Japanreise 2018 (21.04. - 04.05.)
2. Teil Yakushima – Teegarten Watanabe & Töpfermeister Herr Yamashita
Heute geht es für uns von Fukuoka mit dem schnellen Shinkansen in den Süden von Kyushu nach Kagoshima. Dort treffen wir uns zur Mittagszeit mit Dietmar & Tobias von Marimo. Wir freuen uns sehr, mit den beiden wieder verschiedene Teegärten zu besuchen. Sie haben in den letzten Jahren intensive Geschäftsbeziehungen mit kleinen Familienbetrieben aufgebaut und wir profitieren sehr davon, denn die beiden können viel Einfluss auf die Art der Verarbeitung und die Verwendung der verschiedenen Teestrauchvarietäten nehmen, da sie sehr eng mit den Teebauern zusammenarbeiten und zu Beginn der Erntezeit vor Ort in Japan sind.
Schon bevor die Reise losgeht sind wir sehr dankbar für alles was die beiden im Vorfeld organisiert haben.
Am Abend kommen zu unserer kleinen Reisegruppe Valerie & Rebecca aus Paris und unsere Teefreunde aus München, Werner & Frank, dazu.
Am nächsten Tag starten wir sehr früh mit der ersten Fähre nach Yakushima, einer kleinen paradiesischen Insel 150 km südlich von Kagoshima. Am Hafen werden wir von Keita und Mariko Watanabe begrüßt. Keita ist der Sohn von Mankichi Watanabe, den wir vor drei Jahren zur Shinchaernte das erste Mal persönlich kennengelernt haben. Er ist letztes Jahr mit seiner Frau und den beiden Kindern von Tokyo zurück nach Yakushima gezogen.
Seitdem hilft er im Teegarten und übernimmt mehr und mehr Verantwortung, lernt dabei aber immer noch sehr viel von seinem Vater.
Allerdings ist er nicht so „scheu“ wie sein Vater, der nicht so gerne im Mittelpunkt steht. Zusammen fahren er und seine Frau Mariko uns direkt vom Hafen in die Teefelder.
Mit dieser Fähre sind wir aus Kagoshima angereist. Im Hintergrund sieht man Yakushimas wunderbar bewaldetes Gebirge.
Keita und Mariko Watanabe arbeiten im Familienbetrieb mit und zeigen uns den Teegarten - hier ein Feld mit Yabukita Teesträuchern.
Die Teebüsche sind seit der ersten Frühlingsernte bereits kräftig nachgewachsen.
Olli springt gleich ins Feld und knabbert an einer frischen Knospe.
Dieser Teegarten ist bezaubernd und im Gegensatz zu unserem Besuch vor drei Jahren regnet es nicht und der Himmel ist deutlich heller und taucht die verschieden Parzellen des Gartens in ein schönes Licht.
Die Biofelder sind harmonisch in die Bergwaldränder eingebettet ...
... und grenzen überall direkt an üppigste Natur. Das ist nicht überall so. Im konventionellen Anbau sieht man großflächige Monokulturen in denen sich Teefelder wie Ozeane ausbreiten.
Die komplette erste Ernte (Ichibancha/first flush) ist hier seit 5 Tagen fertig. Es wurde vom 31.3. - 20.4.2018 bei sehr guten Bedingungen geerntet und durch das gute Wetter konnte die Ernte außergewöhnlich früh abgeschlossen werden. Der Kabuse Shincha Watanabe Yakushima, der extra für Marimo produziert wird, ist deshalb sogar schon auf dem Weg nach Deutschland. Keita zeigt uns die drei Parzellen aus dessen Blättern der Tee produziert wird. Als erstes wurde am 1.4.2018 die Kuritawase geerntet und leicht gedämpft (asamushi), am 3.4.2018 kamen die Blätter der Sae Midori dazu und als letztes wurde die Strauchsorte Asatsuyu geerntet und tief gedämpft (fukamushi).
