Teil 5 von 7
13. Mai zu Besuch in Mie, bei einem Pionier des Bioanbaus, Herrn Iwao Hayashi.
Mit dem Zug geht es heute mit Dietmar und Tobias von Marimo in die Präfektur Mie, die im südöstlichen Teil der Hauptinsel Honshu liegt. In Tochihara werden wir an einem sehr kleinen Bahnhof von Iwao Hayashi begrüßt. Er ist der Senior des Familienbetriebes, in dem auch sein Sohn und sein Enkel mit arbeiten.
In Japan gilt er als Pionier des Bioanbaus. Wie er uns bei einem gemeinsamen Mittagessen erzählt, hat er schon in den 70er Jahren aufgehört, Pestizide einzusetzen. Er erklärt uns, daß man beim Anwenden von Pflanzenschutzmitteln Kopfschmerzen bekommt und sehr müde wird.
Leider ist in dieser Region seine Familie die einzige, die ihren Tee nach Biostandards produziert.
Er selbst trinkt schon seit seiner Kindheit Tee. Als kleines Kind bekam er gerösteten Bancha und er ist der Meinung, daß man mindestens 90 Jahre alt wird, wenn man wirklich regelmäßig Tee trinkt. Er wirkt mit seinen 79 Jahren sehr fit und gesund und hat ein herzlich fröhliches Lachen das so schön und authentisch ist, daß man es leider nicht wirklich auf Bildern zeigen kann.
Mit Iwao Hayashi haben Dietmar und Tobias ihre ersten Teeimportgeschäfte gemacht. Vor neun Jahren haben sie den ersten Karigane (Kukicha) importiert, der mit seinem weichen, leicht lieblichen, cremigen Geschmack immer noch ein Highlight im Sortiment ist. Sie kaufen schon seit Jahren die komplette Produktionsmenge dieses Tees auf.
Während dem gemütlichen Mittagessen lernen wir Iwao Hayashi und näher kennen und erkundigen uns über seine frühe Pionierarbeit im Anbau von Biotee.
Knackfrisches Gemüse und leckere Nudeln gehören in Japan zu unseren Lieblingsgerichten.
In diesem nördlicher gelegenen Teegarten beginnt die Ernte im Vergleich zu Kyushu etwas später. Dieses Jahr wurden am 3. Und 4. Mai die ersten kleinen Testmengen geerntet, um die Maschinen in der Fabrik einzustellen und zu testen, ob der neue Tee wirklich erntebereit ist, obwohl die Hayashis das mit ihrer großen Erfahrung eigentlich auch so erkennen können.
Dieses Jahr sind die Testmengen so gut geworden, daß sie als Shincha verkauft werden. Der Tee ist unglaublich fruchtig und in der Endverarbeitung nicht so stark erhitzt, so daß man auch im Abgang eine angenehme leichte Astringenz spürt. Das ist Shinchagenuss pur. Wir sind die allerersten die sich vier Kilo von der sehr limitierten Menge sichern können und freuen uns schon jetzt riesig auf die Ankunft dieser Spezialität.
Der eigentlich erste volle Erntetag war dann der 5. Mai. An diesem Tag wurden die Yabukitasträucher geerntet, die im, bei uns sehr beliebten, Sencha Tokujou Mie einen großen Teil des Cuvées ausmachen. Nicht nur wir und unsere Kunden mögen diesen Tee sehr gerne, auch in einem Senchavergleich der FAZ belegte dieser Tee letztes Jahr den ersten Platz.
Der weite Blick über die Teefelder von Iwao Hayashi ist atemberaubend schön.
Junge, frische Teeknospe.
Angelika und Jan-Oliver Hartleib vom TKK im Teehimmel.
Iwao Hayashi beantwortet mit großer Geduld all unsere vielen Fragen zum biologischen Teeanbau. Er gilt in der Bioszene mit seiner großen Erfahrung als Experte.
In der strahlenden Sonne leuchten die frischen Teeblätter besonders intensiv ...
... und verströmen einen hocharomatischen, betörenden Duft.
Ein Meer von Teebüschen - idyllisch eingebettet von Wäldern und Bergen.
Mit unseren Geschäftspartnern der Firma Marimo verbindet uns mittlerweile auch eine persönliche Freundschaft. Sie betreuen uns auf den Japanreisen vorort und der liebe Dietmar (hier im Bild mit Angelika vom TKK) übersetzt als geduldiger Dolmetscher unermüdlich Tausende unserer Fragen.
Iwao Hayashi in einem seiner wunderschönen Teefelder.
An frischen Teeblättern können wir uns gar nicht satt sehen. Schade nur, daß wir den Duft nicht für Euch präsentieren können.
