirmen.
In dieser Atmosphäre kommt natürlich Yogastimmung auf: Peter Lee mit Geli vom TKK.
Knackig gefüllte Veggie-Wraps als Vorspeise.
Die frischen, vielen Gerichte sind allesamt ein Gaumenschmaus. Typisch in Taiwan sind viele Schüsselchen mit unterschiedlichen Speisen. Es ist immer wieder spannend und wird nie langweilig. Als vegetarische Gourmets sind wir hier im Genuss-Himmel.
Links im Bild Tofu in Mangosoße und rechts mittig köstliche Okraschoten.
Knusprig gerösteter Blumenkohl.
Suppen sind auch sehr beliebt und werden fast immer dazu serviert. Hier eine üppige Gemüsesuppe mit Pilzen.
Yvettes Onkel Mr. Su ist Künstler und schreibt uns eine Kalligraphie als Gastgeschenk. Wir sind gerührt. Die Gastfreundschaft in Taiwan hat einen sehr hohen Stellenwert und manchmal ist es fast etwas unangenehm.
Die Bedeutung der Kalligraphie passt gut zu uns: „Es gibt tausend Schritte zu tun, aber man soll immer mit dem ersten beginnen“.
Bei diesen vielen neuen Eindrücken während einer solchen Reise, aber auch besonders im Alltag, ist das nicht immer ganz leicht, aber wir werden es versuchen.
Herr Su ist Kalligraphie-Künstler und seine Werke wurden bereits in New York ausgestellt.
Für die Gäste seiner Nichte hat er seine Kalligraphie-Ausrüstung aufgebaut und beginnt kunstvoll zu schreiben.
Herr Su erschafft individuelle Werke.
Der Garten ist übersäht mit kleinen Kunstwerken.
Die tropische Natur ist hier besonders dicht und üppig.
Überall im Garten finden sich gemütliche Ecken, die zum Verweilen einladen.
Auch der Froschteich ist eine Augenweide.
Nach dem Essen macht Nancy eine Teezeremonie im Stil von Gongfu Cha. Sie nennt sie aber lieber eine Tea Celebration. Wir verkosten verschiedene Tees, u.a. einen außergewöhnlichen Tee von Atong Chen, 2018 Alishan Dong Ding Qingxin, den wir mitgebracht haben und der alle beeindruckt.
Auch ein Muzha Tie Kuan Yin aus dem Jahr 2010 und ein gereifter Sheng Pu Erh aus dem Jahr 1980 finden den Weg in unsere Tassen. Es breitet sich ein sehr angenehmes Körpergefühl durch diese vielen guten Tees aus.
Nancy hat alles aufgebaut, gleich kann der Teegenuss losgehen.
Nancy erwärmt zu Beginn alle Gefäße mit heißem Wasser.
Aus der Fabrik heute morgen haben wir den nicht ganz fertig getrockneten, frischen Pouchong mitgenommen. Der kommt als erstes in die Teekanne.
Nancy ist professionelle Teemeisterin und stahlt eine elegante Ästhetik aus. Trotzdem wirkt alles locker und entspannt. Die Stimmung ist nicht steif oder förmlich, sondern lustig, fröhlich und trotzdem konzentriert.
Das zarte Porzellangeschirr ist zauberhaft.
Es ist der Samstag vor Ostern, da hat sie extra ein Häschen-Yixingkännchen für uns mitgebracht. Sie hat ein Teepinselchen, um den Ton regelmäßig mit Tee zu benetzen. So erhält er durch die ätherischen Teeöle einen hübschen Glanz.
Jetzt übersetzen Yvette und Peter unsere Kaligraphie. Her Su hat geschrieben: „Es gibt tausend Schritte zu tun, aber man soll immer mit dem ersten beginnen“. Das passt gut zu uns weil wir dazu tendieren, zu viele Dinge zu tun und uns dann gerne verzetteln.
Peter ist uns mit seiner überwältigenden Gastfreundschaft und der humorvollen Art nach diesen vier intensiven Tagen sehr ans Herz gewachsen und seine liebenswürdige Frau Yvette sowieso. <3 Das ist der Beginn einer neuen, wunderbaren Teefreundschaft.
Nancy packt gegen Ende auch einen älteren, gereiften Pu Erh aus, der uns hervorragend schmeckt.
Gebäck wird auch dazu gereicht.
Zwischen den Teesorten werden die Cups mit heißem Wasser gespült.
Herr Su verabschiedet uns vor seinem Teehaus-Restaurant. Oben ist sein privater Wohnbereich mit großzügiger Terrasse und Blick über das tropisch-grüne Tal. Das Grundstück hat quasi Alleinlage, drumherum scheint es nur üppige Natur zu geben.
Ein erlebnisreicher Tag nähert sich dem Ende und neben Peter, mit dem wir vier unvergessliche Tage mit vielen besonderen Plätzen und auch Tees verbracht haben, verabschieden wir uns heute auch von Yvette und Nancy, die wir beide erst heute kennengelernt haben. Manchmal fühlt sich ein harmonischer Tag, mit vielen neuen Eindrücken und voll von positiver Energie, viel länger an. Heute war definitiv so ein Tag.
Vielen Dank für eine tolle Zeit!
Zurück in unserem Hotel in Taipei genießen wir einen leckeren Grüntee aus der Region, einen erfrischenden, süßlichen Grüntee, den Bi Lo Chun 2019
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HIER GEHT ES WIEDER GANZ NACH OBEN --^