Die drei verschieden Strauchvarietäten und die unterschiedlichen Bedämpfungs– und Verarbeitungszeiten machen das Besondere dieser Teerarität aus. Außerdem werden alle Teebüsche ca. 10 Tage mit Netzen beschattet, um einen noch feineren Geschmack mit einem Hauch von Süße und Umami zu bekommen.
Wir verkosten diesen Tee auch später und sind hellauf begeistert. Die Qualität 2018 scheint mir besser als die beiden letzten Jahre zu sein und erinnert mich leicht an das erste Jahr 2015, als er so viele Teeliebhaber begeistert hat. Auf unsere Fragen bestätigt auch Mankichi später, dass er dieses Erntejahr besser einstuft als die beiden Jahre zuvor.
Von diesem wunderbaren Shincha wurden auch dieses Jahr wieder nur 50 kg produziert und deshalb wird der Tee nach Eintreffen wieder nur begrenzt verfügbar sein, auch wenn wir etwas mehr als letztes Jahr reservieren konnten.
Hier im Bild links stehen die einzigen 5 Reihen des Gartens mit der Strauchsorte Sae Midori deren Blätter komplett in unseren Shincha eingemischt werden. Rechts eine weiterere Strauchsorte unseres Shinchas, die Kuritawase. Die dritte Zutat ist die süßlich-aromatische Strauchsorte Asatsuyu welche weiter unten zu sehen sein wird.
Das ist das malerische Teefeld des feinen Cultivars Asatsuyu welcher sich sowohl zum Teil im Shincha, als auch im Kabusecha befindet.
Ein Kräuter- und Blumenbeet am Feldrand der Watanabes.
Hier kann man deutlich erkennen, wie seit dem ersten first flush Schnitt bereits die Knospen für den second flush nachsprießen.
Auch die putzige Raupe erfreut sich an den aromatischen Teebüschen.
Die Raupen müssen in diesem biologisch bewirtschafteten Garten manuell abgesammelt werden. Das ist keine leichte Aufgabe, weil sie gut getarnt sind.
Die idyllische Athmosphäre wird durch fröhliches Vogelgezwitscher untermalt - schade, dass wir das hier nicht zeigen können.
Kleine wilde Erdbeeren wachsen hier zuhauf zwischen den Teefeldern.
Der Teegarten der Watabes führt immer wieder durch kleine, märchenhafte Wälder.
Farnknospen werden hier in Japan auch als Gemüse eingelegt oder im Salat verzehrt.
Eines der vielen üppigen Wäldchen am Teefeldrand.
Dieses Feld wurde bereits abgeerntet, ganz kurz zur Pflege zwischenbeschnitten und gedeiht fleißig nach.
Die Teefelder sind sehr gepflegt und bei einigen Pflanzen sieht man schon erste Triebe, die als zweite Ernte (second flush) ab Mitte Mai geerntet werden. Ab Juli gibt es dann noch eine 3. Ernte und Mitte August werden die Pflanzen dann zurückgeschnitten, was teilweise im November bei einigen Büschen nochmal wiederholt wird. Das gehört dann schon zur Vorbereitung der 1. Ernte 2019. Im Herbst und Winter finden auch weitere Pflegearbeiten statt. Es muss in diesem paradiesischen Bio Teegarten sehr viel Unkraut mit der Hand gezupft werden und dann fühlen sich die ca. 5 ½ ha wieder sehr groß an.
Manchikis Sohn Keita Watanabe zeigt uns wie er das Schnittgut vom kurzen Pflegeschnitt als Mulch zwischen den Teebüschen verteilt.
Man sieht die aufwändige Pflege - alle Felder sind super in Schuss.
Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch die Felder müssen wir uns nun von der harmonischen Idylle verabschieden ...