Der fast 80-jährige Pionier Iwao Hayashi, zwischen Angelika und Oliver vom TKK stehend, hat seinen Betrieb bereits in den 70er Jahren auf biologischen Anbau umbestellt. Wir sind von seiner langjährigen Erfahrung sehr beeindruckt.
An diesem heißen Tag in der prallen Sonne bekommen die jungen Triebe fast schon einen Hauch von Orange im frischen Grün ...
... und einen strahlenden Glanz.
Shades of Green. ^^
Bei wunderbarem Wetter fahren wir zu idyllisch gelegenen Teefeldern. Der Teegarten ist über 26 Parzellen in den Bergen von Mie verteilt. Heute werden Teeblätter der Zairai Sträucher geerntet und wir treffen den Enkel Shuhei beim Fahren der Erntemaschine. In diesem Betrieb arbeiten drei Generationen zusammen und Shuhei zeigt uns wie er die Schneidemaschine eingestellt hat, um nur die feinsten Blätter für tolle first flush Qualitäten zu ernten. Die Blätter, die später den Marimo Sencha ausmachen, werden heute geerntet.
Iwao erzählt uns, daß es in dieser Region große Temperaturunterschiede gibt. Im Winter gibt es Frost und die Temperaturen sind eher kalt, was für ein sehr langsames Wachstum sorgt, aber auch für einen besonders guten Geschmack.
Am heutigen Erntetag ist es sehr warm und trocken und wir alle haben das Gefühl die Teefelder duften heute besonders intensiv und betörend.
Am nächsten Teefeld angekommen erstaunt uns eine komplette Einzäunung.
Iwao erklärt uns, daß der Zaun zum Schutz vor den Wildschweinen gebaut werden musste. Die Wildschweine blieben bei der Suche nach Nahrung zwischen den Teebüsche häufig stecken und rissen ganze Büsche mit sich.
In den Biogärten finden wir häufig Spinnentiere. Die halten den natürlichen Kreislauf intakt.
Iwao Hayashi zeigt und den Unterschied zwei unterschiedlicher Tee-Varietäten/Kultivare.
Als wir eintreffen ist Shuhei Hayashi, der Enkel von Iwao hier neben seiner Erntemaschine stehend, am Ernten. Auch auf diesem Bild sieht man überall den Wildschwein-Schutzzaun.
Der Teeblattmäher von unten gesehen.
Bei dieser Maschine werden die Teeblätter direkt in den Auffangsack gepustet.
Hier erkennt man den Unterschied zwischen den, frisch geschnittenen und noch unberührten, Teebuschreihen.
Hier im Detail ist der Schnitt noch deutlicher zu sehen ...
... und hier aus der 90° gedrehten Sicht, also quer zur Buschreihe.
Von rechts: Iwao Hayashi und sein Enkel Shuhei Hayashi in einem der Teefelder des Familienbetriebes in Mie.
Iwao Hayashi mit seiner Frau.
Die Ventilatoren pusten während der kühleren Jahreszeit die aufsteigende Warmluft nach unten auf die Teebüsche.
Die Propeller an den Masten dienen dem Frostschutz.
Wir bewundern auch das neue Gebäude der Arachafabrik, das erst jetzt im zweiten Jahr genutzt wird. Hier hat Kimihiko Hayashi, der Sohn von Iwao, heute einen sehr langen Arbeitstag, denn die Ernte läuft auf Hochtouren und es werden immer wieder frisch geschnittene Teeblätter angeliefert. Bis zum Feierabend hat er hier noch viele Stunden vor sich ...
Sohn Kimihiko und Vater Iwao Hayashi füllen die frisch geernteten Teeblätter in die Verarbeitung.
Die frische Ernte wird zur Dämpfmaschine transportiert.
Gleich kommen die grünen, jungen Teeblätter in das heiße Dampfbad.
Der 100° Celsius heiße Wasserdampf stoppt die Oxidation in den Blättern und erhält so die Frische und möglichst viele Inhaltsstoffe.
Die Teeblätter werden in diesem Betrieb etwas länger als üblich gedämft (chu-mushi), aber nicht ganz so intensiv wie bei der tiefen Bedämpfung (fuka-mushi).
Iwao Hayashi in der kleinen, familienbetriebenen Teefabrik für die mittlerweile sein Sohn Kimihiko verantwortlich ist, während Iwao sich mehr um den Anbau kümmert.
Olli mit einer Handvoll frisch gedämpfter Teeblätter.
In dieser Maschine werden die Blätter mit rotierenden Bürsten leicht geknetet, damit der Zellsaft in Bewegung kommt ...