... und fahren weiter zur Teefabrik. Dort treffen wir das Familienoberhaupt Mankichi Watanabe und trinken mit ihm auch den neuen 2018er Kabusecha Watanabe Asanoyu Tokujou. Dieser Tee ist Begeisterung pur!!! Süße, blumig fruchtige Noten mit einem Hauch von rohem Gemüse. Der Tee breitet sich sehr intensiv im kompletten Mund– und Rachenraum aus und hat einen angenehm langen Nachhall.
Auf unserer ersten Teereise vor drei Jahren waren wir zur Ernte hier und nun ist die Freude über das Wiedersehen groß: rechts, Mankichi Watanabe mit Olli vom TKK.
Die erste Ernte ist geschafft, nun haben die Maschinen für die Teeproduktion erstmal Pause.
Mankichi Watanabe hört sich geduldig all die vielen Fragen an. Olli will immer alles ganz genau wissen. ;o)
Herr Watanabe erklärt alle Details bezüglich der diesjährigen Ernte.
Mankichi Watanabe beantwortet ausführlich Ollis Fragen zur Dämpfmaschine, während Isabelle beeindruckend fließend dolmetscht.
Wir dürfen den neuen Kabusecha Watanabe Asanoyu Tokujou probieren und sind hellauf begeistert - auf diesen besonderen Tee müssen wir in Deutschland noch etwas länger warten, denn er wird per Seefracht kommen und das dauert noch einige Monate.
Der Sohn Keita bereitet kurz vor Mittag auch noch einen Schwarztee (Koucha) von der 1. Ernte der Kanaya Midori zu. Auch dieser Tee begeistert uns wie vor 3 Jahren, als wir ihn als Watanabe Koucha – Kanaya Midori in unser Programm aufgenommen haben. Er wird noch mit Blättern der 2. Ernte gemischt, um einen etwas präsenteren „Körper“ zu haben.
Zu unserem Mittagessen kommt die Sonne langsam hinter den Wolken hervor und bringt sofort sehr angenehme Wärme mit sich. Wir alle genießen die Tofu -und Gemüsespezialitäten bei bester Laune und nach dem Nachtisch verabschieden wir uns von der Familie. Mit Keita und Mariko geht es aber noch weiter zu einem zweiten Termin auf Yakushima.
Eine Freundin von Mariko Watanabe hat für unser Lunch wunderbare, mit Gemüse- und Tofuspezialitäten befüllte, Bentoboxen zubereitet.
Watanabes Matchaeis ist unschlagbar lecker ...
... und natürlich auch bei Olli besonders beliebt. Genuss pur, vor allem bei diesem traumhaft sonnigen Wetter!
Auch die fröhliche Frau Gutu hatten wir vor drei Jahren hier kennengelernt - sie arbeitet im Hofladen und Büro.
Wir dürfen hocharomatischen, frischen Shinchaaa probieren. <3
Olli und Geli vom TKK - dankbar und glücklich gemeinsam mit Teefreunden diese wunderbaren Erlebnisse teilen zu können.
Besuch der Keramikwerkstatt von Herrn Yamashita
Wir besuchen den Töpfer Herrn Yamashita, von dem wir auch schon 2015 & 2016 einige besondere Chawan kaufen konnten. Heute fahren wir direkt zu seinem Haus, das sehr schön am Berghang gelegen ist. Vor dem Haus sieht man sehr viel Brennholz und seinen imposanten Anagamaofen, in dem er seine Keramik brennt. Gebaut hat er diesen imposanten Ofen im Jahr 1986. ist ca. 10 Meter lang und wenn Keramik gebrannt wird erreicht der Ofen Temperaturen von bis zu 1300°Celsius und wird ca. 72 Stunden lang beheizt, danach braucht er 3 - 4 Tage zum Abkühlen. Töpfermeister Yamashita stellt viele Utensilien für den Genuss von Tee her, aber auch Vasen, Teller und besondere Dekokeramik.
Der 10m lange Anagama Ofen von Herrn Yamashita.
Es wird gerade nicht gebrannt, also können wir tief in das Innere des Holzofens blicken. Aufgereiht vor dem Ofen sieht man die Stapelhilfen die all die Keramiken während des Brandes stützen müssen. Im vorigen Reisebericht kann man den Aufbau im Ofen von Mike Martino sehen.
Durch die hinterste Seitenluke fällt Licht in das Innere des Ofens.
Herr Yamashita vor seinem 1986 erbauten Ofen.
Er hat im Alter von dreiundzwanzig Jahren mit der Keramikarbeit angefangen und kann inzwischen auch eine zweiundvierzigjährige Erfahrung zurückblicken. Seine ersten Erfahrungen sammelte er in einem Atelier in Kiyomizu (Kyoto). Im Laufe seines Lebens hat er sich von vielen verschiedenen Stilen und Lehrern beeinflussen lassen und ist nicht nur einem Mentor gefolgt. Zwischen 1976-1981 hat er sich mit der Kunst des Arbeitens an der Töpferscheibe beschäftigt und hat danach eine Keramikexpertenschule in Kyoto besucht.
Herr Yamashita hört sich Ollis Fragen an und ...
... erklärt seine Arbeit ausführlich und geduldig. Im Hintergrund fotografiert unsere Teefreundin Valerie die ein Teefachgeschäft, das Neo T, in Paris führt.
Heute lebt er mit seiner Frau auf Yakushima. Sie hilft ihm auch in der Werkstatt, beim Verpacken und näht aus edlen Kimonostoffen schöne Beutel für seine hochwertigen Chawan. Er ist aber in ganz Japan bekannt und hat regelmäßig Ausstellungen in Tokyo, Nagoya und Shizuoka.
Geli und ich sind sofort von einigen Stücken begeistert und stöbern mit viel Freude durch das Studio. Wir haben großes Glück, denn erst vor kurzer Zeit hat er viele neue Stücke gebrannt und deshalb sind die Regale diesmal prall gefüllt.
Im Studio gibt es viel zu entdecken ... beispielsweise diese großartige Ausschankkanne.
... und wir suchen die markantesten und schönsten Stücke für unsere Kunden aus.
Wir sind besonders auf Stücke von besonderem Charakter, aber trotzdem mit einer ruhigen Ausstrahlung aus.
In der Werkstatt werden die ausgesuchten Schätze, wie diese Teedose, aufgereiht.
Der Künstler freut sich über unser Interesse und die Begeisterung. Hier geht es zu dieser XL Chawan.
Diese Chawan hat es uns ganz besonders angetan. ^^
Nach 1 ½ Stunden haben wir eine schöne Auswahl getroffen und alles wird sorgfältig verpackt, denn die wertvollen Stücke müssen nicht nur die Fährfahrt überstehen, sondern werden per Luftfracht nach Deutschland verschickt bzw. sind seit dem 1. Mai unterwegs und werden hoffentlich heil bei uns Ende Mai eintreffen.
Die Wahl ist getroffen.
Wir lieben besondere Holzbrandverläufe und -schattierungen die im Anagama bei großer Hitze ganz natürlich am Ton durch Verschmelzung der Mineralien entstehen. Hier geht es zu den verfügbaren Stücken.
Es sind nicht reproduzierbare Unikate von individuellem Charakter.
Zwillinge und doch so unterschiedlich.
Wir freuen uns sehr die Chance bekommen zu haben, so wunderbare Keramik vor Ort auswählen zu können, mußten uns aber auch ein wenig beherrschen, um unser Budget zu Beginn der Reise nicht überzustrapazieren.
Das Holz für den nächsten Brand steht bereit. Und links unten an den trocknenden Holzscheiben ...
... wachsen zwischen dem Moos zauberhafte Orchideen.
Wir verabschieden uns und Frau Yamashita freut sich über die Gastgeschenke.
Reisebericht Teil 3 zeigt den Besuch bei dem, auf Kamairicha spezialisierten, Betrieb der Familie Kadota - er folgt in Kürze ...