... und die ätherischen Öle sich entfalten können.
Iwao zeigt dem Olli den Zwischenstand des Blattguts.
Immer wieder wird der Zustand der Blätter kontrolliert um evtl. noch einige Parameter zu justieren.
Der betörende Duft macht Teaholics wie den Olli total glücklich.
Oliver Hartleib, Inhaber vom Tee Kontor Kiel und in Kurzform Olli genannt, hier bei den Rollmaschinen.
In der Rollmaschine erhalten die Teeblätter, die für Sencha typische, längliche Nadelform.
Teeblätter auf einem Transportband in dem kleinen Familienbetrieb der Hayashis in Mie.
Olli hält eine Handvoll aussortierter Kuki (Blattstengel).
Iwao Hayashi überprüft die Blattstengel, auf Japanisch Kuki genannt. Sie werden in Japan für diverse Teespezialitäten wie Kukicha, Karigane oder Shiraore verwendet.
Im Anschluss verkosten wir noch die neuen Shinchaqualitäten und sind nicht nur von der Optik und dem Geruch begeistert, sondern vor allem auch vom frisch-fruchtigen Aroma.
Auch der Mizudashi den wir verkosten ist superlecker und erfrischend. Das Grün dieses Tees leuchtet förmlich. Auch einen ganz besonderen Schwarztee lernen wir kennen. Das Blatt ist eher unauffällig klein, was durch die Verarbeitung der wiederholten Knetvorgänge erklärbar ist. Er hat ein sehr volles Aroma mit leichter Süße und wenig Bitterstoffen. Auch als Kaltaufguss begeistert dieser Schwarztee, die Süße ist noch intensiver und wir sind nun endgültig sicher, daß wir diesen Tee gerne in unser Sortiment aufnehmen wollen. Von diesem 3 Jahre abgelagerten Tee gibt es nur sehr limitierte Mengen, aber wir freuen uns schon jetzt auf eine echte Raritität, die hoffentlich ab Herbst verfügbar sein wird.
Iwao Hayashi gießt uns zu Beginn des Teatastings seinen Schwarztee auf.
Der Schwarztee schmeckt vollmundig und hat zart-süßliche Noten.
Im Glas kommt die leuchtende Farbe des Tees gut zur Geltung.
Iwao freut sich über unsere Teebegeisterung und das intensive Interesse.
Der Shincha hat ein tiefes, kräftiges Grün ...
... und einen betörenden, intensiven Duft von Frische.
Das Blattgut fühlt sich ...
... wunderbar an.
Der Aufguss vom frischen Shincha schmeckt sensationell gut - wir sind hingerissen. Durch die etwas länger als übliche Bedampfungszeit (chu-muchi, bzw. halb fuka-mushi) ist der leuchtend-grüne Aufguss etwas trüber und das Aroma intensiv-frisch und weich ohne Bitterstoffe.
Iwao Hayashi präsentiert uns seinen Schwarztee als Kaltaufguss in dieser wundervollen, praktischen Eisteeflasche. Sie ist von der japanischen Firma HARIO und wir sind dermaßen begeistert, daß wir sie sofort in unser Sortiment aufnehmen wollen. Sie gehört mittlerweile zu unserem Lieblings-Sommer-Tool und wohnt permanent in der Kühlschranktür, zumahl sie auch noch unglaublich schnell zu reinigen ist und auch im Sektkühler bei Besuch etwas hermacht.
Attraktives, kontrastreiches Duett of Tea.
Der schmackhafte Mizudashi (Grüntee für den Kaltaufguss) von Iwao Hayashi erstrahlt im Glas.
Bei der Teeverkostung vergessen wir die Zeit und müssen dann schnell aufbrechen, um den letzten Zug Richtung Kyoto zu bekommen.
Dieser tolle Tag in den Teefeldern von der Familie Hayashi in Mie wird uns lange in bester Erinnerung bleiben. In einer wunderschönen Bergregion wird hier mit größter Leidenschaft höchste Teequalität angebaut und produziert.
Der Familienbetrieb der Hayashis in Mie ist von traumhaften Bergen umgeben.
Die Gärten in Japan sind meistens liebevoll bepflanzt und sehr gepflegt.
Das Dach des Betriebes schmückt eine Solaranlage und auf den Masten sieht man wieder die Ventilatoren um die Teepflanzen vor Frost zu beschützen.
Die Gegend um den kleinen Biobetrieb der Familie Hayashi ist traumhaft schön.
HIER geht es weiter zum Teil 6 über den Besuch bei dem außergewönlichen Matchabetrieb Nakanashi in Kyoto